Kirche aktuell

Bischofswahl in Chur Wie weiter nach dem Wahlverzicht?

Überraschend hat das Churer Domkapitel am Montag keinen neuen Bischof gewählt. Die Domherren verzichteten darauf, ihr Wahlrecht auszuüben. Stattdessen schickten sie die Liste zurück in den Vatikan. Wie geht es weiter?
24. November 2020 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Auf der Kandidatenliste standen gemäss übereinstimmenden Medienberichten drei Namen:

  • der Tessiner Mauro Giuseppe Lepori, früherer Abt von Hauterive und aktueller Generalabt der Zisterzienser in Rom,
  • Vigeli Monn, Abt von Disentis und
  • Joseph Bonnemain, Offizial der Diözese Chur.

Die Mehrheit der Domherren konnte sich nicht dazu durchringen, aus den drei Vorschlägen aus Rom eine Person zu wählen. Stattdessen schickten sie die ganze Liste an den Absender zurück. Dass das Domkapitel die Kandidatenliste dem Vatikan zurückgibt, ist ein historisches Ereignis in dem seit Jahrzehnten unter Spannungen leidenden Bistum Chur.

Was bedeutet diese Nicht-Wahl?

Es bleibt spannend, alles ist wieder auf Feld eins zurückgesetzt. Damit ist auch wieder offen, wie lange die ungeklärte Situation im Bistum Chur noch andauern wird. Eine Entscheidung kann sich wieder über lange Zeit hinziehen oder auch überraschend schnell gefällt werden, wenn nämlich Papst Franziskus einen Plan B aus der Schublade zieht.

Das weitere Vorgehen kann grundsätzlich zwei Varianten haben:

  • Variante 1: Weil das Domkapitel auf sein Privileg verzichtet hat, eine Wahl vorzunehmen, liegt die Initiative jetzt bei Papst Franziskus. Dieser kann ohne Einbezug des Domkapitels ganz direkt einen Bischof für das Bistum Chur ernennen. 
  • Variante 2: Papst Franziskus gibt dem Domkapitel eine zweite Chance und reicht eine neue Dreierliste nach. Dann beginnt das Wahlprozedere von vorn.

Auch nach Jahrzehnten kommt das Bistum Chur nicht zur Ruhe. Für Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding ist es  unverständlich, dass ein Gremium auf ein Wahlrecht verzichtet. Trotzdem äusserte sie sich in der SRF-Sendung "Schweiz aktuell" hoffnungsvoll, denn, jetzt könne sich niemand mehr einen Fehler leisten.

Was bleibt, ist die Hoffnung, dass der nächste Bischof fähig ist, mit unterschiedlichsten Menschen und Ansprechgruppen in Dialog zu treten und den dringend benötigten Versöhnungsprozess auf den Weg zu bringen. Das weiss Papst Franziskus.