Kirche aktuell

kabel hilft Lernenden Viele Junge brechen Lehre ab

So viele Lehrabbrüche wie noch nie vermeldet das Bundesamt für Statistik und die Medien schlagen Alarm. Was sind Hintergründe und wo ist in dieser Krise die Kirche mit Angeboten präsent? Urs Solèr von der Fachstelle kabel ordnet ein.
16. Dezember 2022 Katholische Kirche im Kanton Zürich

In dicken Lettern und langen Artikeln vermeldeten viele Medien in den letzten Wochen, dass 11'810 Lernende, die 2017 in ihre berufliche Ausbildung gestartet sind, ihre Verträge wieder aufgelöst haben. Dies entspricht einer Gesamtzahl von 22,4% aller Lernenden. Die Medien fragten sich, was falsch läuft. Bei genauerem Hinsehen relativiert sich die Zahl, denn effektiv ihre Lehre abgebrochen haben gerade mal 4,4%. Der überwiegende Teil der restlichen 18% hat einen Vertragswechsel vorgenommen und erscheint in der Statistik deshalb unter der Rubrik «aufgelöst». Trotzdem ist es eine hohe Zahl und darf nicht ignoriert werden. 

Kirche hilft Lernenden in Schwierigkeiten

Kirchen sind in dieser Krise aktiv und bieten Hilfe. Seit 1991 berät, begleitet und unterstützt kabel, die Fachstelle der reformierten und katholischen Kirche im Kanton Zürich, junge Menschen in der Berufslehre. Sie ist an zehn Standorten im ganzen Kanton präsent, sechs davon sind an Berufsschulen.

Das Angebot gilt auch für Eltern, Ausbildungsverantwortliche und Berufsbildnerinnen und Berufsbildner oder Lehrpersonen.

kabel berät, begleitet und unterstützt professionell

Urs Solèr ist Leiter von kabel und beurteilt die Situation als stabil. Er ordnet ein, dass immer im Herbst eine erhöhte Nachfrage an Beratungen zu verzeichnen sei, weil in diesen Monaten die Probezeit ende. Er stellt jedoch gleichzeitig fest, dass Vertragsauflösungen zunehmend schnell und teilweise auch leichtfertig vorgenommen werden. Die Gründe für einen Abbruch sind vielfältig und reichen von falscher Berufswahl über Gesundheit bis hin zu Konflikten am Ausbildungsplatz und privaten Problemen.

Auf die Frage, ob die sogenannte «Generation Z» weniger belastbar sei, antwortet er mit einem Bild:

«Junge Menschen, die als Prinzen und kleine Königinnen erzogen worden sind, empfinden es als Majestätsbeleidigung, wenn sie in der Ausbildung mit den Herausforderungen des Alltags konfrontiert werden.»

Wo der Übergang in die Lehre einem Sprung ins kalte Wasser gleichkommt und der vermeintliche Traumjob auch Schattenseiten hat, hilft kabel mit Beratung weiter. Im Gespräch mit den Jugendlichen werden Strategien entwickelt, wie sie mit Frustration umgehen lernen können. «Gleichzeitig suchen wir nach dem, was eben trotzdem auch positiv ist», sagt Solèr.
Als hilfreich erweist sich oftmals der direkte Kontakt zu Berufsbildnern und Berufsbildnerinnen im Lehrbetrieb oder Lehrpersonen an der Berufsschule. So manche Krise konnte im gemeinsamen Gespräch schon gemeistert werden.

kabel als verlässlicher Ansprechpartner vor Ort

Im Rückblick auf das vergangene Jahr hat kabel insgesamt 2'930 Beratungs-Gespräche geführt. Die neutrale und kostenlose Beratung wird sehr geschätzt und zeigt, wie wichtig es ist, bei ersten Anzeichen einer Krise einen verlässlichen Ansprechpartner vor Ort zu haben.

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Urs Solèr leitet die Fachstelle kabel

In einer besonderen Situation befinden sich jungen Menschen, die nach der Schule keine Lehrstelle finden. Für sie und junge Erwachsene stellt die Stadt Zürich Anschlusslösungen wie das Brückenangebot JOB PLUS zur Verfügung. Ein weitere wichtige Anlaufstelle für Jugendliche mit Sorgen in der Lehre ist auch Pro Juventute. Auch hier gilt: darüber reden ist Gold.