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Erinnern wir uns

Informationsbeauftragter Synodalrat bis Ende November 2022
Aschi Rutz

Informationsbeauftragter Synodalrat bis Ende November 2022

Aschi Rutz
Die Meldung, dass der Schweizer Theologe Hans Küng am 6. April im Alter von 93 Jahren verstorben ist, war nicht überraschend. Ins Auge springt vielmehr sein starkes Vermächtnis, das mit seinem Tod erneut an die Öffentlichkeit dringt.
09. April 2021

Persönlich gekannt habe ich Hans Küng nicht, sehr wohl aber einige seiner vielen Bücher. Beim Lesen habe ich ihn als universalen Denker kennengelernt, der mir und vielen anderen Christinnen und Christen ohne Geschwurbel in verständlicher Sprache die christliche Frohbotschaft näherbringt. Und der mir mit seiner Theologie Wege aufzeigt, wie ich als kritischer Katholik in der realen Welt glauben kann. Er ist für mich kein Kirchenkritiker, kein Rebell oder Ketzer, vielmehr war er als kritischer Theologe, als Reformer und Seelsorger unterwegs (Dossier Hans Küng auf kath.ch).

 

Er hat sich als Menschenfreund und freier Denker kritisch mit den Dogmen und den klerikalen Strukturen auseinandergesetzt, hat seine Auffassungen immer wieder öffentlich geäussert, den zuhörenden Dialog gepflegt und wollte echte Reformen anstossen. Er zeigte Wege auf, wie Christinnen und Christen trotz aller Gegensätze in ökumenischer Gemeinschaft leben können. Er skizzierte mit seinem Projekt «Weltethos», wie die Religionen weltweit in gegenseitigem Respekt für den Weltfrieden eintreten können. Er hat aber auch den interkulturellen Dialog im Blick, wie Odilo Noti in seinem Nachruf schreibt, «denn zugrunde liegen ihm die Überzeugung und die Erfahrung, dass gemeinsame ethische Werte unverzichtbare Bausteine für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sind». Neben der Familie seien vor allem Schulen zentrale Orte ethischen Lernens.

 

Tröstlich und ärgerlich zugleich: Hans Küng war mit der Kirche versöhnt, auch wenn er sich die Rehabilitierung sehr gewünscht hat. Umso unverständlicher, warum es die Amtskirche verpasst hat, sich auch mit ihm zu verständigen. Letzteres werde ich schnell vergessen, das Vermächtnis von Hans Küng wird in Erinnerung bleiben.

 

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In dankbarer Erinnerung bleiben wird uns auch Willi Lüchinger, der Ende März im Alter von erst 65 Jahren verstorben ist. Der Winterthurer engagierte sich während 13 Jahren in der Synode, in der Rekurskommission und im Synodalrat für die Katholische Kirche im Kanton Zürich.

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Wir erinnern uns: Vor gut einem Jahr hat die durch das Coronavirus ausgelöste Pandemie in der Schweiz zu einem Lockdown geführt. Sie zehrt seit rund einem Jahr auf vielfältige Weise an uns: psychisch und physisch. Manche haben einen geliebten Menschen oder ihre Arbeit verloren, andere fürchten um ihre Existenz. Wieder andere sitzen in ihren vier Wänden, weil es ihren Einsatz im Moment nicht braucht oder weil sie im Homeoffice arbeiten. Viele mögen die Hiobsbotschaften aus den Nachrichten nicht mehr hören, andere wiederum können nicht mehr weghören. Die allermeisten trauern einfach der Vielfalt des Alltags nach, wie wir ihn früher kannten. Das heisst: Es gibt praktisch keinen Menschen, der oder die aufgrund der Pandemie nicht irgendetwas verloren hat.

 

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Hier knüpfen eine ökumenische und eine interreligiöse Solidaritätsaktion an: Die nationale Aktion «Lichtschenken.ch» lädt uns ein, bis Pfingsten virtuell eine Kerze anzuzünden. So können wir gedenken, danken, Verbundenheit zeigen und ein Licht der Hoffnung zum Leuchten bringen. Bundespräsident Guy Parmelin hat am Karsamstag die erste Kerze angezündet. Wenn dieser Newsletter auf die Reise geht, leuchten bereits 4’522 Kerzen.

 

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Der Interreligiöse Runde Tisch im Kanton Zürich bietet am übernächsten Sonntag (18. April, 18.30 bis 19.15 Uhr) in der Predigerkirche den Anlass «Kraftstoff», der live übertragen wird. Dieser gedenkt aller Opfer der Pandemie, zeigt aber vor allem auf, dass wir alle in irgendeiner Weise davon betroffen und dadurch miteinander verbunden sind. Die Veranstaltung «Kraftstoff» will allen Zürcherinnen und Zürchern Mut und Kraft spenden, gemeinsam die Pandemie zu bewältigen und als Gemeinschaft gestärkt aus ihr hervorzugehen.

 

Am Anlass teilnehmen werden Religionsgemeinschaften aus den vier Weltreligionen Judentum, Christentum, Buddhismus und Islam. Unter anderem werden in der Predigerkirche der neue Churer Bischof Joseph, Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding und Regierungsrätin Jacqueline Fehr auftreten. Mehr zum Anlass erfahren Sie kommende Woche auf unserer Homepage und im nächsten Newsletter.

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Bild: Olivia Aebli-Item, Südostschweiz

Ich werde aus Dankbarkeit für all jene eine Kerze anzünden, die mit ihrem beherzten Engagement die Pandemie erträglicher machen. Die Kerze soll auch für Bischof Joseph leuchten, der in den letzten Tagen und Wochen den Medien geduldig Fragen beantwortet hat. Auf dass er seinen Überzeugungen treu bleiben kann, wenn er beispielswiese in der Osternachtpredigt den Menschen ans Herz legt: «In den Kranken, Gefangenen, Nackten, Durstigen, Hungrigen, Gestrandeten, Randständigen und Abgelehnten begegnen wir dem lebendigen Christus.» Oder wenn er im erfrischenden Osterinterview im Blick sagt: «Der Bischofsring ist kein Zeichen für Macht und Ehrerbietung. Küssen Sie deshalb besser Ihre Frau.» Oder wenn er heute im Interview mit der Zeitschrift «Beobachter» fordert (kath.ch), dass der sexuelle Missbrauch in der Kirche Schweiz grundlegend aufgearbeitet werden soll.

 

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Wochenende, einen sinnlichen Weissen Sonntag und grüsse herzlich

 

Aschi Rutz

 

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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.