Eine Million Lichter für den Frieden
News first – aber das ist die Pein mit den News. Sie sind schneller, als man bis drei zählen kann, schon wieder Schnee von gestern. So geht es mir mit Bernarda Brunovic, dem Ausnahmegesangstalent. Wir sind stolz auf sie, arbeitet sie doch im Berufseinführungsjahr als Spitalseelsorgerin in Zürich.
Heute Freitagabend rockt die Seelsorgerin die Bühne, denn sie hat es aus anfangs 10‘000 Bewerberinnen und Bewerbern ins Final von «The Voice of Germany» geschafft. Sechs weitere begabte Talente ringen in Berlin mit ihr um den Sieg. Wir drücken die Daumen – und bis Sie diesen Newsletter lesen, ist der Entscheid vielleicht schon gefällt.
Eines steht jedoch fest: Brunovic bleibt eine Siegerin. Und zwar nicht nur, weil sie als blinde Frau immer an ihre Kraft und an ihre ganz eigenen Farben geglaubt hat, sondern weil sie als Sängerin und Christin tatsächlich sehr, sehr weit gekommen ist.

«Wir sind als Kirche nicht nur berufen, das Evangelium zu verkünden», sagte mir Bernarda Brunovic im Telefoninterview, «sondern es ist wichtig, dass wir all unsere Gaben einsetzen - in Besinnung darauf, dass das Evangelium zuallererst eine frohe Botschaft ist, die das Leben bejaht.» Dieser Satz ist mir geblieben.
Ebenso einer von Christian Walti, Pfarrer am Grossmünster, der diese Woche zum neuen Konzept des Zürcher Weihnachtsdorfes auf dem Sechseläutenplatz befragt wurde. Zur Erläuterung: Ab Dezember 2026 soll «Bellevue Noël» der Future Events GmbH das bisherige «Wienachtsdorf» ablösen, wie die Stadt mitteilte.
Ein begehbarer Riesen-Adventskranz soll dann den Weihnachtsmarkt ersetzen, der bei einer Umfrage der Online-Reiseplattform European Best Destinations einst zu den schönsten Europas gekürt worden war. Glühwein und Punsch bleiben uns zwar erhalten, doch künftig befindet sich je eine Bar in zwei der Kerzen des überdimensionierten Adventskranzes.
«Viele finden den Zugang zu Weihnachten erst unter einer dicken Schicht Kommerz», sagte Christian Walti dazu, «und wir vergessen dabei, dass im Zentrum von Weihnachten keine Schokokugel steht, sondern ein verletzliches Baby.»

Wir müssen tatsächlich Gegensteuer geben, damit in der Weihnachtszeit die Spiritualität nicht verdrängt wird. Und doch gibt es Momente der Besinnung - wenn wir sie suchen. Ein solcher Moment war für mich der Rorate-Gottesdienst unserer Belegschaft, frühmorgens in der aki-Kapelle.
Nur Kerzen erhellten den Raum, die Sonne war noch nicht aufgegangen. Bischof Joseph Maria Bonnemain gestaltete die Messe gemeinsam mit Generalvikar Luis Varandas. «Nicht aggressiv und lieblos dem Nächsten begegnen», gab der Bischof uns als Adventsbotschaft mit auf den Weg, «und die Welt wäre schon eine bessere.»

«Wenn Kinder sich für andere Kinder einsetzen, entsteht etwas unglaublich Kraftvolles. Sie zeigen uns, dass Solidarität keine Altersgrenze kennt – und dass jeder Beitrag Hoffnung schenken kann», wird Kristina Kleiser, Kampagnenverantwortliche von Young Missio, bei der Aussendungsfeier der Aktion Sternsingen 2026 zitiert.
Eröffnet wurde der Anlass ebenfalls von Bischof Joseph Maria Bonnemain. Er empfing einige Bündner Kinder in seinem Schloss in Chur und erinnerte sie daran, dass Jesus selbst Kind geworden und zu den Kindern gekommen ist. Humorvoll und herzlich habe er den Austausch gesucht.
Über 10‘000 Kinder und Jugendliche werden zwischen Neujahr und Dreikönig in der Schweiz als Sternsingende unterwegs sein und den Segen «C+M+B» in die Häuser bringen und Spenden für Kinder in Not sammeln.

Etwas (Kirchen-)Politik sei in diesem Newsletter ebenfalls noch erwähnt. Die Katholische Kirche im Kanton Zürich hat vergangene Woche Geschichte geschrieben, wie meine Kollegin Sibylle Ratz bereits berichtete: Privat bleibt künftig privat. Das bedeutet, dass der Entzug der «Missio» nicht mehr zwingend zur sofortigen Entlassung der betreffenden Person führt; vielmehr kann sie dank der revidierten Anstellungsordnung weiterhin in der Kirche angestellt bleiben.
Was das bürgerliche Recht schon längst garantiert, wird nun auch in der Kirche gewährt. Diesen wichtigen Meilenstein kommentierte diese Woche auch Generalvikar Luis Varandas in einem Interview mit kath.ch und stellte sich hinter den Entscheid der Synode. «Die Körperschaft hat mit den neuen Anstellungsbestimmungen die bestmögliche Brücke zwischen den beiden Systemen gebaut», so Varandas.
Unbestritten bleibe, dass ein Mitarbeitender im Verkündigungsdienst beides braucht, also eine Sendung für Seelsorgende des Bischofs und eine Anstellung. Doch sei es gut, dass Mitarbeitende aufgrund eines Missio-Entzugs nicht mehr automatisch eine Kündigung ihres Anstellungsverhältnisses erhalten.
Auch im Forum wurde die revidierte Anstellungsordnung in einem Kommentar als ein Schritt vorwärts in der Missio-Frage bezeichnet. Zumindest als Schritt, den die Katholische Kirche im Kanton Zürich im Gegensatz zur Bischofskonferenz nun gewagt habe.
In einem NZZ-Artikel vom 8. Dezember äusserte sich zudem Meinrad Furrer zum «grossen Meilenstein»; Furrer hatte 2021 landesweit mit der Trauung von homosexuellen Paaren auf sich aufmerksam gemacht. Die Anstellungsbehörde hat für ihn die Stelle als Teamleiter der Luzerner Peterskapelle geschaffen – eine Funktion, für die keine Missio notwendig ist. Der jüngste Entscheid aus Zürich helfe, die Dinge transparenter und ehrlicher zu machen und unterbinde ein System, das Schweigen belohne, so Furrer.

Ein wunderbares Gespräch hatte ich diese Woche mit unserer neuen Kollegin im Generalvikariat, Judith Weber. Sie beginnt im Januar als Beauftragte des Generalvikars für Pastoral; ihr Büro steht schon bereit.
Was wünscht man sich von einer neuen Kollegin? Dass sie sachlich versiert ist, mit Leidenschaft dabei, Visionen hat und weiss, wie man gemeinsam als Team vorankommt – und, gar nicht so nebensächlich, dass sie auch ein wenig Humor mitbringt.
Den beweist die Theologin und Mutter dreier erwachsener Kinder mit ihrer diesjährigen Weihnachtskarte, die sie freimütig mit mir teilt. Darin beschreiben sie und ihr Mann, wie die Kinder nun alle aus dem Haus sind und «wir jetzt selbst aktiv werden, nicht nur beim Foto für die Weihnachtskarte». Sie, die gebürtige Deutsche, wird nach Zürich kommen; ihr Mann hält in Freiburg (D) die Stellung.
«So gross diese Schritte für uns sind, viel grösser und erstaunlicher ist der Schritt Gottes, Mensch zu werden», heisst es im Begleittext der Weihnachtskarte weiter. «Möge uns der so Ungewöhnliche in unserem gewöhnlichen Leben immer wieder neu erfahrbar sein.»
Das Ehepaar Weber grinst uns vom Foto entgegen. «Früher mussten die Kinder herhalten», sagt Judith Weber augenzwinkernd, «nun haben wir Grossen diesen Part übernommen.»

Was für ein schönes Schlusswort, wenn Sie liebe Leserinnen und Leser, dabei auch ein wenig schmunzeln. Und wenn Sie zusätzlich zum Humor noch etwas Licht in Ihren Alltag und in den Ihrer Mitmenschen bringen wollen: Vergessen Sie die Aktion «Eine Million Sterne» der Caritas und das Friedenslicht nicht, die beide dieses Wochenende Zürich erreichen.
Für heute Freitagabend kann ich Ihnen zudem noch ein Podiumsgespräch an der Paulus Akademie empfehlen. Es geht um das Unsagbare und wie wir es in Religion und Kunst ausdrücken. Es wird ausreichend Zeit für Diskussionen zur Verfügung stehen.

Und wenn es noch Kirchgemeinden gibt, die nächstes Jahr bei unserer neuen Reputationskampagne mitmachen und an ihren Kirchturm unsere Blache «Füreinander – miteinander» hängen wollen, melde Sie sich bitte noch bei uns.
Wir starten die Kampagne dann im Frühling mit einem Film, der in Kinos und an weiteren Orten gezeigt wird. Soviel sei jetzt schon verraten: Er ist gut geworden! Die Blachen sind dann ab Sommer, wenn es wieder heller wird, sichtbar.
Frohe Adventszeit und freuen wir uns alle auf ein interessantes 2026!
Ihre Manuela Moser
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
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