Kirche aktuell

Seelsorge vor Ort Aus der Arbeitstasche einer Psychiatrieseelsorgerin

Leiterin Spital- und Klinikseelsorge
Sabine Zgraggen
Sabine Zgraggen
Taschen von Frauen bergen viele Geheimnisse.  Was findet sich in meiner Arbeitstasche als Psychiatrieseelsorgerin?
15. Mai 2019

Vor Kurzem habe ich meine geliebte Arbeit als Psychiatrieseelsorgerin in der Psychiatrischen Klinik PUK nach fast 15 Jahren beendet. Ich nahm meine Arbeitstasche samt Inhalt mit heim und räumte sie aus. Dabei wurde mir bewusst, dass alle Klinikseelsorgenden mit einer gut bestückten „Handwerks-Tasche“ durch die Klinikflure gehen.

Tasche einer Psychiatrieseelsorgerin. Foto: Sabine Zgraggen
Tasche einer Psychiatrieseelsorgerin. Foto: Sabine Zgraggen
Jeder hat sich sein Equipment, welches sich im Umgang mit den Patienten bewährt hat, individuell zusammengestellt. Natürlich gibt die Handtasche auch Persönliches preis.

So fanden sich in meiner Tasche:

  • Seelsorgeflyer
  • Spruchkarten
  • Patientenlisten
  • Weihwasser
  • Bursa (Gefäss zum Transport und Aufbewahren der Kommunion)
  • Feuerzeug
  • Visitenkarten
  • Rosenkranz
  • Gebetbüchlein
  • Bildkarten
  • Kleingeld
  • … und ein Lippenstift

Das Besuchen der Patienten ist  Kernaufgabe der Spital- und Klinikseelsorge und im Kanton Zürich im Patientengesetz grundgelegt. Bei der persönlichen Begegnung stellen wir uns vor und weisen auf die Angebote hin. Wenn sich ein Gespräch ergibt, gehen wir auf die Bedürfnisse der Menschen ein.

In der Psychiatrie wird sehr oft der Wunsch nach einem Gebet, einem Segen oder  einer Ermunterung geäussert. Des öftern schliesst sich ein gemeinsamer Spaziergang zur Spitalkirche an, wo wir eine Kerze entzünden, Lieder singen oder eine spontane Kommunionfeier gestalten.

Das Portemonnaie mit Kleingeld steht auch als Symbol dafür, dass wir miteinander beim Kafi-Träff einkehren . Was auf dem Foto fehlt: Die Taschentücher. Sie sind ausgegangen.

Vieles wird möglich, wenn Zeit für Begegnungen eingeräumt wird. Darin liegt die Würde des Menschen: Dass er gesehen, gehört und als Gegenüber wertgeschätzt wird. Und darin liegt der Anfang einer möglichen Heilung.