Ausstellung zur Palliativ-Pionierin Cicely Saunders «Du zählst, weil du bist»
Ich selber habe sie nie kennengelernt, diese umtriebige, wissenshungrige, visionäre Powerfrau aus Grossbritannien. Aber in den 16 Jahren, in denen ich nun im Bereich der Palliative Care tätig bin, ist sie eben die «Grand dame», auf die immer wieder Bezug genommen wir.
Cicely Saunders veränderte grundlegend den Umgang mit unheilbar kranken und sterbenden Menschen – mit einer Haltung der Fürsorge, Würde und Zuwendung. Bereits in den 1940er Jahren erkannte sie durch ihre Arbeit mit todkranken Patientinnen und Patienten die medizinische und seelische Vernachlässigung, die viele am Lebensende erfahren. Ihre Unzufriedenheit mit den Zuständen damals war der Motor ihres Engagements und ihres Life-long-Learnings. Ihr Mitgefühl und ihr Engagement führten zu einer Vision: einem Ort, an dem Menschen in der letzten Lebensphase professionell, schmerzlindernd und menschlich begleitet werden.
Den Tagen mehr Leben geben
1967 gründete sie in London das St. Christopher's Hospice, das erste moderne Hospiz der Welt. Dort verband sie medizinische Kompetenz mit Palliativpflege, seelsorgerlicher Begleitung und sozialer Unterstützung – ein bis dahin einmaliger Ansatz.
Cicely Saunders Ideen verbreiteten sich rasch international und beeinflussten die Entwicklung von Palliativmedizin und Hospizdiensten weltweit. Ihre Forschung und zahlreichen Publikationen halfen, Sterben als Teil des Lebens zu begreifen – und nicht als medizinisches Versagen. Ihr berühmtes Zitat
«Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben»
steht im Zentrum einer Bewegung, die bis heute weltweit Millionen Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleitet.
Die heutigen Herausforderungen meistern
Dass Schwerkranke und Sterbende ins Nebenkämmerchen oder ins Badezimmer abgeschoben werden, das passiert heute in der Schweiz nicht mehr. Und dennoch sehe ich, dass wir nicht am Ziel sind: noch ist die Finanzierung gerade der ambulanten Palliativversorgung noch nicht zufriedenstellend sichergestellt. In unserem wohlhabenden Land müsste das nicht sein. Und auch der demografische Wandel verlangt andauernde Anstrengungen, damit würdevolle Begleitung am Lebensende auch weiterhin geleistet werden kann, auch wenn immer mehr Menschen diese Unterstützung brauchen.
Dem Vermächtsnis begegnen
Die Wanderausstellung über Cicely Saunders, die meine Kollegin Carola Jost und ich nach Zürich bringen, wurde konzipiert von der Saunders-Kennerin Martina Holder-Franz. Sie zeichnet das Leben und das Vermächtnis der Pionierin nach.
In der Ausstellung können Besuchende auch ins Gespräch mit Fachpersonen kommen, die für Fragen zu Verfügung stehen. Ich freue mich, wenn wir uns möglicherweise dort begegnen werden.
Informationen zur Ausstellung
Wann: 2. bis 12. September, täglich 14 bis 17 Uhr
Wo: Predigerkirche
Begleitveranstaltungen:
Vernissage mit Apéro: Dienstag, 2. September, 18 Uhr, Predigerkirche Zürich, mit Pfarrerin Martina Holder-Franz, Expertin für Cicely Saunders. Eintritt frei
Podiums-Gespräch Palliative Care im Wandel der Zeit: Donnerstag, 4. September, 19 Uhr, Paulusakademie Zürich, Pfingstweidstrasse 28, 8005 Zürich, Eintritt CH 15.-, Legi CHF 10.-
Freitags-Vesper mit Finissage: Freitag, 12. September, 18.30-19.30 Uhr, Predigerkirche Zürich, zum Thema «Leben», mit den Seelsorgenden Kathrin Rehmat, Carola Jost und Daniel Burger
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