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Black Film Festival Schwarze Perspektiven sichtbar machen

Mitorganisatorin Black Film Festival Zurich
Rispa Stephen
Rispa Stephen
Das «Black Film Festival» wartet am 17. Juni mit einem weiteren Special auf und zeigt den Film «Marcher sur l’eau» von Aïssa Maïga. Rispa Stephan ist Mitorganisatorin dieses Film-Anlasses. Im Blog erzählt sie, wie dieses spezielle Festival entstanden ist und warum es in der Zürcher Kulturlandschaft nicht fehlen darf.
09. Juni 2022

Die Idee für ein Black Film Festival entsprang einige Zeit vor der ersten Ausgabe. Im Frühjahr 2017 führten wir, Sarah Owens und Rispa Stephen, in Kooperation mit dem Filmpodium Zürich eine Filmreihe mit dem Thema «Schwarz und Frau» durch. Diese Filmreihe war Teil der Veranstaltungsreihe «Bla*Sh präsentiert – von und für Schwarze Frauen in der Schweiz». Das grosse Interesse an dieser Veranstaltung sowie an Filmen Schwarzer Filmschaffenden, die darauf folgende positive Resonanz aus der Schwarzen Community und die positive Reaktionen von Besucher*innen und weitere Gruppen, die an uns herangetragen wurde, liessen uns das Potenzial und den Bedarf in der Zürcher Kulturlandschaft für ein «Black Film Festival» erkennen.

Schwarze Frauen bleiben oft unsichtbar

Zudem stellen die Organisatorinnen des Festival fest, dass Filme Schwarzer Filmschaffender selten ihren Weg in die Schweizer Kinos finden, ausser sie gewinnen international anerkannte Auszeichnungen. Filme Schwarzer Frauen werden selten gefördert, ihre Perspektiven bleiben unsichtbar. Das «Black Film Festival Zurich» möchte sich einerseits dem Schaffen von Schwarzen Regisseur*innen widmen, sowie Filme mit Schwarzen Schauspieler*innen zeigen. Es möchte auch die Renaissance des Schwarzen Films (siehe die Diskussion um #OscarsSoWhite) thematisieren und die Dringlichkeit eines gesellschaftspolitischen Diskurses, in der Schweiz und international, hinsichtlich des Black Cinema zu Diskussion stellen.

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Das Team hinter dem Black Film Festival (vlnr): Julia Fiechter (Öffentlichkeitsarbeit), Laiya Sievi (Filmrechercher & Filmbeschaffung), Rispa Stephen (Fundraising & Filmrechercher), Lynn Johnson (Rahmenprogramm & Filmrechercher). Es fehlen Sarah Owens (Textredaktion) und Ania Mathis (Fundraising & Rahmenprogramm). Foto: zvg

Damit deuten wir Organisatorinnen darauf hin, dass zwar in den vergangenen Jahren noch nie so viele Filme von Schwarzen Filmschaffenden oder mit Schwarzer Besetzung in den Kinos gezeigt wurden, jedoch die Idee von cineastischer Qualität nach wie vor vom Kanon weisser Männer geprägt ist. Zudem stellen wir fest, dass Schwarze Schauspieler*innen nach wie vor Rollen besetzen, die diskriminierende, stereotypisierende und rassistische Zuschreibungen aufweisen oder von kolonialistischen Vorstellungen von Schwarzen Menschen geprägt sind. Dies erachten wir als höchst problematisch, da diese Zuschreibungen und Bilder von Schwarzen Menschen weitergeschrieben und zementiert werden. Schwarze Figuren werden selten als Menschen mit komplexen Persönlichkeiten dargestellt. Solche Sichtweisen vermögen es nicht, Anknüpfungspunkte zur Schwarzen Bevölkerung zu schaffen und schaffen auch keinen Wert für die Schwarze Community selbst.

Rassismus in weisser Mehrheitsgesellschaft

Das «Black Film Festival Zurich» feierte seine erste Ausgabe im Sommer 2019 in den Kinosälen des Houdini in Zürich. Es stellte einem breiten Publikum eine Auswahl diverser Filme Schwarzer Filmschaffender vor. Das Team, das sich zu dieser Zeit mit Ania Mathis erweitert hat, legt Wert auf eine Vielfalt an Filmen, sei es thematische oder mit der Genres-Auswahl. Es achtet aber auf Diversität hinter der Kamera und zeigt Filme Schwarzer Regisseurinnen und von non-binären Personen. Coronabedingt fiel das Festival im 2020 aus. In seiner Ausrichtung sowie Teamstruktur gewachsen – das Team ergänzte sich mit Laiya Sievi und Lynn Johnson -, unter pandemiebedingten Herausforderungen, fand die Zweitausgabe des Festivals im Mai 2021 mit einem erweiterten Rahmenprogramm im Kino Houdinis statt. Das Publikum wurde, nebst den Filmen, eingeladen mit Filmschaffenden ins Gespräch zu kommen. Unter anderem im Q&A im Anschluss an den Film «White Colour Black» mit dem Regisseur Joseph A.Adensunloye oder mit Schwarzen Filmschaffenden im Panel zum Thema «Black Cinema meets Switzerland». Speziell für das Black Film Festival Zurich konzipierten Historiker*innen einen Stadtrundgang zu «Zürichs kolonialer Vergangenheit», der auf reges Interesse stiess. Auch für das jüngere Publikum wurde Raum geschaffen. Mit der Filmvorführung für Schulklassen «Let’s talk about Race» von Arathy Pathmanathan. Die Jugendlichen wurden eingeladen, das Thema Rassismus, Vorurteile und Zuschreibungen in einer weissen Mehrheitsgesellschaft zu beleuchten und zu diskutieren. Die Resonanz und das Interesse am Festival war gross. Es verzeichnete eine Auslastung (Verkauf der Tickets) von 96%.

Kooperation mit Schauspielhaus

Das «Black Film Festival Zurich» ist ein junges und doch selbstbewusst wachsendes Filmfestival. In diesem Jahr verzichteten die Organisatorinnen auf eine Ausgabe und nehmen sich Zeit, das Festival den wachsenden Strukturen anzupassen, um im nächsten Jahr, wieder etwas grösser, mit der dritten Ausgabe in Erscheinung zu treten. Doch sind wir trotzdem in diesem Jahr mit Gastauftritten präsent.

Unter anderem mit dem Special vom 13. März im Houdini mit dem Film «The Black Panthers: Vanguard oft he Revolution» und anschliessendem Panel mit Gästen. Ein weiteres Special findet am Freitag 17. Juni in Kooperation mit dem Schauspielhaus Zürich an der Wetterleuchte statt, wo das «Black Film Festival Zurich» den Film «Marcher sur l’eau» von Aïssa Maïga zeigt (Ticketverkauf läuft).

Doch das Festival wäre nicht da, wo es jetzt ist, dank all der Unterstützung vieler Menschen sowie der finanziellen Unterstützung. Auch die Katholische Kirche im Kanton Zürich unterstützt das Black Film Festival.