Lust und Frust der Woche
Eine Freude der Woche von mir war der Montag, eigentlich der ganze Montag. Denn wir vom Generalvikariat Zürich-Glarus durften in die älteste Stadt der Schweiz reisen, der Hauptstadt des Kantons Graubünden und Hauptort unseres Bistums: also nach Chur. Nach einem 15-minütigen Fussmarsch vom Bahnhof aus erreichten wir das Schloss, den Sitz unseres Bischofs, und dies – so sagt es zumindest Google – seit spätestens Mitte des 5. Jahrhunderts.
Wie immer gut gelaunt empfing uns dort Joseph Maria Bonnemain bei Kaffee und Gipfeli. Bevor Bonnemain Bischof von Chur wurde, war das Schloss in Chur ein Ort, zu dem die Öffentlichkeit keinen Zutritt hatte. Dieses Jahr aber, im Sommer, tagte sogar die Dachorganisation der Kantonalkirchen (RKZ) im frisch renovierten Rittersaal.
Auch wir erhielten bei unserem Ausflug am Montag ein besonderes Privileg und durften in der Bischofskirche, der Churer Kathedrale, ganz nah hin zum prächtigen Hochaltar (siehe Bild), gebaut in der Spätgotik im Jahr 1492.
Kennen Sie die Menschen im Generalvikariat Zürich-Glarus? Hier haben Sie die Gesichter dazu, und erfahren, was ihre Tätigkeiten im Dienste aller und im Kern der Kirche sind.

Bei der anschliessenden Führung durch das Schloss lernten wir viel über die aktuellen Bauarbeiten und Renovationen. Aktuell ist allerdings relativ. Schliesslich ist die Bauherrschaft seit bald 20 Jahren an den Arbeiten dran. Kein Wunder, denn die letzte umfassende Sanierung des Schlosses erfolgte vor über 100 Jahren und die Ursprünge des Schlosses gehen immerhin bis auf das 13. Jahrhundert zurück.
Zuerst wurde das Weiherhaus saniert, im Bereich des alten Treppenhauses wurde ein neues, freistehendes Treppenhaus mit Liftkern erstellt. Im 2018 bis 2019 wurde die Sanierung des Domschatzmuseum ausgeführt. Jetzt sind wir bei Etappe 5 angelangt. Insgesamt sind sieben vorgesehen, es wird also noch etwas dauern. An den Kosten beteiligen sich auch der Bund und der Kanton Graubünden, gilt das Bischöfliche Schloss doch als Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung.

Wer auch mal ins Schloss will, hat an diesem und übernächsten Wochenende Gelegenheit dazu. Dann vertanzt der Bündner Intendant Giovanni Netzers den klassischen Totentanz zu einer neuen Geschichte. Bei ihm nämlich bringt der Mensch des Menschen Tod: als Staatschef, der die Entwicklungshilfe absetzt, oder als Krankenpflegerin, die zum Kissen greift. Wir alle sind – so die Aussage – potenzielle Praktikanten von Gevatter Tod. Wir spielen Schicksal, unentwegt.
Apropos Kulturbauten: Ein interessantes Podcast-Interview gibt mit Christian Cebulj über ein neues, von der Theologischen Hochschule Chur wissenschaftlich begleitetes Projekt. Unter dem Titel «Swiss Religious Heritage» sollen Sakralbauten in der Schweiz im Internet touristisch besser erschlossen und vermarktet werden.

Als weitere Freude verbuche ich für mich in dieser Woche den Vortrag von Klara Csiszar. Im Rahmen des Dies academicus 2025 der Theologischen Hochschule Chur redete die gebürtige Rumänin und Vizedirektorin für Forschung und Lehre an der Universität Linz über die Synodalität als Kultur des Miteinanders. Als Expertin für eben diese Synodalität berät sie internationale Gremien und prägt mit ihrem Engagement die synodale Entwicklung der Kirche in Europa.
«Brücken bauen und Räume öffnen» lautete der Titel ihres Vortrags in Chur, und die anwesenden Gäste hörten der Pastoraltheologin von Minute eins an gebannt zu. Denn alle waren, mit Blick auf die heutige Welt, empfänglich für ihre Botschaft. Dass nämlich Synodalität grosses Friedenspotenzial bietet.
Durch Dialog, gegenseitiges Zuhören und gemeinsame Entscheidungen entstehen Räume, in denen Konflikte konstruktiv bearbeitet werden können. Die Universitätsprofessorin plädierte für eine neue Kultur des Miteinanders, voller Respekt, Wertschätzung und Teilhabe – all dies fördern die synodalen Prozesse. Wer mehr über diese beeindruckende Frau lesen will, hat hier Gelegenheit dazu.

Ganz im Schatten der bekannten Pastoraltheologin sollen aber die drei jungen Frauen nicht stehen, denen am selben Abend die eigentliche Aufmerksamkeit galt: Denn sie gewannen den «Churer Maturapreis für Religion». Diese Verleihung findet jeweils alljährlich im Rahmen des Dies Academicus der Theologischen Hochschule Chur (TH Chur) statt.
Den ersten Preis erhielt Anastasia Sala (Bildmitte), frühere Schülerin des Lyceum Alpinum in Zuoz, die sich mit dem Thema «Ewiges Schweigen(?). Der Wandel des Vatikans im Umgang mit Missbrauchsfällen» befasste. Links neben ihr: Eva-Maria Faber, Rektorin der TH Chur. Informationen zu den anderen Preisträgerinnen sowie ein Bericht zum Abend finden Sie hier.
Schön finde ich, dass mit diesem Preis der Theologischen Hochschule Chur bei jungen Erwachsenen das Interesse an religiösen und ethischen Fragen gefördert wird.

Erlauben Sie mir, zeitlich etwas zurückzublicken, ist dies doch der erste Newsletter nach den Herbstferien, zu unseren Kolleginnen und Kollegen in die Urschweiz, zu deren Bistumstag. Generalvikar Bernhard Willi und Co-Leiterin der Stabstelle Personal der Urschweiz, Brigitte Fischer Züger, waren nach dem Startschuss in Chur an der Reihe, das von Bischof Joseph Maria Bonnemain ausgerufene Bistumsjahr zu begehen. Wer Eindrücke vom Event nachlesen will, darf dies gerne hier nachholen.
Kurz gesagt: Der Tag war schön. Wo in Chur ein grosses Glaubensfest auf dem Arcas-Platz mit viel Klerus und Publikum stattfand, wurde es hier im Kloster Ingenbohl-Brunnen ein kleineres, persönliches Begegnungsfest mit vielfältigen Ateliers und einem Wortgottestdienst, der unter anderem eine ungewöhnliche, aber berührende Performance des Zauberers Tomini beinhaltete.
Bei seiner poetischen Präsentation von Kirche, die wie ein Puzzlestück wieder zu einem Ganzen zusammengesetzt wird und alle, wirklich alle, integriert, sorgte er für einen Gänsehautmoment. Mit viel Freude darf ich hier übrigens auf unseren Zürcher Bistumstag hinweisen, die Flyer sind nun gedruckt.

Freuen können sich Kircheninteressierte über einen neuen dualen Studiengang in der Seelsorge. Berufsbegleitend können hier vor allem Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger zu ihrer Berufung finden; die Hürde eines langen Theologiestudiums und der damit verbundene Lohnausfall entfällt.
Der nicht-akademische Weg in die Seelsorge – kurz KSS für «Kirchlicher Studiengang Seelsorge» genannt - wird an den Hochschulen Fribourg, Chur und Luzern angeboten, ist ein gemeinsames Angebot der Bistümer Chur, Basel und St.Gallen und soll auch dem drohenden Personalmangel entgegenwirken.
Der offizielle Start ist im Herbst 2026. Koordinator Michael Hartlieb vom Theologisch-pastoralen Bildungsinstitut TBI führte am Mittwoch in einer Kick-off-Veranstaltung in der Zürcher Paulus Akademie in den zukunftsträchtigen, neuen Lehrgang ein.

Kennen Sie das? Man möchte einen Menschen auf den Mond schiessen, weil er nach eigenem Empfinden in jeder Hinsicht respektlos ist? Da ist Resilienz gefragt. Eine Tasse Tee? Tönt etwas profan.
Aber der einzige hier nennbare Frust der Woche war tatsächlich meine Erkältung, die mich wohl wie so viele andere zu dieser Jahreszeit in der Mitte der Woche heimgesucht hat. Und doch hat sie mir gutgetan, die Tasse Tee, und geholfen.
Eine Tasse Tee – das wünsche ich Ihnen allen für das Wochenende. Immerhin, denken Sie daran: Wir haben an diesem Wochenende sogar eine Stunde länger Zeit dafür.
Zum Schluss darf ich sie noch auf eine Neuerung mit Blick auf unsere Präsenz aufmerksam machen, die meine Kollegin Saskia Richter, unter anderem zuständig für Social Media bei uns, umgesetzt hat. Die katholische Kirche ist jetzt neben Instagram, Facebook und Linkedin neu auch auf WhatsApp mit einem eigenen Kanal präsent.
Natürlich haben wir die Sache mit Meta und ständiger digitaler Berieselung auch kritisch diskutiert. Aber wir wollen Sie dort erreichen, wo Sie unterwegs sind. Deshalb würden wir uns freuen, wenn auch Sie zu den Abonnentinnen und Abonnentinnen zählen würden.

Und wenn Sie selber dafür sorgen wollen, dass die Welt ein besserer Ort wird, dann haben Sie am Wochenende Gelegenheit dazu. Morgen Samstag findet auf dem Gemeindeplatz in Fällanden eine Spendenaktion fürs Kinderhospiz Flamingo statt.
Langweilig wird es übers Wochenende nicht: Schauen Sie auch mal ins Programm von Zürich liest. Das Buchfestival, welches auch von Katholisch Stadt Zürich unterstützt wird, findet noch bis 26. Oktober statt.
In diesem Sinne: Erkennen und benennen Sie das Negative, bleiben Sie aber mehrheitlich offen für das Positive!
Ihre
Manuela Moser

Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
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