Kirche aktuell

Bischof und Muslime zur Messerattacke in Zürich «Nicht in unserem Namen»

An der Mahnwache am 3. März zur Messerattacke auf einen orthodoxen Juden in Zürich äusserte sich auch Bischof Joseph Maria Bonnemain. Auch die Zürcher Muslime zeigen sich betroffen.
04. März 2024 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Bischof Joseph Maria Bonnemain verurteilt dezidiert den lebensbedrohlichen Angriff auf einen jüdisch-orthodoxen Mann am Abend des 2. März 2024 in Zürich. Seine Gedanken und Gebete sind beim Opfer, seiner Familie, den Angehörigen und der ganzen jüdischen Gemeinschaft.

«Ich bin hier, um meine Solidarität mit allen zum Ausdruck zu bringen, die Antisemitismus verurteilen», wird Bischof Joseph Maria Bonnemain von kath.ch zitiert. Er war selbst anwesend bei der Mahnwache für den 50-jährigen orthodoxen Juden, der am Samstagabend durch eine Messerattacke in Zürich schwer verletzt worden war. Die Kantonspolizei schliesst derzeit ein antisemitisches Tatmotiv explizit nicht aus. Bischof Bonnemain ist froh und dankbar, dass der verletzte Mann nicht mehr in Lebensgefahr schwebt und wünscht ihm baldige und vollständige Genesung.

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Synodalrat Martin Stewen und Bischof Joseph Maria Bonnemain an der Mahnwache. Foto: Magdalena Thiele

Bei allem Entsetzen über die Tat denkt der Churer Bischof auch an den erst 15 Jahre alten Tatverdächtigen. Für ihn hofft Bonnemain, dass ihn die Botschaft der Fastenzeit erreiche: «Tu Busse und kehre um.» Antisemitische Taten dürften nie wieder toleriert werden, weder in Zürich, noch sonst irgendwo. «Die Zivilcourage und das besonnene Handeln der Passanten, die dem Opfer beistanden, zeigen dieses Bewusstsein deutlich; darüber bin ich sehr froh und dankbar», fügte Bischof Bonnemain hinzu.

Dem Frieden eine Chance geben

«Wir alle müssen zusammenstehen, gemeinsam gegen jede Form von Gewalt und Terror», betont Bischof Bonnemain in einer Stellungnahme deutlich. «Echter Glaube kennt keinen Hass! Als Gläubige dürfen wir nicht ‹anti› sein, sondern nur ‹pro›, für alles Gute in jedem Menschen, in allen Menschen.»

Trotz allem hoffe er immer noch, dass in Israel und Palästina Juden, Christen und Muslime endlich miteinander in Frieden leben könnten. «Es liegt in unseren Händen, ob die Kinder auf Trümmern oder grünen Wiesen spielen. Geben wir dem Frieden eine Chance!»

VIOZ distanziert sich

Im Namen der muslimischen Gemeinschaften Zürichs distanziert sich Muris Begovic, Geschäftsleiter der Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich (VIOZ), von der Tat: «Es ist schrecklich, was am Samstag passiert ist.»

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Muris Begovic, Geschäftsführer der VIOZ. Foto: Arnold Landtwing
In einer öffentlichen Stellungnahme schreibt die VIOZ: «Die VIOZ und damit die gesamte muslimische Gemeinschaft im Kanton Zürich verurteilt den Angriff auf unseren jüdischen Mitbürger vom 2. März 2024. Stimmen des Hasses, des Krieges und der Gewalt sind laut und deshalb muss und soll unsere Stimme in diesem Moment lauter sein, denn wir sagen ‹Nicht in unserem Namen!›. (...)

Deshalb erheben wir unsere Stimme und machen klar, dass dies nichts mit der muslimischen Gemeinschaft in Zürich zu tun hat. Die VIOZ und ihre Mitgliedsorganisationen halten weiterhin an den Grundsätzen des friedlichen Zusammenlebens fest und verurteilen jegliche Art von Gewalt (...) Antisemitismus hat keinen Platz in unserer Gesellschaft.

Wir sind in Gedanken mit dem Betroffenen, seiner Familie aber auch mit der ganzen jüdischen Gemeinschaft. Wir wünschen ihm rasche und vollständige Genesung.»