Kirche aktuell

Interview-Serie Kirche leben in Corona-Zeiten - mit Udo Zimmermann

Wir fragen kirchlich engagierte Menschen, wie sich ihr Leben und ihre Arbeit im Lockdown verändert haben. Und was nach Corona davon bleibt. Heute mit Udo Zimmermann, Kirchenmusiker an St. Peter und Paul Zürich.
28. April 2020 Katholische Kirche im Kanton Zürich

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Was war für Sie das einschneidenste Ereignis seit dem Lockdown?

Das einschneidenste Ereignis war für mich die Sistierung der Chorproben. Alle Ostergottesdienste, die wir mit dem Vokalensemble, dem Vokalquartett und unseren Hauschor „Cantus Peter und Paul“ musikalisch gestalten wollten, mussten mit minimalstem Aufwand, d.h. ich alleine als Kirchenmusiker, bestritten werden. Mir fehlen die Proben, die Begegnungen und Gespräche vor und nach den Proben, sowie die feiernde Gemeinde in den Gottesdiensten. 

 

Wie gehen Sie persönlich mit der neuen Situation um?

Ich versuche meine Sänger*innen von Zeit zu Zeit Mails zu schreiben und auf die Aktivitäten im Internet aufmerksam zu machen. So bietet z.B. eine Sängerin jeden Tag morgens um 9 Uhr ein Einsingen an.

Persönlich ist es für mich eine eher ruhige Zeit. Eine Zeit um aufzutanken, nachzudenken und neue Ideen für die Zeit nach dem Lockdown zu finden. Trotz dem gebotenen Abstand lassen sich tiefgründige Gespräche führen, die ich sehr schätze.

 

Ihr schönstes Erlebnis in der Corona-Zeit?

DAS schönste Erlebnis in der Corona-Zeit gibt es für mich nicht. Es gibt viele schöne Erlebnisse: Spazieren in der wunderbareren Natur, die Stille, die Gelassenheit. Was ist gar nicht vermisse ist die Hektik.

 

Hat Corona die Kirche verändert?

Das glaube ich schon. Die Kirche musste sich seit Corona verändern: gestreamte Gottesdienste, Telefon- und Internetseelsorge, die Rückbesinnung auf das Wesentliche, nämlich die Seelsorge.

Das gemeinsame gottesdienstliche Feiern kann nicht im Kirchenraum stattfinden. Stattdessen feiern die Gläubigen zuhause via Internet mit oder gestalten selbst Hausgebete: zurück zu den Wurzeln…

 

Was soll nach dem Ausnahmezustand für das kirchliche Leben bewahrt werden?

Die Sorge um ein rücksichtsvolles Miteinander und gegenseitigen Respekt.

Dankbarkeit für alles was wir haben und eine gewisse Bescheidenheit.

Gottesdienstliches Feiern auch zu Hause.

 

Was haben Sie persönlich aus der Corona-Krise gelernt?

Weniger ist mehr: man kann auch mit wenigen Mitteln viel erreichen.

Man kann nicht alles haben: ich bin dankbar hier in der Schweiz leben und arbeiten zu dürfen, auch wenn ich dringend Ferien gebraucht hätte.

Bescheidenheit und Dankbarkeit: ich überlege mir, was ich wirklich zum Leben brauche.

 

Hat der Lockdown neben all der bedrückenden Seiten auch etwas Gutes?

Auf jeden Fall. Die Natur kommt zur Ruhe und erholt sich. Die Menschen kommen zur Ruhe, es gibt fast keine Hektik. Die Solidarität zwischen den Menschen hat zugenommen. Man achtet vermehrt aufeinander.

Man denkt über sich und über sein Leben nach. Ich hoffe dass dies auch nach Corona weiterhin anhält!

Die Pfarrei Peter und Paul streamt jeden Werktag um 9.15 Uhr einen Gottesdienst - natürlich mit Udo Zimmermanns Orgelmusik. 

www.mutterkirche.ch