Vom Schweizerischen Katholischen Frauenbund zum Frauenbund Schweiz «Katholisch ja - aber anders»
«SKF – Schweizerischer Katholischer Frauenbund»... Hand aufs Herz: Wann hast du den Namen unseres Verbands zuletzt in voller Länge ausgesprochen? Wenn ich als Vertreterin des SKF unterwegs bin, sage ich meistens: «Ich bin vom Frauenbund» – und verwende damit die Bezeichnung, die auch unsere Website schon lange trägt. Manchmal höre ich auch Frauen sagen: «Der Schweizerische». 89 Prozent der Ortsvereine nennen sich ohnehin anders – «Frauengemeinschaft», «Frauennetz», «Frauenimpuls», «Frauenverein». Viele verwenden für den Dachverband schlicht die Abkürzung «SKF». Diese aber ist nur Eingeweihten geläufig. Wer nicht dazugehört, versteht «SKF» nicht.
Übrigens habe ich die KI gefragt, was «SKF» sei: «SKF ist ein weltweit führender Hersteller von Lagerlösungen und Antriebstechnik», lautete die Antwort. Der Name unseres Verbands ist lang und schwerfällig – und wird selten ausgeschrieben. Das ist einer der Hauptgründe für den Antrag, unseren Namen zu ändern. Natürlich geht es auch um den Inhalt. Den wollen wir nicht verändern – aber anders kommunizieren.
In unserem Namensvorschlag lassen wir das «Schweizerisch» weg. Denn es kann – ebenso wie das «Katholisch» – eine enge Botschaft vermitteln: etwa, dass nur Schweizerinnen dazugehören dürfen oder sich unser Wirken nur auf die Schweiz beschränke. Wir setzen «Schweiz» hinter «Frauenbund», um unsere geografische Verortung klarzumachen – nicht als Wert oder Inhalt. Was wir sind – ein grosser Bund von Frauen – das stellen wir in den Vordergrund: Frauenbund.
Und das verflixte «katholisch»? Das wollen wir nicht loswerden – wie viele meinen, wenn sie den neuen Namensvorschlag hören. Wir nehmen es lediglich aus dem Namen, um es im Claim wieder aufzunehmen. Und um klarzumachen, dass wir unter «katholisch» nicht einfach das verstehen, was rund 80 Prozent der Leute damit verbinden: Hierarchie, Machtmissbrauch, Klerikalismus, Ungleichbehandlung.
Der Frauenbund versteht «katholisch» seit langem als weltweite Verbundenheit, als Engagement für Benachteiligte, als spirituelle Grundhaltung, die nicht nur sich selbst, sondern das gute Leben für alle im Blick hat.
Der Vorstand hat zur Kenntnis genommen, dass wir es als SKF nicht schaffen, das «katholisch» positiv nach aussen zu tragen, wenn wir es einfach so – unerklärt und undiskutiert – im Namen lassen. Und genau das wollen wir ändern: mit Frauenbund Schweiz – überraschend anders katholisch.
Der Prozess hin zur Namensänderung dauert schon lange. Seit Jahren tauchte das Thema immer wieder auf. Vor rund zwei Jahren hat der Vorstand es intensiv angepackt – auch im Zusammenhang mit dem Impuls «Frauenbande 2.0», bei dem eines der Wirkungsfelder das verflixte «katholisch» ist. An zwei Herbstkonferenzen wurde mit den Vorständen der Kantonalverbände über den Namen diskutiert. In der Quelle wurde jeweils berichtet – so hatten alle SKF-Frauen Gelegenheit, sich Gedanken zu machen. Überraschend klar sprachen sich die Teilnehmerinnen der Herbstkonferenz 2023 für die Beibehaltung des Leitbilds und des katholischen Profils aus – und beauftragten den Vorstand zugleich, eine Namensänderung nicht inhaltlich, sondern kommunikationsstrategisch anzugehen.
Der heutige Antrag, künftig den Namen «Frauenbund Schweiz» zu tragen, wurde an der Herbstkonferenz 2024 ausführlich diskutiert. Die Abfrage des Widerstands gegen eine Namensänderung ergab 1 von 10 Punkten. Dieser geringe Widerstand bewog den Vorstand, der Delegiertenversammlung (DV) die Namensänderung zu beantragen.
Die öffentliche Information über den Antrag löste viele Reaktionen aus – für uns Ausdruck einer grossen Wertschätzung für das glaubwürdige kirchliche und kirchenpolitische Engagement des Frauenbunds. Dieses ist vielen wichtig – und das freut uns sehr. Mit dem Claim «überraschend anders katholisch» ist für viele klar, dass unser Engagement auch mit neuem Namen weitergeht.
Starken Widerstand äusserten Menschen, die der Kirche sehr nahestehen, dort angestellt sind oder für sich «katholisch» positiv konnotieren. Dass sie die vorgesehene Namensänderung schmerzt und beschäftigt, verstehen wir gut – auch sie sind wie wir betroffen vom Relevanzverlust von Kirche und christlichen Werten.
Auch uns liegen eine glaubwürdig gelebte Kirche und christliche Werte am Herzen. Unser Ziel – basierend auf christlichen Werten – ist das gute Leben für alle. Dafür wollen wir uns mit allen Frauen zusammenschliessen, die dieses Ziel teilen – unabhängig von religiöser Zugehörigkeit oder Weltanschauung. Damit unser Name nicht abschreckt oder ausschliesst, ist es nötig, das «katholisch» aus dem Namen zu nehmen – aber es nicht zu verstecken, sondern im Claim sichtbar werden zu lassen. Deshalb beantragt der Vorstand mit grosser Überzeugung der Delegiertenversammlung, den neuen Namen «Frauenbund Schweiz» zu wählen.
Denen, die denken, endlich seien wir die ewigen «katholisch»-Diskussionen los, sagen wir: Nein, auch mit dem neuen Namen sind wir das nicht. Wir werden weiterhin um den Begriff ringen – aber wir müssen nicht mehr so oft erklären, dass wir schon katholisch sind, aber eben anders.
Denen, die befürchten, kirchliche Geldgeber:innen könnten Mittel streichen, sagen wir:
Macht euch nicht klein! Schaut auf eure grosse Arbeit, auf euren Einsatz, auf euer kirchliches Engagement: Ihr schafft Räume der Gemeinschaft, engagiert euch sozial, tragt christliche Werte in die Gesellschaft, lebt Spiritualität. Zeigt euch und argumentiert, wenn Kirchenleute euch das Kirchesein absprechen wollen.
Denen, die finden, der Claim sei zu unklar, sagen wir: Genau. Denn das Gespräch darüber, was «katholisch» bedeutet und wie wir Frauen diesen Begriff füllen wollen, soll weitergehen – nicht abgeschlossen sein.
Denen, die sagen, es sei zu wenig Zeit gewesen für Diskussion und Mitsprache, sagen wir:
Jetzt ist ein guter Zeitpunkt. Die Zeit ist reif. Und wir wollen unsere Energie wieder dort einsetzen, wo es uns wichtig ist: Notwendiges anpacken, Solidarität leben, uns für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen, spirituell unterwegs sein.
Denen, die eine Basisbefragung fordern, sagen wir:
Die Basis hat sich längst entschieden. 89 Prozent der Ortsvereine tragen das «katholisch» nicht (mehr) im Namen. Und: Es geht nur um den Namen, nicht um Inhalte oder Ausrichtung.
Denen, die ankündigen, bei einer Namensänderung auszutreten, sagen wir:
Bleibt. Ihr gehört dazu. Gerade das ist katholisch – verbunden bleiben, auch mit unterschiedlichen Meinungen.
Und allen sagen wir: Wir glauben, Jesus von Nazareth würde sagen: «Nicht am Namen erkennt ihr sie, sondern an ihren Taten.»
Zur Klarstellung: Wenn ihr Delegierten über den Namen abstimmt, stimmt ihr nicht über den Claim ab. Nur der Name steht in den Statuten – und nur dieser wird beschlossen.
Der Claim «überraschend anders katholisch» ist eine begleitende Kommunikationsmassnahme. Der Vorstand – beraten durch unsere professionellen Kommunikationsfrauen – hat ihn entschieden und wird ihn verbindlich verwenden. Er steht nicht in den Statuten und kann sich schneller ändern als der Name. Nun könnten Skeptikerinnen sagen: «Dann können wir nicht sicher sein, dass ihr den Claim wirklich nutzt.»
Da bitten wir euch einfach: Vertraut uns. Dem Vorstand. Glaubt uns, dass wir die katholische Identität nicht kippen. Im Gegenteil: Gerade die Diskussion um den Namen hat unser katholisches Profil geschärft und gestärkt.
Und ganz persönlich stehe ich hier und sage euch: Wenn ihr mich heute zur Co-Präsidentin wählt, ist das das erste Mal in der Geschichte des Frauenbunds, dass eine Theologin im Präsidium ist. Und als solche verspreche ich: Ich werde dafür einstehen, dass unser katholisches Profil in unseren Haltungen, in unserem Tun und in unserer Spiritualität sichtbar und spürbar bleibt. Und dass unser Engagement für eine glaubwürdige, gleichwürdige und gleichberechtigte Kirche kraftvoll weitergeht.
Ich verspreche euch nicht, dass das Wort «katholisch» immer im Claim stehen wird. Aber ich verspreche euch – mit meiner ganzen Herzenskraft – dass die Arbeit des Frauenbunds immer im Bewusstsein geschieht, mit Gott im Bund zu sein.
Quelle: Frauenbund Schweiz
Überraschend ist der Entscheid nicht. Der Verband will in der offenen und gegenüber konfessionellen Engführungen skeptisch gewordenen Gesellschaft wahrgenommen sein. Die kräfteraubenden Debatten um die Konfessionsbezeichnung «katholisch» sollen nicht mehr im Wege stehen. Als Bund von Frauen besteht er weiter. Als solcher bleibt er erkennbar im Gegenüber zu den Evangelischen Frauen Schweiz (EFS) oder dem Verband Christkatholischer Frauen Schweiz (VCF). Dennoch nimmt nun der Frauenbund mit der Behauptung bzw. dem Anspruch (engl. Claim), «überraschend anders katholisch» zu sein, das Heft in Sachen «katholisch» selbst in die Hand. Ein langer Weg des Entscheidens hat zu diesem Ergebnis geführt. Bereits 2002 und 2004 feilte man daran. Das K stand für katholisch, offen und umfassend / traditionsbewusst und offen für Neues / katholisch und ökumenisch. Die Basis des Verbandes war damals schon mit der Gegenüberstellung von «Katholisch? – Katholisch!» konfrontiert. Schliesslich sollte das K die Haltung des Verbandes betonen, Rückgrat zu zeigen und Stellung zu beziehen, für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einzustehen.
Nun wirkt der Namenswechsel von SKF zu «Frauenbund Schweiz» wie die Quadratur des Kreises. «Anders katholisch» sein wollen, ist die neu betonte Zielsetzung. Sie kommt der Wortbedeutung allumfassender Offenheit nahe und wird gleichzeitig den Tatbeweis antreten müssen, im Zusammengehen mit den Ortsvereinen die Menschen in den Kirchen und Religionsgemeinschaften und in der Gesellschaft in ihrer Würde und ihren Hoffnungen auf dem Weg in eine gerechtere Zukunft ernst zu nehmen. Der Begriff «katholisch» ist diesem «Herzschrittmacher» nicht ganz entzogen, er tritt aus bekannten Gründen in den Hintergrund. Nach dem Namenswechsel kann man gespannt sein, welche überraschenden Schritte der Frauenbund im Blick auf die Transformationen in Kirche und Gesellschaft gehen wird. Als «Energiekraftwerk» wurde er durch Leo Karrer bezeichnet. Inwieweit dies weiter der Fall sein kann, entscheidet sich am Engagement des Verbandes und seiner Ortsvereine.
Dr. theol. Stephan Schmid-Keiser, 6005 Niklausen LU
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