Kirche aktuell

Telefon 143 Dargebotene Hand sucht neue Freiwillige

Freiwillige sind das Rückgrat der Dargebotenen Hand. In den nächsten Wochen werden rund 20 neue freiwillige Beraterinnen und Berater gesucht, die dann ab Januar 2021 einen einjährigen Ausbildungskurs besuchen. Im Gespräch mit Matthias Herren, Leiter Dargebotene Hand, erfahren Interessierte, was sie mitbringen sollten.
23. Juni 2020 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Sie sind seit Januar 2019 neuer Leiter der Dargebotenen Hand Zürich mit über 100 freiwilligen Frauen und Männern. Wie sind Sie bei Telefon 143 angekommen?

Sehr gut. Ich habe eine gut aufgestellte Institution angetroffen mit motivierten Freiwilligen und Mitarbeitenden, die offen für Neues sind.

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Matthias Herren

Was ist denn neu geworden?

Wir haben im letzten Jahr die Chat-Beratung ausgebaut und werden von Anfragen geradezu überschwemmt. Für den Online-Bereich arbeiten 12 neue Beraterinnen und Berater. Die Zahl der Gespräche haben 2019 gegenüber früheren Jahren um 13 Prozent zugenommen, die Chats sogar um 39 Prozent.

 

Wie hat sich bei der Dargebotenen Hand (DH) die Coronakrise bemerkbar gemacht?

Es mag sich speziell anhören, aber nach dem Lockdown verzeichneten wir leicht weniger Anrufe. Offensichtlich haben sich die Menschen auf das grosse Problem, die Pandemie konzentriert. Kleinere Anliegen sind relativiert worden. Seit Mai beraten wir wieder deutlich mehr Personen. Die Zahl der Männer hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

 

Unterscheiden sich die Hilferufe, Ängste und Anliegen in der Coronazeit zu jenen vorher?

Klar sind viele Menschen vor allem auf das Coronavirus fokussiert, mit Ängsten und Sorgen um sich und andere. Die Coronakrise akzentuiert aber andere Probleme wie die Alltagsbewältigung, psychische Leiden oder die Einsamkeit. Zugenommen haben klar Hilferufe zu Themen wie Familie, (Paar-)Beziehungen oder Arbeit.

 

Ist die DH noch immer im Coronamodus oder bereits wieder im Normalbetrieb?

Bis Ende Juni sind unsere Telefone täglich neun Stunden mehr besetzt. Anschliessend werden wir wieder im Normalbetrieb arbeiten.

 

Sie suchen aktuell neue Freiwillige für Ihr Team. Wie viele suchen Sie?

Unser Wunsch ist, 20 neue Freiwillige zu gewinnen. Aktuell wirken 110 Freiwillige bei der DH mit, rund ein halbes Dutzend treten pro Jahr zurück. Wir sind stolz darauf, dass wir mit treuen Beratenden zusammenarbeiten können. Sie bleiben durchschnittlich 9 Jahre bei uns.

 

Was muss ich als Interessierter zwingend mitbringen?

Potientielle Beraterinnen und Berater müssen zuhören können, Interesse an den verschiedenen Menschen haben und sich in die Wünsche, Vorstellungen und Einstellungen dieser Menschen einfühlen können.

 

Und was darüber hinaus?

Alles andere lernt man während der Beratungstätigkeit. Voraussetzung ist natürlich, dass mann/frau pro Woche rund einen Arbeitstag (20%) für das Engagement bei der DH investieren kann. Hier sind der eigentliche Dienst, die Supervision und die Weiterbildung mit eingeschlossen.

 

Die freiwilligen Helferinnen und Helfer werden intensiv vorbereitet und absolvieren neben ihrem Berufs- und Privatleben einen einjährigen Ausbildungskurs. Lassen sich unter diesen Umständen genügend gut qualifizierte Personen finden?

Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir bisher immer auswählen konnten. Wir engagieren etwa jede dritte Person, die sich bei uns meldet. Die Beweggründe für eine Mitarbeit bei der DH sind unterschiedlich: Attraktiv für alle ist, dass sie bei der DH einen Dienst am Puls der Gesellschaft leisten können. Aufgabe von mir und den fest angestellten Mitarbeitenden ist, die Freiwilligen zu begleiten, den Arbeitsablauf zu organisieren und für eine gute Infrastruktur und Weiterbildung zu sorgen.

 

Was sind das für Menschen, die sich bei Ihnen melden?

Unser Team ist sehr breit aufgestellt. Obwohl zu gut 50 Prozent von der katholischen und reformierten Kirche finanziell unterstützt, sind nur rund 30 Prozent der Freiwilligen kirchlich verbunden. Ebenso viele haben mit der Kirche wenig bis nichts am Hut. Ältere Freiwillige - rund 50 Prozent sind im Alter zwischen 60 und 65 - suchen ein sinnvolles Engagement. Jüngere Personen möchten gerne Erfahrungen sammeln.

 

Engagieren sich die Freiwilligen tatsächlich für Gottes Lohn bei der DH oder erhalten sie für ihre Einsätze am Telefon oder im Chat ein Entgelt?

Freiwillige und Vorstandsmitglieder haben im letzten Jahr zusammen fast 17'000 Stunden geleistet. Ausser einer Spesenentschädigung erhalten unsere Freiwilligen kein Geld. Ihre Belohnung ist eine andere: Obwohl vieles auch belastend sein kann, bekommen unsere Beratenden einen tiefen Einblick ins Leben anderer Menschen. Sie erleben sehr viel Berührendes und können Menschen in schwierigen Situationen begleiten und oft etwas Hoffnung schenken.

 

Interview: Aschi Rutz

 

Zum Ausbildungskurs
Der einjährige Ausbildungskurs für Freiwillige der Dargebotenen Hand startet im Januar 2021.
Anmeldeschluss: 31. Juli 2020
Kontakt: 043 244 80 80, zuerich@143.ch
Weiterführende Informationen und Anmeldung: Telefon 143

Zur Finanzierung
Finanziell getragen wird die Dargebotene Hand / Telefon 143  zu 55 Prozent von der katholischen und reformierten Kantonalkirche, von Katholisch Stadt Zürich und von der Evangelischen Gesellschaft Kanton Zürich. Telefon 143 unterstützen im weiteren Dutzende von Kirchgemeinden und Pfarreien regelmässig mit ihren Kollekten und rund 1'000 private Spenderinnen und Spender, Firmen, Institutionen und Stiftungen. 2019 erwirtschafteten zudem 45 Klassen im Kanton Zürich mit dem Verkauf von Schoggiherzen über 67'000 Franken zugunsten der DH.