Über uns

Hilft nur noch beten?

Informationsbeauftragte, stellvertretende Bereichsleiterin
Sibylle Ratz
Sibylle Ratz
O Gott! Hilf mir, einen guten Newsletter zu schreiben. Mach, dass die Kriege aufhören. Hilf, dass ich genug resilient bin, um all die Machtkämpfe und Widrigkeiten im Leben zu überstehen. Danke, dass es dich gibt. Danke, dass du mir durch den Tag geholfen hast. Danke, dass du meine Liebsten beschützt. Für was, wie und wann beten Sie?
19. September 2025

Am Sonntag ist der eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag. Ich kenne es noch aus meiner Jugend, dass viele Veranstaltungen an diesem Tag abgesagt wurden, Kinos und andere Einrichtungen mussten geschlossen bleiben. Das ist heute, glaube ich, nicht mehr so oder nur teilweise.

In meiner Erinnerung ist der «Danktag» erst später dazugekommen. Dabei haben wir in der Schweiz sicherlich viele Gründe, dankbar zu sein. Im Bewusstsein der Menschen ist der Tag aber kaum mehr, auch wenn sich verschiedene Gruppierungen um mehr Sichtbarkeit bemühen.

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Der Bettag ist denn auch kein explizit kirchlicher, sondern ein religiös-politischer Feiertag. Hat so ein Tag in unserer Gesellschaft überhaupt noch Platz? Die reformierte Kirche hat den Bettag unter das Thema «Mut zur Liebe» gestellt und stützt sich auf den Psalm 85,9: «Frieden versprichst Du Deinem Volk und allen, die zu Dir gehören, damit sie ihre Torheit nicht wiederholen».

Tatsächlich wäre es mehr als wünschenswert, dass die Fehler der Vergangenheit und die Kriege sofort aufhören würden. Allein das Beten dafür wird aber wenig helfen, sonst gäbe es diese schon lange nicht mehr.

Der Busstag will auch kritisch ins Bewusstsein rufen, dass unser Land auf grossem Fuss lebt. Unser Wohlstand geht auf Kosten anderer Länder und Menschen. Selbstbescheidung und Verzicht am Bettag machen deutlich, dass es auch anders geht. Worauf wir verzichten können, davon sind wir nicht abhängig. Auf was können und wollen Sie verzichten oder auch nur schon im Konsum reduzieren?

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In der Katholischen Kirche hilft angesichts der neusten Nachrichten aus dem Vatikan und der Schweizerischen Bischofskonferenz beten alleine wohl ebenfalls nicht. Nach wie vor wird sich nichts bewegen, ausser man(n) tut es.

 
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Diese Woche ist das erste Buch des neuen Papstes auf Spanisch erschienen. Teil dieses, von der Journalistin Elise Ann Allen geschriebenen Buches ist ein langes Interview mit Papst Leo XIV.

Darin nimmt er ablehnend Stellung zu Segensfeiern für homosexuelle Paare und zur Frauenweihe. Mehrere Artikel auf katholisch.de analysieren die verschiedenen, jetzt bekannt gewordenen Interviewstellen.

Leo XIV. verweist unter anderem bei der Frauenfrage auf die Studiengruppe bei der obersten Glaubensbehörde, die dieses Thema derzeit untersuche. Er sei «auf jeden Fall bereit, den Menschen weiter zuzuhören». Hmm, naja.

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Letzte Woche traf sich die Schweizerische Bischofskonferenz. In einer Mitteilung wird festgehalten, dass die SBK «ihre tiefe Besorgnis über die anhaltende humanitäre Katastrophe im Nahen Osten zum Ausdruck» bringt.

Bereits an ihrer letzten Ordentlichen Versammlung im Juni 2025 habe die SBK ihre Solidarität mit den leidenden Menschen im Heiligen Land bekundet – insbesondere angesichts der dramatischen Situation im Gazastreifen.

Wie das Katholische Pfarrblatt Bern berichtet, befasste sich die SBK auch damit, ob das Privatleben von Seelsorgenden in der römisch-katholischen Kirche bei Anstellungen noch eine Rolle spielen soll.

Die «Allianz Gleichwürdig Katholisch» (AGK), die sich für Reformen in der katholischen Kirche einsetzt, hatte kurz vor der Versammlung in einem offenen Brief daran erinnert, dass diese vor zwei Jahren gestellte Frage nach wie vor offen ist. Mit entsprechend grosser Spannung wurde erwartet, ob die Bischofskonferenz nach Ende ihres Zusammenkommens in dieser Frage vorangekommen sei.

Das erarbeitete Dokument kommt jetzt erst noch in eine Spezialkommission und soll später veröffentlich werden. Wir sind gespannt.

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Weil wir uns in der Kommunikationsabteilung gerade intensiv mit dem Thema Künstliche Intelligenz befassen, habe ich mir erlaubt mal nachzufragen, was KI feststellt bei der Frage, was denn so toll daran sei, katholisch zu sein?

Die Kurzfassung: «Katholikinnen und Katholiken gehören einer christuszentrierten Glaubensgemeinschaft an, die Jesus Christus als Grundlage betrachtet. Sie teilen Jesu Vision und richten ihr Leben nach Jesu Vorbild der Liebe aus. Sie sind aufgerufen, füreinander zu sorgen und ihre einzigartigen Gaben und Talente zum Wohle der Gemeinschaft und der Welt einzusetzen.»

Dabei richte man sich nach den katholischen Werten: Ehrfurcht vor dem Leben, Respekt und Toleranz gegenüber anderen. Ich glaube, bei dem Thema Toleranz müssen wir alle noch gründlich über die Bücher, inklusive dem Papst.

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Aber das Leben spielt sich nicht nur innerkirchlich ab. Im Gegenteil. Wir müssen uns intensiv darum bemühen zu verstehen, was die Menschen in ihrem Alltag für Sorgen und Nöte haben, aber auch, wie und wo sie Energie schöpfen.

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Eine gute Möglichkeit in Lebens- und andere Geschichten einzutauchen bietet das Zurich Film Festival (ZFF) ab nächster Woche (25. September bis 5. Oktober). Das FORUM Magazin hat dazu auch Menschen porträtiert, die als Helfende im Hintergrund das Festival überhaupt erst ermöglichen.

Zusammen mit der Reformierten Kirche im Kanton Zürich wird wiederum ein Siegerfilm für den Kirchenfilmpreis erkürt.

Auf unseren Social Media Kanälen gibt es ausserdem die Möglichkeit, Freikarten für das ZFF zu gewinnen. Folgen Sie uns auf Instagram (zhkath), Facebook (Katholische Kirche im Kanton Zürich) oder Linkedin (Katholische Kirche im Kanton Zürich). Das vielfältige Kinoprogramm hält für jeden Gusto etwas parat.

Und noch ein wenig weiter nach vorne geschaut, lohnt es sich, bereits in den geplanten Veranstaltungen von «Zürich liest» (21. bis 26. Oktober) zu stöbern. Katholisch Stadt Zürich ist mit eigenen Anlässen am Festival vertreten.


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Wenn Sie an diesem Sonntag in die Kirche gehen möchten: Es finden in diversen Gemeinden ökumenische Gottesdienste zum Dank-, Buss- und Bettag statt. Diese sind unter anderem in der Agenda im FORUM zu finden oder auf der Website Ihrer Pfarrei.

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Dass Kirche und der Glauben in unserem Leben eine wichtige Rolle spielen, stellte kürzlich auch Beat Schlatter, Schauspieler, bei unseren reformierten Kolleginnen und Kollegen im Kirchenboten fest.

Im Interview wird er auf die Kirche, die Bibel und Jesus angesprochen. Dazu sagt er: «Erst wenn man ihre Botschaft (der Bibel) umsetzt, wird sie lebendig.» Und dass es immer auch Humor braucht. Vor allem aber: «Mut bringt einen weiter».
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Als interessante Lektüre kann ich Ihnen noch den kürzlich erschienenen Artikel auf feinschwarz.net über Demokratie und Menschenrechte empfehlen.

Daniel Kosch, ehemaliger Generalsekretär der RKZ interviewt darin Adrian Loretan, demnächst emeritierter Professor der Uni Luzern, zu diesem, in unserer Zeit so wichtig gewordenen Thema.

Loretan hält fest: «Die Rechtswissenschaft der Kirche hat Europas Rechtskultur geprägt. Sie ist gefordert, auch für die heutige Infragestellung von Rechtsstaat, Demokratie und Menschenrechten Lösungen zu bieten. Zudem gilt es, in den eigenen Reihen Machtmissbrauch zu überwinden und die subjektiven Personen- und Mitentscheidungsrechte aller Getauften im Kirchenrecht zu verankern.»

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Zu guter Letzt noch ein Hinweis auf eine Stellungnahme der katholischen Frauenorganisation «Frauenbund Schweiz» in Anbetracht des am Samstag geplanten «Marsch fürs Läbe» in Zürich.

Der Frauenbund macht sich für das Recht auf Selbstbestimmung stark. Dazu gehört seiner Meinung nach das Recht auf ein gelingendes und würdiges Leben – ebenso wie die Möglichkeit, sich für einen sicheren und legalen Schwangerschaftsabbruch zu entscheiden.

Ich weiss, jetzt kommt gleich wieder die Kritik, der Frauenbund habe das «katholisch» ja aus seinem Namen entfernt und daher sei das gar nicht ernst zu nehmen. Trotzdem: Er setzt sich für Dialog, Wohlwollen und Verständnis ein.

Das ist mir zugegebener Massen viel sympathischer und angenehmer als die radikale und verurteilende Position der Sympathisanten und Organisatoren vom «Marsch fürs Läbe». Ungeborenes Leben gehört geschützt. Zweifellos. Das Leben der Frauen aber auch. Keine Frau entscheidet sich leichtfertig für einen solchen Schritt.

In der Mitteilung des Frauenbundes heisst es weiter: «Der Frauenbund spricht sich nicht pauschal gegen Abtreibung aus, sondern stellt die Selbstbestimmung der Frau sowie die Notwendigkeit von Solidarität, Beratung und Unterstützung in den Vordergrund.» Wir sollten weniger (ver-)urteilen und mehr füreinander dasein. Ich wünsche uns allen mehr Respekt und Toleranz gegenüber anderen.

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Gerade noch in letzter Minute reingekommen vor unserem Versand: Unsere Kollegin Eva Meinenberg vom FORUM hat ein Interview mit Agota Lavoyer, Opferhilfeberaterin und Expertin zu sexualisierter Gewalt, geführt. Nachzulesen unter dem angegebenen Link (nur online).

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Ich wünsche Ihnen trotz den auch schwierigen Themen in diesem Newsletter ein entspanntes, sommerliches und mit Dankbarkeit erfülltes Wochenende. Geniessen Sie diese Sommertage mit freudigen Begegnungen.

Herzlich
Sibylle Ratz

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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.

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