Zusammen Brücken bauen
Der farbenfrohe Flyer verweist auf die zweite Konferenz der jungen Menschen im Bistum Chur, die sich austauschen wollen und den Dialog mit dem Bischof suchen. Sie findet vom 6. bis 7. Dezember an der Theologischen Hochschule in Chur statt.
Unter den jungen Menschen sind auch all jene 18- bis 30-Jährigen willkommen, die sich für den Jugendrat interessieren und sich vernetzen wollen. Anmeldeschluss ist der 28. November.
Gemeinsam essen und sich austauschen, Glauben teilen und Gemeinschaft erleben kann man auch in der Woche der Religionen, die noch bis Sonntag läuft und mit dem Thema «Humor und Religion» schliesst.
Meine Kollegin Saskia Richter kam begeistert zurück von einem Abend, der von der Nay Flöte (oft gespielt im Islam) über Gesänge eines Imams und aus dem Bahai-Glauben bis hin zum Hornspiel eines Rabbis geführt hat.
Dieser Abend war jedoch nur ein kleiner Teil eines umfangreichen Programmes, das jedes Jahr verschiedene Menschen aus verschiedenen Religionen zu unterschiedlichsten Veranstaltungen zusammenkommen lässt.

Brücken bauen ist wichtig – immer wieder. Darauf baut auch der Reputationsfilm der katholischen Kirche auf, der unter dem Motto «Miteinander – füreinander» diese Woche mit freiwilligen Statistinnen und Statisten an verschiedenen Orten in der Stadt gedreht wurde.
Ich habe am Donnerstag bei der gestellten Taufe eines kleinen Menschenwesens mitgemacht in der Stadtzürcher Kirche St. Peter und Paul. Ungewöhnlich war es, die Kirche in eine Filmszene verwandelt zu sehen, mit Kameras, Bildschirmen und künstlichem Licht.
Der Regisseur, engagiert vom Team David Schaerer Studio, liess uns sogar ein «Grosser Gott, wir loben dich» anstimmen. Kurz entstand eine tragende, unerwartet verbindende Atmosphäre, die auch den Filmprofi sichtlich berührte.
Dank gilt allen, die beim Dreh mitgemacht haben – und noch mehr Dank an all jene, die die Botschaft des «Miteinander – füreinander» tatsächlich in die Pfarreien und die Teams der Kirchenangestellten hinaus- beziehungsweise hineintragen.

Taufen für den Film durfte den kleinen Mann übrigens Synodalrat Martin Stewen. Sicher haben Sie es inzwischen mitbekommen, dass er die Exekutive unserer Körperschaft nach fünf Jahren verlässt. Per März 2026 wird er Geschäftsführer des ökumenischen Weiterbildungsprogramms für Seelsorgende.
Für seine Nachfolge unterbreitet das Seelsorgekapitel, die Versammlung der im Kanton Zürich tätigen Seelsorgerinnen und Seelsorger, der Synode einen Wahlvorschlag.
Seit Annahme der revidierten Kirchenordnung muss diese Person nicht mehr zwingend ein Priester oder Diakon sein, alle Seelsorgerinnen und Seelsorger mit einer bischöflichen Beauftragung sind wählbar.

Nachdem ich an dieser Stelle schon mal über die neue Ausbildung für Seelsorgende verweisen durfte, gibt es auch diese Woche eine gute Neuigkeit: Andreas Diederen, bischöflich Beauftragter für Fortbildung im Bistum Chur, hat in Kooperation mit seinem Pendant im Bistum Basel, Dr. Mathias Mütel, und der TBI-Verantwortlichen für Weiterbildung, Dr. Maria Lissek, kürzlich eine interdiözesane Website für Fortbildungsangebote aufgeschaltet.
Interessierte finden ab sofort Angebote aus den fünf Kompetenzfeldern «Theologische Grundlagen», «Pastoral gestalten und transformieren», «Selbstführung/Selbstsorge», «Mit Menschen unterwegs» und «Unterbruch für das Heilige». Schauen Sie doch gerne einmal hier rein – wir wollen schliesslich gute und gut ausgebildete Menschen in der Kirche.
Deshalb sind auch wir daran, unsere Website – das Schaufenster der Kirche gegen aussen – zu verbessern. Zusammen mit der vom Generalvikariat engagierten HR-Fachfrau Andrea Richenberger haben wir unsere Jobbörse auf der Startseite prominenter platziert. Finden Sie die offenen Stellen nun auf den ersten Blick? Dann wäre unser Ziel erreicht. Denn nur so können wir gutes Personal anziehen und bei uns anstellen.

Festigkeit und Klarheit – das ist auch nötig, wenn wir die Missbrauchsfälle angehen, die zweifelsfrei weiterhin transparent und konsequent aufgearbeitet werden müssen. Wie jener in Müstair, der diese Woche erneut im 10vor10 für Schlagzeilen gesorgt hat.
Für mich als neue Mitarbeiterin in der Kirche ist es etwas befremdend zu beobachten, wie heftig sich Kirchenleute über dieses Thema intern zerstreiten. In den sozialen Medien beispielsweise war diese Woche in einem anklagenden Ton von «apologetischen Artikeln in kircheneigenen Medien» zu lesen.
Gemeint war ein Beitrag im Magazin für alle Katholikinnen und Katholiken im Kanton Zürich, dem Forum, das lediglich die andere Seite zu Wort kommen liess - nämlich den in Müstair lebenden Dekan sowie die für die Auflagen Verantwortlichen, den Churer Bischof sowie den Generalvikar der Bistumsregion Graubünden.
Zitiert wird auf besagtem Linkedin-Post dann auch der Folgeartikel mit Kirchenrechtler Thomas Schüller. Im Post wird vorweggenommen, dass der Beitrag «Chur nicht gefallen» dürfte.
Wer sagt das? Und stimmt das auch?
Denn der Experte räumt Bischof Bonnemain eigentlich insgesamt ein gutes Zeugnis ein, und merkt sogar an, dass es für einen Bischof wahrscheinlich kaum eine schwierigere Aufgabe gibt als den Umgang mit einem beschuldigten, aber nicht verurteilten Priester. Viel Zeit vergeht zudem, bis die staatlichen Untersuchungen abgeschlossen sind. Die Kirche hängt in dieser Zeit im Ungewissen – im Fall von Müstair nun schon seit zwei Jahren.
Schüller, auch das darf nicht unerwähnt bleiben, ist kein quasi unabhängiger, «international renommierter Kirchenrechtler». Er war als Gutachter vom Opferanwalt in besagtem Fall beigezogen worden.

«Sagen, was ist», das ist Journalismus. Schreibende haben sich an den Code of Conduct des Schweizer Presserats zu halten. Das heisst unter anderem: Sie müssen beide Seiten zu Wort kommen lassen und ihre eigene Meinung von der Nachricht trennen.
Ich wünschte mir, wir könnten unvoreingenommener und unaufgeregter über die systemischen Schwachstellen in der katholischen Kirche im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen reden, diskutieren und Verbesserungen gemeinsam vorantreiben.
Unser Bistum hat mit Bischof Bonnemain einen Experten in Sachen Missbrauch an seiner Spitze. Darüber bin ich persönlich froh. Daran dürfen wir ihn messen und sollten ihm aber gleichzeitig auch etwas Vertrauen schenken, dass er mit dieser Verantwortung sorgfältig umgeht.

Jetzt, wo überall emsig die Weihnachtsdeko hervorgeholt wird und «Lucy» ab nächster Woche die Bahnhofstrasse erleuchtet, schauen Sie doch auch rein für etwas Besinnlichkeit und Helligkeit bei der Nacht der Lichter diesen Samstag, einer ökumenischen Veranstaltung im Grossmünster.
Oder wie Kollegin Sabine Zgraggen, Leiterin der Spitalseelsorge, mich aufmerksam gemacht hat: In dieser besonderen Zeit des Wartens kann auch ein Besuch der Spitalkirchen Trost spenden. Denn mitten im Alltag, an Orten, die oft übersehen werden, sind diese Räume offen für alle, die sich mit kranken, geschwächten oder einsamen Menschen verbinden wollen.

Zgraggen empfiehlt etwa die Unipsychiatrie Zürich (oben am Zürcher Balgrist). Dort feiert das ökumenische Seelsorgeteam jeden Sonntag um 10.30 Uhr eine offene, herzliche Gottesdienstfeier. Oder man kann auch in die wieder neu aufgebaute Spitalkapelle des Limmattalspitals in Schlieren gehen.
Ein Ort, den auch unser Bischof besonders schätzt. Denn dort war er 34 Jahre lang als Seelsorger tätig und hat sich für den Erhalt der Kapelle eingesetzt. Ohne Bischof Bonnemain, erzählt Zgraggen weiter, gäbe es sie heute nicht mehr. «Geht hin zu den Kranken und Schwachen und tröstet sie!» zitiert sie seine Botschaft und wünscht ihm auf diesem Weg viel Kraft und Segen für die Adventszeit.
Das soll erlaubt sein – und ebenso die genaueren Angaben zum Gottesdienst: In Schlieren treffen sich sonntags jeweils um 10 Uhr Bewohnende des Pflegezentrums und Menschen aus dem Spital zu einer kleinen, starken Gemeinschaft.
Vielleicht ist in diesem Advent tatsächlich der Moment, sich zu einem anderen Ort aufzumachen. In bewusster Solidarität zu den Kranken oder den Einsamen. Oder einfach zum Gegenüber.
Ich wünsche Ihnen eine frohe Zeit.
Ihre
Manuela Moser
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
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Gerne möchte ich mich vom Grüssgott Zürich von Frau Moser abmelden. Ich freue mich Freitags immer auf Eure News, von nah und fern und auch auf Eure Meinung, mag es sehr, wenn man angeregt wird, seine eigene Meinung zu bilden. Blumige Erzählungen und Hofberichterstattungen, weit weg von zhkath, sagt mir nicht zu.
1) die Wortwahl muss opfersensibel und traumasensibel sein. Ergänzung zu obigen Grüss Gott: Nicht die Kirche hängt in erster Linie im Ungewissen, sondern mögliche Betroffene.
2) Machtgefälle müssten bei möglichem Machtmissbrauch benannt werden. Präzisierung zu obigem Artikel: Es gibt zwar zwei Seiten, aber sie agieren assymetrisch. Ein mutmasslicher Machtmissbrauch ist kein Konflikt, sondern ein mögliches Verbrechen.
3) Berichterstattung über einen möglichen Missbrauchfall in der Kirche sollte nicht als kurzer Einschub zwischen Selbsbeweihräucherung und Hofberichterstattung platziert werden.
Das geht nächstes Mal wieder besser, nicht wahr? Da bin ich mir vom "Grüss Gott", das ich gerne lese, bessere Qualität gewohnt.
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