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Mut zum Anpacken

Informationsbeauftragte, stellvertretende Bereichsleiterin
Sibylle Ratz
Sibylle Ratz
Die letzten Tage waren die Nachrichten gefühlt übervoll mit kirchlichen Nachrichten, so dass es selbst für mich, die sich schon Berufes halber als mediensüchtig bezeichnen würde, schwierig war, hinterherzukommen mit Lesen. Papst hier, Papst da, Einschätzungen und Einordnungen allerorts. Und unzählige Spekulationen darüber, was die Wahl von Papst Leo XIV. wohl für die Kirche bedeuten möge.
16. Mai 2025

Die Herausforderungen unserer Zeit bringen viele Menschen an die Grenzen ihres Glaubens, ihrer Belastbarkeit und ihrer Hoffnung. Das grosse Thema im ersten Quartal des Jahres war die Zahl der Kirchenaustritte. Umso erstaunlicher ist die Aufmerksamkeit, die der Tod von Papst Franziskus und die Wahl von Papst Leo XIV. erreicht hat.

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Da stellt sich die Frage: Was bewegt die Menschen wirklich? Das Spektakel oder die Hoffnung auf eine Erneuerung der katholischen Kirche? Oder fasziniert einfach das Drumherum bei einer Papstwahl? Oder die Konzentration so vieler Erwartungen auf einen einzelnen Menschen, der jetzt sagen soll, was in der katholischen Kirche gilt und was nicht?
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«Im überwältigenden Interesse am Papst zeigt sich aber auch der Wunsch vieler Menschen nach einer Instanz, die über der Tagespolitik steht. Nach einer moralischen Stimme in einer Welt, die zusammenbricht», schrieb Thomas Ribi diese Woche in der Neuen Zürcher Zeitung.

Martin Werlen, früherer Abt von Einsiedeln und jetzt Leiter der Propstei St. Gerold im Vorarlberg, äusserste sich in der Schweizer Illustrierten zum neuen Papst Leo XIV.: «Die Kirche ist eine Baustelle der Hoffnung.» Und weiter: «Wir – die Menschen in der Nachfolge Christi – sind Kirche.» Damit meint er aufgrund der Taufe Männer UND Frauen, weil es keine unterschiedliche Taufe für die Geschlechter gäbe.

Hmmm. Grosses Spannungsfeld, nach wie vor und viele Spekulationen, wie es weitergehen soll. Das beschäftigt auch die Kirche im Kanton Zürich. Die einen wollen mehr Strenge und klare Regeln, die anderen Erneuerung und neue Wege.
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Es ist auch in meinem Empfinden so, dass wir uns in der Kirche auf einer Baustelle befinden. Das ist nicht nur schwierig und schlecht. Das stellt Herausforderungen und eröffnet neue Chancen. Es braucht aber auch Durchhaltewillen und Mut. Mut für kleine und grosse Schritte auf teilweise unbekanntem Terrain.

Dabei ist die Versuchung gross, sich auf bewährten Boden zurückzuziehen, wo weniger Risiko besteht, zu scheitern, einen Schritt zurückgehen und einen neuen Weg suchen zu müssen.
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Interessant in diesem Zusammenhang mag ein Buchhinweis von Barbara Schmid-Federer, Alt-Nationalrätin, sein. In ihrem Blog-Beitrag auf unserer Website äusserst sie sich zum neuen Werk der bekannten Theologin und Therapeutin Monika Renz, das am 10. Mai erschienen ist. Im Zentrum des Werks mit dem Titel «Meine Hoffnung lass ich mir nicht nehmen» steht der «neue Mensch» und sein Leben in Freiheit und Würde.
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Diese Woche war ich in einer Weiterbildung zum Thema Führung. Es kam eine Gruppe von Menschen zusammen, die sich in der katholischen Kirche in verschiedenen Funktionen, Bistümern und auf verschiedenen Stufen engagieren.

Was die ganze Gruppe einte: Jeder und jede Einzelne war und ist bereit, sich für die Kirche zu engagieren und an einer Erneuerung mit hoffentlich weniger Austritten und mehr Engagement mitzuwirken. In den Gesprächen wurden aber immer wieder zum Thema: die sichtbaren und noch mehr die unsichtbaren Grenzen.

Und die Erkenntnis der Teilnehmenden, dass es an der Basis viele gute Ideen für Optimierungen gibt, sei es bei Verwaltungsaufgaben als auch in der Pastoral. Mit ihrem umfangreichen Know-how – zum Teil aus der Privatwirtschaft, aber auch aus der Praxiserfahrung dessen, was in der Pfarrei oder Kirchgemeinde funktioniert und was eben nicht – ist ein reicher Schatz an Potenzial vorhanden, das es zu nutzen gilt.
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Wie berichtet wurde gibt es Fälle, bei denen in vielen Sitzungen eine gemeinsame Lösung für ein Projekt erarbeitet wird, die alle mittragen. Und dann heisst es: geht nicht! Aus formalen Gründen. Weil man das nicht als «katholisch» erachtet. Weil es da irgendwo einen klitzekleinen Paragraphen im kanonischen Recht gibt oder die Bibel halt anders interpretiert und nicht hinterfragt wird oder nicht in Frage gestellt werden darf. Und dann heisst es zwischendurch auch: Macht halt einfach mal, aber nicht offiziell.
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Ja, was denn nun? In seiner ersten Ansprache als neuer Papst hat Leo XIV. dazu aufgerufen, durch Dialog «Brücken zu bauen». Er wird deshalb auch in vielen Berichten als «Brückenbauer» bezeichnet. Das bedeutet auch, sich mit verschiedenen Themen, auch schwierigen, auseinanderzusetzen.

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Interessant in diesem Zusammenhang eine Veranstaltung nächsten Donnerstag, 22. Mai, um 18.30 Uhr in Bern. Unsere Bereichsleiterin für Soziales und Bildung, Susanne Brauer, moderiert beim Politforum Bern unter dem Titel «Glaube – M(m)acht – Politik» eine Diskussionsrunde zum Thema «Wie erklärt sich die Differenz und welchen Einfluss hat die Konfessionszugehörigkeit auf politisches Denken und Handeln?».

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Die Katholische Kirche im Kanton Zürich engagiert sich für eine offene, solidarische und lebensnahe Seelsorge. Trotz gesellschaftlicher Herausforderungen bleibt sie ein Ort der Begegnung, des Dialogs und der Unterstützung für Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen.

Dazu gibt es zahlreiche Beispiele wie das Engagement in der Seelsorge und Diakonie, in Hilfsangeboten und im gemeinschaftlichen Zusammenleben in den Kirchgemeinden und Pfarreien. Aber es braucht auch neue Angebote, die den gesellschaftlichen Realitäten gerecht werden.

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Bewährt hat sich die Integration der muslimischen Seelsorge in Spitälern. Die interreligiöse Zusammenarbeit ist auch eine Bereicherung für die Kirchen. Dies wurde an einer Medienkonferenz zusammen mit Regierungsrätin Jacqueline Fehr dargelegt. Lesen Sie dazu den Bericht auf unserer Website.

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Es bleibt die Qual der Wahl. Ebenfalls am Donnerstag, 22. Mai, gibt es in der Paulus Akademie in Zürich ein interessantes Podium zu «Strassenleben und Seelenlast» von 19 bis 20.30 Uhr. Wer auf der Strasse lebt, hat nicht nur keinen festen Wohnsitz, sondern verliert auch seinen Platz in der Gesellschaft. Obdachlosigkeit geht dann oft einher mit psychischen Erkrankungen.
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Spannend und vielfältig ist das Angebot am nächsten Freitag, 23. Mai, in den Pfarreien und Kirchgemeinden. Dieses Datum sollten Sie sich unbedingt freihalten. Dann geht bei der «Langen Nacht der Kirchen» «die Post ab» beziehungsweise eben die Kirche. Das geht von Konzerten, Discos, Führungen, Meditationen, Festen bis zu Übernachtungen in Kirchen. Die Ideen sind zahlreich und die Projekte wurden mit viel Engagement vorbereitet.

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Auf unserer Website finden Sie auch den Link zu einer Übersicht mit allen Veranstaltungen im Kanton oder Sie schauen direkt bei der Pfarrei in Ihrer Umgebung nach. Es findet sich bestimmt etwas nach Ihrem Geschmack. Lassen Sie sich darauf ein und erleben Sie Ihre Kirche von einer ganz anderen Seite.
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Für diese Wochenende: Feiern Sie mit der Schweiz mit, dass der Eurovision Song Contest in unserem Land stattfindet und Millionen Musikfans aus der ganzen Welt vereint. Vereint in Musik.

Oder hören Sie bei einem dieser Gottesdienste rein: Vom 17. bis 19. Mai ist Pater Jens zu Gast bei uns im Kanton und wird über seine Erfahrungen und Projekte berichten. Pater Jens Petzold lebt in der nordirakischen Stadt Sulaimaniyya in einem Kloster, das er selbst aufgebaut hatte.

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Ich wünsche Ihnen eine Woche voller Zuversicht, ehrlicher Begegnungen und Mut, mitanzupacken für unsere Kirche.

Herzlich
Sibylle Ratz
 

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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.

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