Engagiert für die Welt(kirche)
Nachdem vor Kurzem ein kontroverses, von Donald Trump kreiertes, KI-Bild von ihm als Papst durch die Medien spukte, hätten wohl die wenigsten erwartet, dass tatsächlich zukünftig ein Amerikaner auf dem Stuhl Petri sitzen wird. Leo XIV. – der erste Papst mit US-amerikanischen Wurzeln in der Geschichte.
Doch Robert Francis Prevost, wie Papst Leo XIV. mit bürgerlichem Namen heisst, ist in keinster Weise mit dem aktuellen US-Präsidenten zu vergleichen. Er gilt als Brückenbauer und Friedensstifter. In Chicago geboren und zum Priester geweiht, verbrachte der heute 69-Jährige rund 20 Jahre als Missionar und Bischof in Peru. Er verbindet also den globalen Norden mit dem globalen Süden, kennt die Gegensätze zwischen armer und reicher Welt(kirche).
Bereits sein Name und die erste Ansprache nach der Wahl lassen die Richtung erkennen, in die es gehen wird. Das Pfarrblatt Bern hat dazu einen sehr anschaulichen und informativen Artikel veröffentlicht, der analysiert, für welche Kirche Papst Leo XIV. steht.
Er spricht sich für den synodalen Weg und den Dialog aus. Auch die Botschaft des Friedens kann deutlich aus seinen Worten zum Amtsantritt herausgehört werden. Papst Leo XIV. bekennt sich zu einer missionarischen Kirche, die durch ihre authentischen Antworten und ihr Streben nach Frieden und Gerechtigkeit Menschen von sich überzeugt.
Auch aus Zürich gehen Grüsse an Papst Leo XIV. Generalvikar Luis Varandas und Synodalratspräsident Raphael Meyer grüssen den neuen Papst und Bischof von Rom - und erklären, was seine Wahl für uns als katholische Kirche in Zürich bedeutet:
«Mit der Wahl seines Namens drückt er seine Verbundenheit mit dem Engagement für die Armen und Benachteiligten, für soziale Gerechtigkeit und den Einsatz für den Frieden aus. Das ist auch für die Katholische Kirche hier in Zürich ein zentraler Auftrag. Wir sind glücklich und dankbar, dass der neue Papst als enger Vertrauter des verstorbenen Vorgängers den Weg des synodalen Reformprozess der Kirche weitergehen will.»
Auch Pater Jens Petzold lebt für den Dialog. Der einstige Zürcher Pöstler gründete 2012 ein christliches Kloster im Irak. Im Zentrum seiner Arbeit steht der Dialog zwischen den Christen und den mehrheitlich muslimischen Bewohnern der nordirakischen Stadt Sulaimaniyya, wo sein Kloster angesiedelt ist.
Wie der atheistisch aufgewachsene Pater zum Christentum kam und was ihn in den Irak geführt hat, berichtet Jens Petzold bei einem persönlichen Aufenthalt im Kanton Zürich. Vom 17. bis 19. Mai ist er zu Gast in einer Zürcher und einer Winterthurer Pfarrei und gibt Einblicke in sein Leben im kurdischen Nordirak und wie er 2014 die Vertreibung der Christen aus der Ninive-Ebene erlebte.
Wie das Christentum ein Teil des Iraks ist, so ist auch der Islam ein Teil der Schweiz. Deshalb gehört auch die muslimische Spital- und Klinikseelsorge seit 2023 zum Angebot der Spitäler für Kranke und ihre Angehörigen.
Der Kanton hat das Projekt jetzt auswerten lassen. Fazit: Der Bedarf an muslimischer Seelsorge wächst. Und die interreligiöse Zusammenarbeit ist auch eine Bereicherung für die Kirchen.
Auch wenn die Kirche aufgrund der Papstwahl plötzlich weltweit im Mittelpunkt steht, auch wenn es zahlreiche Beispiele wie Pater Jens gibt, die sich weltweit für das Christentum und den Dialog engagieren, es ändert nichts an der Tatsache, dass das kirchliche Personal knapp wird. Allein im Bistum Chur werden bis in zehn Jahren 43 Prozent der pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pensioniert sein. Mit dem Nachwuchs sieht es mau aus.
Der «Weltgebetstag für kirchliche Berufungen» legt am kommenden Sonntag, 11. Mai, deshalb den Fokus auf die Bedeutung von Menschen, die sich im Dienst der Kirche engagieren – sei es in der Seelsorge, der Religionspädagogik, der Kirchenmusik, im Sozialbereich oder in einem der vielen weiteren kirchlichen Arbeitsfelder.
Das Material für die Gottesdienst in den Pfarreien zum Weltgebetstag wird vom Verein Info Kirchliche Berufe zur Verfügung gestellt. Dieser macht es sich auch seit 61 Jahren zur Aufgabe, die vielfältigen Möglichkeiten eines Engagements in der Kirche bekannt zu machen. Seit einigen Jahren wurde dafür die Kampagne chance-kirchenberufe.ch lanciert. Sie soll Interessierte auch ausserhalb des kirchlich geprägten Umfelds über die vielseitigen Berufsmöglichkeiten in der Katholischen Kirche informieren.
Äusserst engagiert zeigen sich die kleinen Sängerinnen und Sänger des Kinderchors der Pfarrei St. Anton in Zürich-Hottingen. Mit viel Elan und Stimme bereiten sie sich für ihren Auftritt im Muttertagsgottesdienst diesen Sonntag, 11. Mai, vor.
Diesmal erhalten sie eine ganz besondere Bühne, denn SRF überträgt den Sonntagsgottesdienst live im TV. Im Mittelpunkt steht bei diesem speziellen Anlass das Dabeisein und nicht die Perfektion. Eine gute Analogie auf die kirchliche Gemeinschaft allgemein, wie ich finde. Wichtig ist es, mit dem Herzen dabei zu sein, auch wenn nicht alles perfekt ist.
Wer die Mädchen und Buben zwischen vier und acht Jahren einmal singen hören möchte, kann dies entweder direkt vor Ort in der Kirche St. Anton oder vorm Fernseher erleben.
Von der Weltkirche zur Ortskirche. Vom Grossen zu den Kleinen. In diesem Sinne möchte ich den heutigen Newsletter beenden und Sie ins Wochenende verabschieden. Bleiben Sie weiterhin engagiert in der Kirche. Folgen Sie weiterhin mit Herzblut ihrer Berufung.
Ihre Saskia Richter
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
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