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Stand by me

Informationsbeauftragte, stellvertretende Bereichsleiterin
Sibylle Ratz
Sibylle Ratz
Einen Song, den ich immer wieder gerne höre, und der, einmal wieder «aktiviert», als Ohrwurm in meinem Kopf festsitzt, ist «Stand by me» von Ben E. King: schnulzig, eingängige Melodie, zum lauthals Mitsingen. Singen natürlich meinerseits nur je nach Situation, also allenfalls im Auto, wo mich niemand hört.
17. November 2023

Der Liedtext hat eigentlich nichts mit Gott, sondern mit der innigst angeflehten Geliebten zu tun, und ich möchte jetzt nicht Werbung für meine Lieblingssongs machen. Trotzdem hat sich der Ohrwurm aktuell bei mir festgesetzt. Für mich hat er auch mit Hoffnung zu tun. Mit diesem Thema habe ich mich die letzten Tage in unterschiedlicher Weise auseinandergesetzt und die Frage nach dem, was die Menschen weiter hoffen lässt, hat mich nicht losgelassen.

When the night has come
And the land is dark
And the moon is the only light we«ll see
No, I won»t be afraid
Oh, I won't be afraid
Just as long as you stand
Stand by me

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Kürzlich bin ich an einer vielbefahrenen Strasse im Kreis 6 in Zürich an einer Ladenfront, eines, mittlerweile leerstehenden, Geschäftslokals vorbeigefahren. Da waren tatsächlich in schwarzer Farbe «JDN» und andere Schmierereien draufgesprüht. Mein Herz verkrampfte sich. Heute sind auch diverse Plakate darüber platziert. «JDN» für Juden? Die Urheber können sich natürlich rausreden, es sei die Abkürzung für «jemand» oder es sei sonst etwas gemeint. Die Koinzidenz mit dem Krieg in Nahost ist aber offensichtlich gewesen. Bisher habe ich in meinem ganzen Leben noch nie etwas mit Antisemitismus zu tun gehabt. Ich kannte ihn nur aus Medienberichten. Das kann doch nicht wahr sein! Ich bin nach wie vor schockiert darüber, dass es so etwas überhaupt gibt und das in Zürich. Was denken sich diese Menschen dabei?

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Gestern Nacht tobte der Sturm um unsere Hausecken. In diesen Stunden war ich im Trockenen, zuhause, eingekuschelt und mir war wohlig warm. Ich war und bin unendlich dankbar für das Privileg, dass und wie ich in der Schweiz leben kann.
Denn am Morgen wieder die neusten Nachrichten aus Nahost und aus allen Ecken der Welt: kaum zu ertragen. Es bleibt die verständnislose Frage, wieso wir es seit Generationen nicht schaffen, Lösungen zu finden, die ein friedliches Miteinanderleben ermöglichen?
Auch hier in Zürich haben es viele Menschen nicht immer leicht. Aktuell und praktisch können Sie beim Café Yucca und Solidara helfen. Das Café in der Zürcher Altstadt sammelt im Winterhalbjahr gebrauchte, nicht mehr benötigte Schlafsäcke. Diese helfen obdachlosen Menschen, in der kalten Jahreszeit zu überleben.

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So darlin«, darlin», stand by me
Oh, stand by me
Oh, stand
Stand by me, stand by me

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Was ist menschlich? Ist der Mensch mehr als 50 Prozent gut, oder eben nicht? Ein weiteres Privileg, dass ich in meinem Leben als solches empfinde, ist es, dass ich immer wieder neue, interessante Menschen kennenlerne. Einen davon durfte ich gestern interviewen. Wir haben uns intensiv über dieses Thema unterhalten. Dabei ging es auch um Straftäter unterschiedlicher Ausprägung (in der Mehrheit waren es Männer) und die Seelsorge für eben diese Menschen im Strafvollzug und im Umfeld der Polizei. Kann sich dann der Mensch immer noch die Hoffnung an das Gute im Menschen bewahren? Ich hoffe es sehr, für Sie, für mich, für alle.

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Innerkirchlich beschäftigen sich sowohl die Basis in den Pfarreien und Kirchgemeinden wie auch bei den Institutionen weiterhin mit dem Thema Missbrauch. Kleine positive Nachrichten sind endlich zu vermelden. Bischof Bonnemain hat jetzt externe Unterstützung von zwei Fachleuten für die Untersuchung bei den Bischöfen. Wie diese Unterstützung ausgestaltet ist und welche Kompetenzen die Spezialisten bekommen, werden wir in der Praxis noch sehen.


Ausserdem waren Bischof Gmür und Bischof Bonnemain beim Papst und haben über das neuzuschaffende Gericht und über die Öffnung der Akten in der Nuntiatur in Bern gesprochen. Bei der Gerichtsbarkeit gab es offenbar ein Ja. Bezüglich der Akten liess sich Bischof Gmür verlauten, dass «die Archive der Nuntiatur und aller Botschaften sind durch internationale Abkommen geschützt» seien. Geschützt ja, aber kann mir jemand erklären, wieso diese nicht freiwillig geöffnet werden können? Was spricht dagegen? Aus Sicht der Basis gibt es meiner Meinung nach nur eine Möglichkeit: Transparenz, jetzt, auf allen Ebenen, auch wenn das weh tut. Denn die Kirche und alle haben in erster Linie die Verpflichtung, den Opfern beizustehen.

If the sky that we look upon
Should tumble and fall
Or the mountain should crumble to the sea
I won«t cry, I won»t cry
No, I won't shed a tear
Just as long as you stand
Stand by me

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Eine weitere eindrucksvolle Begegnung hatte ich vor einigen Tagen mit einem Bekannten, den ich ein paar Jahre nicht mehr gesehen habe. Früher hatten wir in unseren damaligen Funktionen diverse Schnittpunkte und ich habe ihn immer sehr geschätzt. Beiläufig hatte ich mal davon erfahren, dass er in der Familie mehrere schwere Schicksalsschläge verkraften musste, aber keine Details. Im Gespräch beim Wiedersehen erfuhr ich die traurigen und heftigen Fakten, bei denen ich mich fragte, was muss ein Mensch im Leben manchmal aushalten können. Trotz alle dem hat er die Hoffnung auf Besserung nicht verloren. Warum? Weil ihm zwei Menschen, die an der Kirchenbasis tätig sind, die er vorher nicht kannte, in seinen schwärzesten Stunden nicht von der Seite wichen und ihn auch danach begleiteten. Weil sie die Kraft hatten, nicht wegzusehen, sondern dran zu bleiben. Diese Menschen an der Basis lassen mich weiter hoffen. Dass es auch in den dunkelsten Momenten ein Licht gibt, eine Hoffnung, eine helfende Hand.

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Licht am Ende des Tunnels: Das ist die Hoffnung für alle, die im Dunkeln sind. Schon beginnen an verschiedenen Orten in der Stadt und im ganzen Kanton die Dekorationen und Lichterketten für die Vorweihnachtszeit und den Advent zu blinken. Eine spezielle Atmosphäre bietet in diesem Zusammenhang an diesem Samstag, die «Nacht der Lichter» in der Stadt Zürich, eine Veranstaltung der Altstadtkirchen. Getragen wird der Anlass von der reformierten, der katholischen und der christkatholischen Kirche Zürichs. «Die Nacht der Lichter» hat seit über 20 Jahren einen festen Platz in der Agenda von spirituell suchenden Menschen. Sie lädt ein, inmitten des herausfordernden Alltags innezuhalten und friedliches Licht und wohltuende Stille aus dem hellen Kirchenraum hinaus in die dunklen Novembertage zu tragen. Damit verleiht die schlichte Lichter- und Klangfeier der Stadt Zürich einen besonderen Ausdruck urbaner Religiosität. Sie findet um 19 Uhr im Grossmünster in Zürich statt. Danach gibt es auch eine Möglichkeit, des Beieinanderseins um 20 Uhr in der Wasserkirche mit warmen Getränken und Snacks.

And darlin«, darlin», stand by me
Oh, stand by me
Oh, stand now
Stand by me, stand by me

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Wer sein Gehirn auch noch geistig füttern will kann dies anderweitig online oder live vor Ort:
Ein Vortrag von Christiane Florin, zum Thema «Zwischen Demutsgigantismus und Bescheidenheitsbrutalität», in dem sie sich am vergangenen Wochenende im Rahmen des «Hochfeldener Dialogs» mit der Macht in der Kirche auseinandersetzte, ist nachzuhören und -zusehen auf Youtube,.
Oder Sie besuchen das Theaterstück in der Paulusakademie am Sonntagabend. «Gift. Eine Ehegeschichte» von 17 bis 18.30 Uhr.

And darlin«, darlin», stand by me
Oh, stand by me
Oh, stand now
Stand by me, stand by me

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Würden wir Jesus heutzutage überhaupt erkennen? Am nächsten Donnerstag, 23 November, startet der Weihnachtsmarkt am Münsterhof in Zürich. Die Katholische Kirche im Kanton Zürich unterstützt die Installation von Fiona K. Es handelt sich um eine 3D-Darstellung von Maria, Josef und dem Jesuskind in eine heutige Situation transformiert. Ausserdem werden jeweils verschiedene Menschen um 19.07 Uhr für 7 Minuten auf dem Münsterhof eine Weihnachtsgeschichte erzählen. Unter anderem sind am 7. Dezember Monika Schmid vor Ort und am 11. Dezember Bischof Joseph Maria Bonnemain.

Whenever you«re in trouble won»t you stand by me
Oh, stand by me
Won't you stand by

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Stand by me – Stand together - für Frieden. Als Menschen.
 
Herzlich
Sibylle Ratz

 

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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.

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