Kirche aktuell

Jüdischer Film in Zürich «Satirisch, musikalisch, lebensfroh» - Wir verlosen Tickets für die YESH!-Filmtage

Vom 01. bis zum 08. Juni finden die YESH!-Filmtage statt. Zum neunten Mal zeigen drei Züricher Kinos Neues aus der jüdischen Filmwelt. Das YESH! sei ein Festival, sagt Direktor Michel Rappaport, das die jüdische Kultur in all ihren Facetten beleuchten und einem breiten Publikum zugänglich machen möchte. Der Vorverkauf hat bereits begonnen.
22. Mai 2023 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Hochpolitische Dokumentationen, irre Komödien, bewegende Dramen und mit Shattered ein ultraorthodoxer Blockbuster – das Neue aus der jüdischen Filmwelt spiegelt auch dieses Jahr Israel in all seinen Facetten. Mehrheitlich zeigt Yesh! jedoch Produktionen aus Europa, Südamerika und den USA.

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Festivaldirektor Michel Rappaport im Interview. Bild: Saskia Richter

«Sie sind satirisch, musikalisch, lebensfroh – und ja, einige thematisieren den Antisemitismus», erzählt Rappaport. Wie zum Beispiel L’homme de la cave. Darin nistet sich ein Holocaustleugner im Keller einer jüdischen Familie ein. François Cluzet, der Gelähmte aus Les Intouchables, spielt ihn. Cluzet wird wie andere Darsteller und Regisseure das YESH! besuchen und im Gespräch das Gesehene vertiefen.

Ganz bewusst werde auch ein Film aus Palästina gezeigt. «Das ist definitiv ein politisches Statement, das vom YESH! ausgeht», erklärt der Festivaldirektor. Etwa die Hälfte der gezeigten Filme stammt aber aus Israel. Behandelt wird ein breites Themenspektrum von politischen Konflikten, über den Holocaust bis hin zu Fragen der eigenen Sexualität.

Rappaport hat alle Filme bereits gesehen, das hat Monate gedauert, «maximal zwei Filme pro Abend, manchmal mehr, wenn ich einen nach zehn Minuten wieder ausgeschaltet habe», lacht der 61-jährige. Aber diese Filme hätten es dann auch nicht ins Festivalprogramm geschafft. Im Gespräch verrät Michel Rappaport uns vorab seine diesjährigen fünf Festival-Highlights. 

Für den Film Reste un peu verlosen wir auf unseren Social Media-Kanälen für Mittwoch, den 07. Juni, um 20.30 Uhr viermal zwei Karten im Kino Uto in Zürich.

 

Virginity (Israel 2022)

Virginity ist ein teils autobiographischer Coming-of-age-Film vom preisgekrönten israelischen Regisseurs Maor Zaguri. Das Drama erzählt vom Erwachsenwerden eines Jungen, der neben dem Tod seiner Mutter seine eigene Sexualität entdeckt. Eine Geschichte von Schuldgefühlen und Bedauern, die ein sensibler Teenager auf sich nimmt, um seine Jungfräulichkeit zu verlieren. Vor dem Hintergrund der hypnotischen Wüstenlandschaft wird er in eine erotische Entdeckung verwickelt und muss sich von seiner Kindheit verabschieden. Eine intime Reise voller Angst und Lust über den Weg eines Jungen zum Mann.

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(c) YESH!

«Besonders eindrücklich sind die Szenen in der Wüste. Die Kameraführung – und sie wurden nur mit der Handkamera gefilmt – ist nahezu genial» - Michel Rappaport

Innocent (Israel 2022)

Auch der israelische Dokumentarfilm Innocent beschäftigt sich mit dem Erwachsenwerden im Staat Israel. Erzählt werden die Geschichten von Kindern, die während ihres Dienstes in der israelischen Armee starben. Durch eine Erzählung, die auf ihren eindringlichen Tagebüchern basiert, schildert der Film ihre innere Unruhe. Es verbindet Militärbilder aus erster Hand, Schlüsselmomente von der Kindheit bis zur Einberufung und Heimvideos der verstorbenen Soldaten, deren Geschichten zum Schweigen gebracht und als nationale Bedrohung angesehen werden.

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(c) YESH!

«Der Film wirft einen kritischen Blick nicht nur auf die israelische Armee, sondern auf das Konzept Armee insgesamt. Eine Frage, die angesichts der weltweiten Aufrüstung wieder erschreckend aktuell ist» - Michel Rappaport

Wesele (Polen 2018)

Wesele ist eine Geschichte über eine Liebe. Darin vermischt der polnische Regisseur Wojciech Smarzowski auf tragisch spannende Weise die Tragödie des Zweiten Weltkrieg in einem polnischen Dorf mit einer Hochzeit, die 100 Jahre später am selben Ort stattfindet. Ein bitterer Blick auf eine fremdenfeindliche Gemeinschaft, die ihre eigene Geschichte vergisst. Nach Smarzowskis eigenen Worten soll sein neuester Film eine «Geschichte emotionaler Manipulation und eine Warnung vor Hassreden» sein.

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(c) YESH!

«Eine Komödie, die einen interessanten Einblick in die polnische Gesellschaft wagt: Das Resultat ist eine bitterböse, schwarzhumorige Abrechnung mit Polens Antisemitismus und Katholizismus» - Michel Rappaport

H2: Occupation Lab (Israel, Kanada 2022)

Getrennt, streng überwacht, stark gefilmt und streng bewacht: Die israelisch-kanadische Co-Produktion H2 : Occupation Lab nimmt den Zuschauer mit in einzelnes Viertel in Hebron. Hier ereignete sich 1929 das Massaker von Hebron. Der Auslöser einer Dynamik, die bis heute den israelisch-palästinensischen Konflikt anheizt. 54 Jahre militärische Besatzung, erzählt anhand der Geschichte einer einzigen Kilometer langen Strasse.

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(c) YESH!

«Der Film zeigt den ganzen Irrsinn und die Entwicklung der Besatzung am Beispiel des Experiments Hebron» - Michel Rappaport

Reste un peu (Frankreich 2022) 

Nach drei Jahren Amerikaauszeit, kehrt Gad Elmaleh in Reste un peu in seine französische Heimat zurück. Er vermisst seine Familie und seine Freunde. So lautet jedenfalls seine offizielle Antwort, um die Rückkehr zu rechtfertigen. Bald wird klar: Gad kam nicht (nur) wegen des Couscous seiner Mutter zurück. Er ist einer anderen Frau verfallen: die Jungfrau Maria hat es ihm angetan, zum Entsetzen seiner jüdischen Mutter.

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(c) YESH!

«Regisseur Elmaleh auf der Suche nach der richtigen Religion. Dabei fragt er sich, ob es diese überhaupt gibt. Kann man das Judentum je hinter sich lassen?» - Michel Rappaport