Über uns

Unter Menschen

Informationsbeauftragte, stellvertretende Bereichsleiterin
Sibylle Ratz
Sibylle Ratz
Ja, die Anspielung auf die Bücher von Juli Zeh ist mit dem Titel gewollt. Zu reden gab erst kürzlich Tobias Haberls Buch «Unter Heiden», aber darauf komme ich später zurück. Diese Woche hat mich das Thema des menschlichen Miteinanders einmal mehr stark beschäftigt. Wie soll es im Grossen klappen, wenn es schon so schwierig in unserer nächsten Umgebung ist?
07. November 2025

Beginnen möchte ich gleich mit der gestrigen Synode im Zürcher Rathaus an der Limmat. Nächstes Jahr werden dann auch die Synodalen der Katholischen Körperschaft in die Bullingerkirche wechseln. Jetzt aber hat sich hier «Historisches» zugetragen!

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Es war ein langer, anstrengender Tag. Zwischen 8 und 17 Uhr wurde debattiert, diskutiert und entschieden. Mit Spannung wurde insbesondere die Abstimmung über die Beiträge an die nicht anerkannten Religionsgemeinschaften für die Jahre 2026 bis 2031 erwartet. Die Vertreterinnen und Vertreter von VIOZ und VOK waren über Mittag entsprechend nervös.

Als Überbrückung, bis der Kanton gesetzliche Grundlagen geschaffen hat, sollen die katholische und die reformierte Kirche im Kanton Zürich jährlich je eine Million Franken vom Kantonsbeitrag an Projekte für nicht anerkannte Religionsgemeinschaften zur Verfügung stellen.

Mehrheitlich handelt es sich dabei um bereits bestehende Angebote in der Zusammenarbeit, beispielsweise in der Seelsorge. Die Diskussion wurde offen geführt und sowohl Befürworter wie auch Gegner der Unterstützungsbeiträge bekamen ihren Raum.

Schliesslich gab die Synode die Zustimmung für alle Traktanden. Die Erleichterung auf der Tribüne war entsprechend gross und in der kurzen Pause liessen es sich verschiedene Synodale, aber auch Synodalratspräsident Raphael Meyer und Generalvikar Luis Varandas nicht nehmen, den Partnern zu gratulieren und sich für die weitere, vertrauensvolle Zusammenarbeit auszusprechen. Eine wahre Freude!

Wie äusserte sich eine Synodale: «Das ist ein Zeichen für Frieden, Zusammenarbeit und Toleranz». Weitere Informationen zur Synode finden Sie hier. Auch das FORUM hat einen Bericht dazu verfasst.
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Leider wird die Hetze aus bestimmten – auch kirchlichen Kreisen – weiterhin betrieben und ich bin immer wieder erstaunt, wie diese Personen in NZZ und inside Paradeplatz entsprechende Plattformen bekommen. Darum verlinke ich die Artikel auch nicht. So nicht! Die Vorwürfe treffen immer Menschen, daran sollten die Autoren denken.

In meinem Glauben stehen wir miteinander und füreinander ein. Weil: Das Blut ist in allen Menschen rot, egal, welche Hautfarbe oder welchen Glaube sie haben. Wichtig sind mir Respekt voreinander und ein freundschaftliches Miteinander. Ich möchte mit den Menschen in meiner Umgebung einfach friedlich zusammenleben können. Punkt.

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Grosse Erleichterung bei Muris Begovic, Präsident der VIOZ, Barbara Winter, Synodalrätin, und Rifa`at Lenzin, Mitglied des Interreligiösen Think Tanks und Präsidentin von Iras Cotis, der Interreligiösen Arbeitsgeminschaft Schweiz. Foto: Sibylle Ratz


Grosse Erleichterung bei Muris Begovic, Präsident der VIOZ, Barbara Winter, Synodalrätin, und Rifa`at Lenzin, Mitglied des Interreligiösen Think Tanks und Präsidentin von Iras Cotis, der Interreligiösen Arbeitsgeminschaft Schweiz. Foto: Sibylle Ratz

Welches Bild will und soll die Katholische Kirche abgeben jetzt und in Zukunft? Damit haben wir uns sehr lange und intensiv auseinandergesetzt und sind gerade mittendrin in den Vorbereitungen für unsere Reputationskampagne, die im nächsten Jahr starten soll.

Irgendwo, ich weiss leider nicht mehr wen ich da zitiere, habe ich gelesen: «Wir sind nicht berufen in die Kirche zu gehen. Wir sind berufen Kirche zu sein.» Dazu braucht es jeden und jede. 

Deshalb, falls Sie nächste Woche noch freie Kapazitäten haben: Nutzen Sie die Gelegenheit, bei einem professionellen Film mitzumachen und melden Sie sich heute noch als Statist / Statistin! An drei Tagen wird in Zürich und Umgebung gedreht.

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Wieder einmal holt sich die Kirche im Umgang mit Missbrauchsfällen keine Lorbeeren. Mit dem Thema – und mit dem korrekten Umgang – tut sie sich nach wie vor schwer.

Nachdem im FORUM auf der Website vor rund zwei Wochen ein eher wohlwollender Artikel über einen suspendierten Priester erschienen ist, der ins Val Müstair «verbannt» wurde wegen einer strafrechtlichen Untersuchung, überrascht der kürzlich aufgeschaltete Folgeartikel umso mehr.

Im ersten Text wurde es so dargestellt, dass keinerlei Fehler gemacht wurden. Im Interview mit Kirchenrechtler Thomas Schüller stellt sich die Sache ein wenig anders dar und es gäbe da tatsächlich das eine oder andere nachzubessern auch im Bistum Chur.

In diesem Zusammenhang bin ich noch vor dem FORUM Artikel über einen Text auf katholisch.de gestolpert. Darin wird vehement gefordert, dass wir «auf der Seite der Opfer stehen» sollten. Das kann ich nur unterstreichen. Leider sind da die Kirchenverantwortlichen nach wie vor nicht überall wirklich geschickt und konsequent unterwegs. Aber wir bleiben dran und ich gebe die Hoffnung nicht auf.
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Umso beeindruckter war ich über die konstruktiven Gespräche an einem Kirchenpflegetreffen diese Woche und auch über die Diskussionen an einer Informationsveranstaltung für Seelsorgende zu unserer geplanten Reputationskampagne.

Da sind so viel Power und Energie vorhanden. Wir sollten nur immer wieder einmal mutiger sein. Wir müssen uns nicht verstecken. Es gibt so viele Freiwillige und Engagierte in den Pfarreien und den Dienst- und Fachstellen! Aber sie brauchen auch Vorbilder in den eigenen Reihen.
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Neue Wege sind sicherlich nötig. Im Pfarrblatt Bern gibt es dazu eine empfehlenswerte Lektüre, in der sich auch Urs Brosi von der RKZ äussert. Unter dem Titel «Die Nachwuchskirche ist am Ende» werden die aktuellen Zahlen und ihre Auswirkungen auf die Kirche analysiert.  In welchem Stadium würden Sie unsere Zürcher Kirche einordnen? Schreiben Sie es uns.
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Gar nicht verstecken muss sich unser ökumenisches Projekt «Extramural». Mit dem infoBus, mit dem sie vor Zürcher Gefängnissen ein niederschwelliges Angebot zusammen mit Team 72 für Angehörige von Inhaftierten anbieten, sind sie für den Tsüri Award in der Kategorie Freiwilliges Engagement nominiert.

Dies von der elektronischen Medienplattform «Tsüri», deren tägliche Lektüre ich übrigens nur empfehlen kann. Aber jetzt gilt es mit geringstem Aufwand etwas Gutes zu tun. Drücken Sie hier aufs Knöpfchen und voten Sie für unseren infoBus (ein wenig runterscrollen bis Sie zum Projekt Infostelle für Angehörige / team72 & ExtraMural kommen)!

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Der Infobus von Extramural und Team 72, ein niederschwelliges Angebot für Angehörige von Inhaftierten. Foto: zvg


Da ich heute noch mit den verschiedenen Informationen rund um die Synode beschäftigt war, werde ich mich nur noch kurzhalten können und möchte noch auf folgende Veranstaltungen hinweisen, bevor ich Ihnen ein gemütliches, kuscheliges Wochenende zuhause, in und um Zürich oder bei einem Spaziergang durch den vielfarbigen Herbstwald empfehlen kann. Was für ein Privileg, dass wir ein Dach über dem Kopf haben und uns darauf freuen können!

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Entspannen Sie sich beim Ikonen-Malen (8. November oder 18. November), notieren Sie sich schon einmal die «Nacht der Lichter» am Samstag, 15. November, und viel zu früh, ich weiss, aber verschiedene Weihnachtsmärkte beginnen bereits an diesem Wochenende.

Und jetzt auch mein konkreter Hinweis auf das Buch von Tobias Haberl, dessen Autorenlesung im Rahmen von «Züri liest» von Katholisch Stadt Zürich unterstützt wurde: Hier gibt es noch eine Besprechung im Magazin Sonntag dazu. Lektüreempfehlung.

Am kommenden Montag kann man in der Paulus Akademie über ein würdevolles Lebensende nachdenken. Am Donnerstag, 13. November, empfiehlt sich der Anlass «Wo ist Gott?», eine Filmvorführung mit anschliessendem Talk.

Egal was Sie tun, tun Sie es mit und in Liebe.

Herzlich
Sibylle Ratz
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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.

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