Christliche Projekte Arabien Vom Zürcher Pöstler zum Klostergründer im Irak
Pater Petzold wird in eine alte Berliner Sozialistenfamilie hineingeboren, die mit Religion nichts anfangen kann. Dem Glauben wird im Elternhaus mit Argwohn begegnet – schon seine Urgrosseltern kehrten der Kirche den Rücken. Deshalb wird Jens Petzold auch nicht getauft.
Wenige Jahre nach seiner Geburt zieht es die Familie Petzold nach Effretikon im Kanton Zürich. Nach Beendigung der obligatorischen Schulzeit absolviert Jens Petzold eine kaufmännische Ausbildung bei der Schweizer Post. Nach dem Tod seiner Eltern spürt er, dass ihn die Frage nach Gott beschäftigt. Er entschliesst sich, seine Arbeit aufzugeben, um in den Nahen Osten zu reisen. Dort findet er sich in der syrischen Wüste vor dem Kloster Mar Musa wieder, wo er sich taufen liess.
Die irakische Tragödie
Doch die Taufe allein reicht ihm nicht. Bei Jens Petzold reift der Wunsch, Mönch zu werden. Er tritt der Gemeinschaft von Mar Musa bei und studiert Theologie und Philosophie in Rom. Die Gemeinschaft beauftragt ihn 2012, im nordirakischen Sulaymaniyya ein Kloster zu eröffnen. Wie in Syrien will die Gemeinschaft von Mar Musa im Irak eine Begegnungsstätte für Menschen und Religionen schaffen.
Doch der Einmarsch des IS im Irak im Sommer 2014 ändert alles. Wenige Tage nach der Vertreibung von über 120‘000 irakischen Christen klopfen 200 christliche Flüchtlinge an die Klostertür von Pater Jens. Er nimmt alle auf. Viele Flüchtlinge kommen in der Kirche selbst unter, weitere im ehemaligen Mönchshaus. Die Flüchtlinge sind verzweifelt und traumatisiert. «200 Leute haben sehr viele Bedürfnisse», sagt Petzold. Der Ordensmann muss ab sofort auch Nahrungsmittel auftreiben und Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten. Jeden Abend feiert er mit den Flüchtlingen Gottesdienst.
Hoffnung zum Guten
Nach der Zerschlagung der IS-Herrschaft im Irak wollen die Christen wieder in ihre Dörfer und Häuser in der Ninive-Ebene zurückkehren, von denen insgesamt 13‘000 zerstört waren. Die Häuser sind geplündert, die Umgebung vermint und die Brunnen vergiftet. Nebst privater Häuser zerstörte der IS auch 40 Kirchen, 18 Klöster, Schulen, Krankenhäuser und Apotheken.
Das Hilfswerk «Kirche in Not» half in den Jahren nach der Vertreibung des IS aus der Ninive-Ebene mit über 50 Millionen Franken beim Wiederaufbau zerstörter Häuser christlicher Eigentümer, reparierte Kirchen und Schulen. Auch ist es am Aufbau und dem Betrieb der christlichen Universität in Erbil beteiligt.
Ein Leben für den Dialog
Für Pater Jens Petzold ist mittlerweile wieder Alltag in seinem Kloster in Sulaimaniyya eingekehrt. Im Zentrum steht der Dialog zwischen den Christen und den mehrheitlich muslimischen Bewohnern der Stadt. Pater Jens schätzt diesen Austausch sehr.
«Ich empfinde den Austausch mit dem Islam für mich bereichernd, aber ebenso für die Leute vor Ort, die den christlichen Glauben erfahrbar gemacht bekommen.»
Zu Besuch in der alten Heimat
Vom 17. bis 19. Mai ist Pater Jens zu Gast bei uns im Kanton und wird in Gottesdiensten über seine Erfahrungen und Projekte berichten.
Samstag, 17.05.2025
Winterthur ZH, St. Peter und Paul
18.00h – Gottesdienst mit Predigt
Sonntag, 18.05.2025
Winterthur ZH, St. Peter und Paul
09.30h/11.15h – Gottesdienste mit Predigt
Sonntag, 18.05.2025
Zürich ZH, St. Peter und Paul
17.30h – Gottesdienst mit Predigt
Montag, 19.05.2025
Zürich ZH, St. Peter und Paul
09.15h – Gottesdienst mit Predigt
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