Kirche aktuell

Christliche Projekte Arabien Vom Zürcher Pöstler zum Klostergründer im Irak

Pater Jens Petzold lebt in der nordirakischen Stadt Sulaimaniyya in einem Kloster, das er selbst aufgebaut hatte. Mitte Mai besucht er seine alte Heimat Schweiz. Bei uns berichtet Pater Jens über sein Leben im kurdischen Nordirak und wie er 2014 die Vertreibung der Christen aus der Ninive-Ebene erlebte.
09. Mai 2025 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Pater Petzold wird in eine alte Berliner Sozialistenfamilie hineingeboren, die mit Religion nichts anfangen kann. Dem Glauben wird im Elternhaus mit Argwohn begegnet – schon seine Urgrosseltern kehrten der Kirche den Rücken. Deshalb wird Jens Petzold auch nicht getauft.

Wenige Jahre nach seiner Geburt zieht es die Familie Petzold nach Effretikon im Kanton Zürich. Nach Beendigung der obligatorischen Schulzeit absolviert Jens Petzold eine kaufmännische Ausbildung bei der Schweizer Post. Nach dem Tod seiner Eltern spürt er, dass ihn die Frage nach Gott beschäftigt. Er entschliesst sich, seine Arbeit aufzugeben, um in den Nahen Osten zu reisen. Dort findet er sich in der syrischen Wüste vor dem Kloster Mar Musa wieder, wo er  sich taufen liess.

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Der Blick auf das Kloster Mar Musa vom Zuweg im Tal ist imposant. (Bild: Wikicommons)

Die irakische Tragödie

Doch die Taufe allein reicht ihm nicht. Bei Jens Petzold reift der Wunsch, Mönch zu werden. Er tritt der Gemeinschaft von Mar Musa bei und studiert Theologie und Philosophie in Rom. Die Gemeinschaft beauftragt ihn 2012, im nordirakischen Sulaymaniyya ein Kloster zu eröffnen. Wie in Syrien will die Gemeinschaft von Mar Musa im Irak eine Begegnungsstätte für Menschen und Religionen schaffen.

Doch der Einmarsch des IS im Irak im Sommer 2014 ändert alles. Wenige Tage nach der Vertreibung von über 120‘000 irakischen Christen klopfen 200 christliche Flüchtlinge an die Klostertür von Pater Jens. Er nimmt alle auf. Viele Flüchtlinge kommen in der Kirche selbst unter, weitere im ehemaligen Mönchshaus. Die Flüchtlinge sind verzweifelt und traumatisiert. «200 Leute haben sehr viele Bedürfnisse», sagt Petzold. Der Ordensmann muss ab sofort auch Nahrungsmittel auftreiben und Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten. Jeden Abend feiert er mit den Flüchtlingen Gottesdienst.

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Auch Jahre nach der Zerstörung von Kirchen durch den IS werden diese noch repariert. (Bild: zVg)

Hoffnung zum Guten

Nach der Zerschlagung der IS-Herrschaft im Irak wollen die Christen wieder in ihre Dörfer und Häuser in der Ninive-Ebene zurückkehren, von denen insgesamt 13‘000 zerstört waren. Die Häuser sind geplündert, die Umgebung vermint und die Brunnen vergiftet. Nebst privater Häuser zerstörte der IS auch 40 Kirchen, 18 Klöster, Schulen, Krankenhäuser und Apotheken.

Das Hilfswerk «Kirche in Not» half in den Jahren nach der Vertreibung des IS aus der Ninive-Ebene mit über 50 Millionen Franken beim Wiederaufbau zerstörter Häuser christlicher Eigentümer,  reparierte Kirchen und Schulen. Auch ist es am Aufbau und dem Betrieb der christlichen Universität in Erbil beteiligt.

Ein Leben für den Dialog

Für Pater Jens Petzold ist mittlerweile wieder Alltag in seinem Kloster in Sulaimaniyya eingekehrt. Im Zentrum steht der Dialog zwischen den Christen und den mehrheitlich muslimischen Bewohnern der Stadt. Pater Jens schätzt diesen Austausch sehr.

«Ich empfinde den Austausch mit dem Islam für mich bereichernd, aber ebenso für die Leute vor Ort, die den christlichen Glauben erfahrbar gemacht bekommen.»

Zu Besuch in der alten Heimat

Vom 17. bis 19. Mai ist Pater Jens zu Gast bei uns im Kanton und wird in Gottesdiensten über seine Erfahrungen und Projekte berichten.

Samstag, 17.05.2025
Winterthur ZH, St. Peter und Paul
18.00h – Gottesdienst mit Predigt

Sonntag, 18.05.2025
Winterthur ZH, St. Peter und Paul
09.30h/11.15h – Gottesdienste mit Predigt

Sonntag, 18.05.2025
Zürich ZH, St. Peter und Paul
17.30h – Gottesdienst mit Predigt

Montag, 19.05.2025
Zürich ZH, St. Peter und Paul
09.15h – Gottesdienst mit Predigt