Kirche aktuell

Zur Vatikan-Instruktion «Frauen haben nichts zu melden»

Monika Schmid

Frühere Gemeindeleiterin in Illnau-Effretikon

Monika Schmid
Gemeindeleiterin Monika Schmid von Illnau-Effretikon äusserte sich im Landboten vom 26. Juli kritisch zur neuen Vatikan-Instruktion. Ihr Fazit: Papst Franziskus hält nicht, was er verspricht - zumindest nicht gegenüber den Frauen.
09. August 2020

Vor vielen Jahren sprach ich in einem Gottesdienst von Apostolinnen und Aposteln. Das sind Männer und Frauen, die von Jesus mit dem Auftrag der Glaubensverkündigung beauftragt wurden. Ein guter Katholik regte sich auf. «Es gibt keine Apostolinnen», zeterte er. «Die gibt es sehr wohl», entgegnete ich.

Er konnte seinen Fehler auch nicht eingestehen, als ich auf «Junia» hinwies, die biblisch von Paulus als herausragend unter den Aposteln genannt ist. Der Mann zeterte weiter, dass dies nicht das Gleiche sei. Was sollte es denn sein? Ich liess es bleiben. Menschen, die nur recht haben wollen, kann man mit Tatsachen nicht beikommen.

Vor zwei Jahren hat Papst Franziskus «Maria von Magdala», wohl die treueste Gefährtin von Jesus, zur Apostolin der Apostel erkoren. Kleine Genugtuungen des Alltages, nenne ich das!

Ob der besagte Mann sich belehren liess?

Der Gedenktag vom Maria Magdalena ist seither am 22. Juli. Just auf diesen Tag hin ist Rom dieses Jahr wieder aktiv geworden. Wer auf eine Aufwertung der Frauen in der römisch- katholischen Kirche hoffte, weit gefehlt. Frauen haben weiterhin nichts zu melden. Allein der Priester zählt. Durch die Macht seiner Weihe ist er aus dem menschlichen Geschlecht herausgehoben, ein Halbgott in Person. Als ob es die Probleme rund um den Klerikalismus und die damit verbundenen schlimmsten Verfehlungen durch Priester nie gegeben hätte... Frauen dürfen in den Gemeinden und Pfarreien weiterhin Kuchen backen, Kaffee kochen und abwaschen…

Ausdrücklich verboten sind Frauen, wie ich eine bin. «Solche Weiber sollten verboten sein», wäre das nicht im Sinn des besagten guten Katholiken? Frauen, die Pfarreien leiten und predigen, sind nach dem neuesten Schreiben aus Rom nicht erlaubt. Neu ist das nicht. Erlaubt waren wir noch nie. Doch irgendwann in den späten 70er-Jahren gab es in der Schweiz noch mutige Bischöfe, welche die Kirche in die Zukunft führten und Frauen und Männer gleichwertig, ob verheiratet oder nicht, in die Leitung von Pfarreien beriefen. Davon zehren wir noch heute.

Was Papst Franziskus umtreibt, verstehe ich nicht. Dass er nicht wahr macht, was er mit dem Festtag der Apostolin der Apostel begonnen hat, enttäuscht einmal mehr.

Nur macht er diesmal die Rechnung ohne die Frauen, Frauen lassen sich nicht mehr einschüchtern. «Frau muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.» Auch das ist biblisch belegt! (Apostelgeschichte 5,29)

Quelle: Landbote vom 26. Juli 2020, hier veröffentlicht mit Erlaubnis der Autorin