Über uns

Die Krux mit dem Abschiednehmen

Informationsbeauftragte, stellvertretende Bereichsleiterin
Sibylle Ratz
Sibylle Ratz
Loslassen kann ich nicht gut. Manchmal muss es aber sein. Abschied nehmen von lieb gewonnenen Gewohnheiten, von Orten, von Menschen. Vor allem von Menschen loszulassen fällt mir äusserst schwer. Auch in unserer täglichen Arbeit gibt es immer wieder Dinge, die wir loslassen (müssen) und wo es guttut, loszulassen. Gerade in der Kirche.
05. Dezember 2025

Gestern wurde an der Synode der Katholischen Kirche im Kanton Zürich ein Zeichen gesetzt und losgelassen. Privat bleibt in Zukunft privat. Bisher hatte ein Entzug der «Missio» zwingend die sofortige Entlassung der Person nach sich gezogen, so war es in der Anstellungsordnung der Kirche definiert.

Damit ist nun Schluss, die private Lebensführung und Beziehungsform wird von der Körperschaft nicht mehr als Begründung für einen Missio-Entzug und der daraus resultierenden Entlassung akzeptiert. Was im bürgerlichen Recht längst garantiert ist, gilt nun auch für Anstellungen in der Kirche.

Die neue Regelung wurde in Absprache mit dem Bischof von Chur ausgehandelt. Dazu lohnt es sich, den Bericht von der Synode zu lesen. Synodalratspräsident Raphael Meyer erklärte: «Das ist ein weiterer wichtiger Schritt hin zu einer glaubwürdigen und transparenten Kirche.»

Lesen Sie dazu auch die Berichte auf FORUM, kath.ch und katholisch.de.

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Bei der Frauenfrage in Bezug auf Befähigung und Zugang zu Weiheämter wird hierzulande immer wieder behauptet, dass das nur ein Anliegen im deutschsprachigen oder westeuropäischen Raum sei. Dass dem nicht so ist, hat erst kürzlich Barbara Schmid-Federer bei einer internationalen Konferenz festgestellt.

In ihrem Blog auf unserer Website beschreibt sie ihre Erfahrungen. Das Thema bewegt durchaus weltweit und verschiedene Kulturen. Priestermangel und Frauenengagement? Man(n) will keinen Millimeter von der eigenen Position abrücken. Schade.

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Laut Vatikan-News ist nicht zu erwarten, dass hier eine rasche Lösung im Sinne der Frauenförderung gefunden wird, zumindest das Diakonenamt auch für Frauen zu öffnen. Nein, sagt Rom, will das aber auch nicht als endgültige Entscheidung verstanden wissen.

So gibt man beim Portal der deutschen Bischofskonferenz katholisch.de die Hoffnung noch nicht ganz auf. Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands zeigt sich aber sehr enttäuscht und rechnet mit weiteren Kirchenaustritten.

Dies auch im Selbstverständnis der deutschen Bischöfe, die sich in ihrer übergrossen Mehrheit explizit für das Frauen-Diakonat eingesetzt haben und jetzt nicht einmal mehr mit abgesägten Röcken dastehen wollen. Vielleicht müssen da ganz andere Lösungen gefunden werden?

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Die Schweizer Bischöfe haben viele Menschen mit ihrer Stellungnahme im November enttäuscht. Dazu haben sich vor ein paar Tagen auch Luzerner Theologinnen und Theologen geäussert. Immerhin hat die Zürcher Synode jetzt in einem Punkt mutig Abschied genommen von überholtem Klerikalismus.

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Eine viertägige Reihe im Theater Stok in Zürichh widmet sich in diesen Tagen dem Wirken von Hannah Arendt zu deren 50. Todestag, Arendt war eine prägende Person und Philosophin des 20. Jahrhunderts.

Die Veranstaltungsreihe spürt den Spannungsfeldern zwischen Ethik und Macht, Denken und Handeln, Sprache und Verantwortung nach. Ein Besuch kann durchaus inspirierend sein, auch das eigene Verständnis von Katholikin, Katholik, Christin, Christ, Mensch-Sein zu hinterfragen.

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Eine weitere Gelegenheit, sich mit Fragestellungen auseinanderzusetzen bietet noch eine der letzten Veranstaltungen in der Paulus Akademie am nächsten Freitag, 12. Dezember. Da geht es um Religion und Kunst. In einer Podiumsdiskussion wollen die Teilnehmenden mehr über deren Rollen herausfinden.

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Auf die zahlreichen Adventsvergnügungen muss ich nicht mehr speziell hinweisen. Wenn Sie aber eine der Aktivitäten besuchen möchten, schauen Sie auf der Website Ihrer Pfarrei nach.

Vielleicht ist es aber auch einfach schön, zuhause mal zur Ruhe zu kommen. Diesen Sonntag können wir schon die zweite Kerze am Adventskranz entzünden. Noch ein wenig mehr als zwei Wochen und Weihnachten ist schon wieder da und das Jahr praktisch zu Ende.

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Vergessen Sie dabei aber auch nicht, dass diese Zeit für ganz viele Menschen nicht nur einfach und glitzernd, sondern einsam, von Geldnöten und anderen Sorgen geplagt sein kann. Warum nicht jemanden zum Tee oder zum Essen einladen?

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Wenn ich auf mein Jahr in der Kommunikationsabteilung zurückschaue, war es wieder reich befrachtet mit herzlichen und intensiven Begegnungen: innerhalb und ausserhalb der Kirche. Und es heisst mit einem weinenden und einem lachenden Auge Abschied nehmen.

Gerne erinnere ich mich an die Zusammenarbeit mit Fotografinnen und Fotografen, Grafikerinnen und Grafikern und vielen anderen Menschen, die uns im Team geholfen haben, unsere Arbeit zu erledigen.

Immer wieder beeindruckten mich aber vor allem auch diejenigen Menschen, die sich in den Pfarreien, Kirchgemeinden und Fachstellen für ihre Aufgabe einsetzen und dafür brennen.

Ja, brennen, denn ohne inneres Feuer ist die Kirche nur eine Arbeit, wie jede andere auch. Aber das ist es nicht, was die Kirche am Leben erhält und sie in der Zukunft tragfähig macht.

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Verbunden mit dem «Brennen» ist für mich die Fähigkeit und der Willen, sich auch kritisch mit dieser unserer Kirche auseinanderzusetzen. Und nicht wegzuschauen, wo auch heute noch im Namen Christi und Gottes Unrecht geschieht. Das darf nicht sein.
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Dazu braucht es auch mutige Stimmen, wie diejenige von Monika Zimmerli, die sich in der Synode exponierte mit ihrer Motion. Auf die Frage, ob sie sich selbst als mutig empfunden habe, antwortete sie nach der Synode: «Eigentlich nicht. Aber ich möchte eine Kirche, die eine Zukunft hat.»

Das wünsche ich mir auch von Herzen. Und das geht meines Erachtens nur mit Menschen, die mit ihrem Herzen bei der Sache dabei sind. So wie die freiwilligen Helferinnen und Helfer bei den Filmaufnahmen zur Reputationskampagne.

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Danken möchte ich an dieser Stelle auch allen, die sich die Mühe gemacht haben, mir zu schreiben oder sonst wie das Gespräch gesucht haben mit mir, insbesondere jeweils nach der Veröffentlichung des «Grüss Gott»-Newsletters.


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Herzlichen Dank auch unserem Team der Kommunikationsabteilung und insbesondere meinem Chef, Simon Spengler. Er hat mich immer gefördert, aber auch gefordert.

Für mich heisst es an dieser Stelle Abschied zu nehmen vom «Grüss Gott», weil ich ab 1. Januar die Bereichsleitung Jugend, Bildung und Ökologie in der Katholischen Kirche übernehme. Somit werde ich nicht mehr im Autorenteam des Newsletters sein.

Aber ich freue mich an anderer Stelle mit der einen oder dem anderen auch weiterhin im Austausch zu bleiben.

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Ich habe das Privileg, hier frei und ohne Einschränkungen schreiben zu dürfen, sehr geschätzt und werde das sicherlich vermissen. Aber es braucht auch Sie alle in der Kirche, die sich frei und ohne Einschränkung für eine lebendige, transparente und inklusive Kirche einsetzen.

Herzliche Grüsse, die besten Wünsche für eine schöne Advents- und Weihnachtszeit sowie auf ein Wiedersehen/Wiederhören!

Sibylle Ratz

PS: Man kann sich auch immer noch auf den Verteiler von «credo» unserem Magazin für Mitarbeitende und freiwillig Engagierte in der Katholischen Kirche anmelden. E-Mail an kommunikation@zhkath.ch mit Adressangabe genügt.

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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.

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