Kirche aktuell

Sitzung der Synode Kirche braucht langen Atem für Reformen

In einer persönlichen Erklärung fordert Synodenpräsident Felix Caduff das Abtreten des «klerikalen Männerbundes» in Chur - verbunden mit einem Aufruf zur Aufbauarbeit. Die Synode verabschiedete zudem den auf Ende Oktober zurückgetretenen Generalvikar Josef Annen. Die Synodalen bewilligten schliesslich 500‘000 Franken für den Bau einer neuen Kaserne für die Schweizer Gardisten und verabschiedeten das Budget 2021 mit einem Defizit von rund 830‘000 Franken.
03. Dezember 2020 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Synodenpräsident Felix Caduff hatte im Nachgang zur Bischofs-Nichtwahl in Chur in einem offenen Brief den Rücktritt von Generalvikar Martin Grichting gefordert. In seinen Erläuterungen dazu skizzierte er an der Sitzung kurz die «bedauerliche Geschichte der Spaltung des Bistums Chur», die nun seit 30 Jahren andauere. Genug ist genug! Für einen elitären Kreis an der Bistumsspitze zähle echter Dialog auf Augenhöhe nicht, sondern kenne mit schwarz/weiss nur zwei Farben: die Guten und die Bösen.

«Der Papst muss rasch einen integren, offenen und basisnahen Bischof ernennen, der fähig ist, Brücken zu bauen.»

Die erbarmungslosen ideologischen Hardliner eines klerikalen Männerbundes müssten weg, so Caduff. Und das verzerrte Bild des Katholizismus in der Öffentlichkeit bedürfe einer Korrektur mit einer Aufbauarbeit, die Jahre benötige. Synodale Rolf Eberli will die notwendigen Reformen im Rahmen eines Think Tanks unterstützen.

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Verabschiedung von Josef Annen

In seiner Dankesrede dankte der Synodenpräsident dem Ende Oktober zurückgetretenen Generalvikar Josef Annen für seine treue Präsenz im katholischen Parlament. Felix Caduff wörtlich: «Deine Voten in unserem Gremium waren durchdacht, engagiert und durchaus kritisch. Sie hatten Gewicht. Wir wünschen Dir gute Erholung, verdiente Stunden der Musse und vor allem gute Gesundheit.» Josef Annen würdigte seinerseits die einvernehmliche Zusammenarbeit und den gegenseitigen Respekt zwischen den Gremien der Körperschaft und den innerkirchlichen Instanzen. Die Synode habe sehr weise gehandelt, dass sie in seiner Amtszeit der grossen Versuchung nie erlegen sei, mit der finanziellen Potenz den innerkirchlichen Bereich disziplinieren zu wollen. Und schliesslich meinte Annen mit Blick auf die schmerzhaften Kirchenaustritte bestimmt:

«Ich stelle fest, dass die gelebte christliche Botschaft den Menschen einfach guttut!»

Budget 2021 mit Defizit

Der Voranschlag 2021 der Zentralkasse der Körperschaft gab wenig zu reden. Mit 77 zu 1 Stimme bei 2 Enthaltungen stimmte die Synode dem Budget zu. Dieses sieht bei einem Gesamtaufwand von 65.1 Millionen Franken und einem Gesamtertrag von 64.3 Millionen Franken einen Verlust von 0.8 Millionen Franken vor. Während der Aufwand gegenüber dem Vorjahres-Budget stabil bleibt, wird mit Mindereinnahmen von den Kirchgemeinden in der Höhe von 2.7 Millionen Franken gerechnet. Dies aufgrund der Steuervorlage 2017 und den coronabedingten Ausfällen. Peter Brunner, verantwortlicher Synodalrat für die Finanzen, zeigte sich ernst und zuversichtlich zugleich:

«Wir haben ein solides Eigenkapital und können künftige Defizite abfedern.»

Zürich unterstützt Kasernenneubau für Schweizer Garde

Der Antrag des Synodalrats, den Neubau einer Kaserne für die Schweizer Garde mit einer halben Million zu unterstützen, war eigentlich unbestritten. Trotzdem wurde ein Rückweisungsantrag eingereicht, weil wichtige Entscheidungsgrundlagen fehlen würden, so Synodale Niklaus Julier:

«Meine Rückweisung ist keine Ablehnung der Vorlage, sondern eine Vertagung des Geschäfts. Es bleibt genügend Zeit, fehlende Grundlagen und ein umfassendes Budget einzufordern und dann zu entscheiden.»

Schliesslich obsiegte der Antrag der Sachkommission Seelsorge in der Schlussabstimmung mit 72 zu 4 Stimmen bei 2 Enthaltungen. Das Geld für den Kasernenneubau wird jetzt mit zwei Einschränkungen bewilligt: Der Betrag kommt erst zur Auszahlung, wenn seitens des Staatsekretariats des Vatikans ein rechtskräftiger Baubeschluss vorliegt und die Finanzierung des Bauvorhabens gesichert ist.

Uri erhält 250‘000 Franken für Jugendarbeit und Katechese

2008 überwies die Synode im Rahmen einer Patenschaft der Kantonalkirche Uri 250‘000 Franken in einen sogenannten «Felix und Regula-Fonds». Dieses Geld ist zweckbestimmt für die Förderung innovativer und nachhaltiger Projekte für kirchliche Jugendarbeit und Katechese im Kanton Uri. Die Synode bewilligte die gewünschte Aufstockung dieses Fonds um den gleich hohen Betrag einstimmig mit der Bitte, dass die Kantonalkirche Uri diese Bereiche mittelfristig eigenständig weiterführt.

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Zum traditionellen Jahresabschluss zauberten Marion Ammann (Gesang) und Hartwig Joerges (Klavier) mit weihnächtlichen Klängen eine adventliche Stimmung in das reformierte Kirchgemeindehaus in Winterthur, wo die katholische Synode coronabedingt ihre Sitzung durchführte.