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Bunte Welt - Bunte Kirche?

Informationsbeauftragter Generalvikariat
Thomas Boutellier
Thomas Boutellier
Als Lozärner in Zürich vergleicht man ständig. Ist der See hier schöner oder der zu Hause? Ist das Tram wirklich schneller als der Bus? Fährt man ins Oberland wie ins Entlebuch? Und wer kann am besten feiern? Bei vielem kann ich keinen wirklichen Unterschied feststellen (wobei Luzern schon ein bisschen schöner sein muss, weil es eben Luzern ist 😊).
07. Februar 2024

Beim Feiern hingegen gibt es gerade in diesen Tagen einen grossen Unterschied: die Fasnacht.

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Vom Schmutzigen Donnerstag bis um Mitternacht am Dienstag verwandelt sich die Stadt Luzern komplett. Wer durch die Gassen schlendert, weiss vor lauter Farben, Wagenbauten und maskierten Guggenmusiken nicht, wohin er oder sie schauen soll.

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Schaut man sich in den kirchlichen Medien um, ist die Fasnacht überall ein Thema, selbst in Zürich. Auch wo Fasnacht wenig Tradition hat, wird in den Kirchen in Versen gepredigt und die eine oder andere Guggenmusik ist als musikalische Verstärkung im Gottesdienst anzutreffen.

Karneval und Kirche haben indes eine lange Tradition. Im Jahr 325 legte das Konzil von Nicäa fest, dass Ostern am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert werden soll. Aus dem nun festgelegten Ostertermin zwischen dem 21. März und dem 18. April lässt sich die davor liegende Fastenzeit berechnen - und damit auch der Termin für ein ganz besonderes Fest, das sich in der Folgezeit entwickelte: die Fasnacht.

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Vor dem 40-tägigen Fasten sollten die Gläubigen noch einmal ausgelassen feiern, schlemmen und trinken. Das hatte zum einen ganz praktische Gründe: Nahrungsmittel wie Fleisch, Fett und Eier mussten vor dem Fasten verzehrt werden, da sie sonst während der Fastenzeit verdarben. Zum anderen verfolgte die Kirche mit dem ausgelassenen Treiben ein didaktisches Ziel: Schon Augustinus unterschied zwischen der «civitas diaboli» (dem Reich des Teufels) und der «civitas dei» (dem Reich Gottes). In der «Fastnacht» sollten die Menschen demnach der «civitas diaboli» frönen, um am Aschermittwoch umzukehren und sich der «civitas dei» anzuschliessen.

Wie jedes Jahr gab es auch heuer wieder genügend Anlässe, die Kirche liebevoll in Szene zu setzen. Sei es für die «civitas diaboli» oder für die «civitas dei».

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Nach der sehr erfreulichen Gemeinwohlstudie, die den Zürcher Kirchen eine weiterhin erfolgreiche Arbeit mit und für die Menschen bescheinigt, kamen eine Woche später die offiziellen Zahlen, wie viele Katholiken und Reformierte es im Kanton Zürich noch gibt. Und leider steht nun auch schwarz auf weiss, dass es den Kirchen nicht gelungen ist, der «civitas diaboli» mit ihren vielen guten, sinnstiftenden und sozialen Angeboten, der «civitas dei» hier auf Erden, in der Öffentlichkeit die Stirn zu bieten. 3,7 Prozent weniger Menschen sind auf dem Papier noch katholisch. In wenigen Monaten haben uns so viele Katholiken den Rücken gekehrt, dass in Winterthur die Hälfte der Pfarreien geschlossen werden müsste.

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Im Beitrag von «Schweiz aktuell» bringt es der Fragesteller auf den Punkt. Wir hätten alles, um die «civitas dei» erfolgreich in die Welt zu tragen, aber wir schaffen es nicht, unsere Angebote zu den Menschen zu bringen. Das wird unsere grosse Aufgabe sein. Nicht nur reden, sondern zeigen, dass das, was wir sagen, auch mit Inhalt gefüllt wird.

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Orte, an denen Kirche vielfältig, bunt und lebendig ist, gibt es viele. In den Pfarreien, vor allem aber in den Migrationskirchen. In Zürich leben rund 120'000 katholische Männer, Frauen und Kinder mit Migrationshintergrund. Die Migrationskirchen haben einen grossen Zulauf und sind für die Menschen ein Stück Heimat. Ende Januar trafen sich Vertreterinnen und Vertreter der drei Personalpfarreien, 19 Migrationsgemeinden und sechs Seelsorgestellen zum Austausch. Sie bringen viel Farbe, Lachen und die unterschiedlichsten Kulturen in unsere Kirche. Nicht ohne Grund setzt die Kirche in Zukunft vermehrt auf die Migrationsgemeinden.

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Und für uns «Einheimische» gibt es viele Möglichkeiten, sich einzubringen und die Gastfreundschaft zu geniessen. Dass die Zukunft der katholischen Kirche in der Schweiz nicht nur von Schweizerinnen und Schweizern gestaltet wird, zeigt auch ein Blick auf die Liste der neuen Seelsorgerinnen und Seelsorger im Bistum Chur. Von knapp 20 sind zwei Schweizer. Der Austausch unter den Kursteilnehmenden ist geprägt vom gegenseitigen Lernen und der Frage: Wie gestalten wir Kirche? Wo können wir noch mehr tun als die in der Gemeinwohlstudie festgestellte wichtige Rolle mit und für die Menschen erfüllen?

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Bunt und farbenfroh geht es auch bei den beiden grossen Jubiläen von Kirchgemeinden im Kanton Zürich zu. 150 Jahre feiert St. Peter und Paul, die sogenannte Mutterkirche. Wer wissen will, was es mit der Mutterkirche auf sich hat, kann es hier nachlesen. Bei der Kirche Peter und Paul sieht man eine Geschichte, die, zugespitzt (nach alter katholischer Lesart), von der «civitas diabolis» zur «civitas dei» führt: von der Reformation zum Kirchenbau und zu lebendigen Pfarreien in der Stadt. Wir begleiten die Mutterpfarrei durch dieses Jahr und werden immer wieder von ihrem Jubiläum berichten.
Ebenfalls auf 150 Jahre blickt die Pfarrei St. Joseph in Horgen zurück. Nicht nur für Menschen, die mit dem Namen Josef verbunden sind, gibt es allerlei Spannendes im umfangreichen Festprogramm zu entdecken. Auch davon lesen Sie dieses Jahr auf zhkath.ch.

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In den frühen Morgenstunden des Aschermittwochs reinigten früher die «Barfuessfäger» die Rathaustreppe (ob sie das heute noch tun, schaue ich mir dieses Jahr an). Ein starkes Symbol. Die «Barfuessfäger» sind eine Gruppe, die aus der Jugendarbeit der Barfuesserkirche in Luzern (St. Maria zu Franziskanern) hervorgegangen ist. Sie beenden die fröhliche und festliche Zeit und leiten über in die Fastenzeit. Die 40 Tage vor Ostern, die uns zum Nachdenken bringen sollen über uns und die Welt, wie diese «civitas dei» aussehen soll und was wir dazu beitragen können. Damit wir das nicht vergessen, dürfen wir am kommenden Mittwoch das Aschenkreuz empfangen.

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Mit der Fastenzeit startet auch die diesjährige Ökumenische Kampagne von Fastenaktion und Brot für alle. Unter anderem finden immer Donnerstagabends digitale Gespräche zur Kampagne statt.
Brauche ich, was ich habe? Habe ich, was ich brauche? Diesen Fragen stellt sich die Aktion «40 Tage ohne». Sind Sie zwischen 16 und 35? Oder kennen jemandem in dem Alter? Nach der Anmeldung bekommt man viermal Post mit spannend Inputs zum Thema Verzicht. Eine spannende persönliche Herausforderung. 

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«Grüss Gott Zürich» geht in die Sportferien und erscheint das nächste Mal in drei Wochen. Die Kirche in Zürich macht trotz «Image im Allzeittief» nicht Ferien, sondern engagiert sich auch in der Fastenzeit für und mit den Menschen.
Neben unzähligen Angeboten in den Kirchgemeinden gibt es z.B. in der Paulus Akademie am 20. Februar die Auszeit über Mittag; am 22. Februar die Fachtagung «Gottes Liebe ist bunt», und z.B. am 27. Februar der Start des Seminars: «Wenn Wirtschaft und Ethik fusionieren».
In der Bahnhofskirche findet die Tischgemeinschaft in der Fastenzeit statt.
Wer sich überlegt, in der Fastenzeit eine Woche zu fasten, findet in vielen Pfarreien Angebote wie z.B. in Zürich-Höngg.
Am 1. März findet im Kirchgemeindehaus Offener St. Jakob eine Kirchenasyltagung statt. Ein Workshop um ein nicht unumstrittenes Thema.

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Ab den 29. Februar lädt «Stilles Zürich» zur Auseinandersetzung mit dem Stillen in Zürich ein. Eine Vielzahl von Anlässen versprechen eine stille, aber spannende Zeit. Herausgepickt haben wir für Sie: «Stille in den verschiedenen Religionsgemeinschaften».
Ich wünsche Ihnen eine schöne Fasnacht und einen guten Start in die Fastenzeit.


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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.

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