Kirche aktuell

Synodenpräsident Felix Caduff zu Joseph Bonnemain «Ein Bischof gehört ins Zentrum»

Nach der Ernennung des neuen Bischofs griffen die Medien die alte Diskussion um die Stellung von Zürich im Bistum Chur neu auf. Was denkt der oberste Katholik des Kantons darüber, Synodenpräsident Felix Caduff? Wir fragten nach.
25. Februar 2021 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Vor 30 Jahren richtete die damalige Zentralkommission ein Gesuch an die Bischofskonferenz zur Errichtung eines Bistums Zürich - in Absprache mit Bischof Vonderach. Eine Antwort kam nie. Ist das alles bloss Geschichte, oder ist die Sache noch immer aktuell?

Das Anliegen ist weiterhin aktuell. Die räumliche Nähe zum Kirchenvolk und zu den Brennpunkten des sozialen und gesellschaftlichen Lebens ist Voraussetzung für eine offene, zukunfts- und dialogfähige Kirche. Zürich als grösste Stadt der Schweiz und mit dem höchsten Anteil an Katholikinnen und Katholiken ist prädestiniert für einen zusätzlichen Amtssitz des Bischofs. Basisnähe bedeutet aber nicht nur Nähe zu Gläubigen und Seelsorgenden. Zürich ist ein Wirtschaftszentrum, Finanzzentrum, Verkehrszentrum und Kulturzentrum. Mitten hinein gehört der Bischof als Stimme der Kirche.

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Der neu ernannte Bischof Joseph Bonnemain hat sich für ein Bistum mit zwei Bischofssitzen, Chur und Zürich, stark gemacht. Auch für Sie eine gute Alternative?

Die frühzeitige Positionierung von Bischof Joseph Bonnemain zu Gunsten eines Bistums mit zwei Amtssitzen in Chur und Zürich ist klug. Bereits 2001 gelangte die damalige Zentralkommission (heutiger Synodalrat) mit dem Anliegen an den Diözesanbischof Amédée Grab, Zürich ins Bistum Chur mit einem neuen Namen «Bistum Chur-Zürich» und einer eigenen Konkathedrale zu integrieren. Diese Lösung stiess damals sowohl bei den anderen Bistumskantonen und der Evangelisch-reformierten Kirche wie auch beim Regierungsrat des Kantons Zürich auf Goodwill. Warum nicht wieder daran anknüpfen?

Wenn Sie wählen dürften, was wäre Ihre Präferenz?

Die angepeilte Lösung scheint mir als erster Schritt sehr sinnvoll zu sein, da sie relativ rasch realisiert werden kann. Die anderen Bestrebungen im Verlauf der jüngeren Geschichte des Bistums waren erfolglos. 1980 schlug eine Projektkommission eine Neueinteilung der Schweizer Bistümer bei der Bischofskonferenz vor und 1983 forderte die Züricher Kirche ein eigenes Bistum Zürich. Dieser Prozess kam nie voran. Dafür bräuchte es ein Zusammenspannen aller Bischöfe. Das ist im Moment noch Utopie.

Könnten Sie sich auch mit einem Weihbischof für Zürich anfreunden?

Ein Weihbischof wäre dann vorteilhaft, wenn eine ständige Präsenz am Standort Zürich erforderlich ist, wenn also ein Bischof allein nicht alle Aufgaben überall im verzweigten Bistum selbst wahrnehmen kann. Selbstverständlich müssten bei dieser Umsetzung die verschiedenen Ebenen der Ortskirche in die Wahl einbezogen werden, auch die staatskirchliche Stimme muss sich einbringen können.

Wie geht’s nun weiter?

Zunächst scheint es mir wichtig zu sein, dass Bischof Bonnemain den Prozess der Befriedung in der Diözese einleitet, Brücken baut und Drahtzieher der bisherigen Konfrontations-Linie verabschiedet. Auch  eine Erklärung des Bischofs zum Opus Dei, nach dessen breiter Thematisierung in den Medien, fände ich wünschenswert. Natürlich muss Bischof Bonnemain auch motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um sich scharen, denn ein Bischof allein kann es nicht richten.

Ich würde mich freuen, wenn dann in einem nächsten Schritt auch die Grundsatzfragen zur Lösung des 200-jährigen Provisoriums des Administrationsgebietes Zürich neu angegangen werden könnte: partnerschaftlich zwischen der pastoralen und staatskirchenrechtlichen Seite und selbstverständlich unter Einbezug aller Bistumskantone.