Glaube & Feiern

Busse / Versöhnung

Die Beichte ist ein Gespräch mit einem Priester. In diesem Gespräch bekenne ich, wo ich Schuld auf mich geladen habe und bereue. In der sakramentalen Lossprechung sagt der Priester mir zu: «Deine Sünden sind dir von Gott vergeben.»

Niemand macht alles richtig. Mit Gedanken und durch mein Handeln kann ich andere Menschen verletzen. Manchmal verhalte ich mich geradezu ungerecht und lieblos. So machen wir alle die Erfahrung, dass das Leben Brüche kennt, in Beziehungen zu anderen oder auch mit mir selber. Manche Bruchstellen beschäftigen und belasten mich über lange Zeit. Da ist es hilfreich und entlastend, wenn ich mit einer Person darüber sprechen kann, die ohne Vorurteile zuhört und mir Gottes Befreiung von Schuld zuspricht. Es tut manchmal gut, mit einem Seelsorger ausserhalb meines Beziehungsnetzes zu reden. In einem Rahmen, der absolute Vertraulichkeit garantiert.

versöhungsweg busse beichte Treffen Migrantenseelsorge Jan 16_FOTO_Arnold Landtwing (25).JPG

Was ist die Beichte / das Bussakrament?

Die Beichte ist eines der sieben Sakramente in der katholischen Kirche. Der Gläubige bekennt und bereut vor Gott seine Sünden und sie werden ihm durch die sakramentale Lossprechung des Priesters vergeben. Die Beichte wird auch als Bussakrament oder Feier der Versöhnung bezeichnet.

Biblisch begründet findet sich das Lossprechen von Sünden in verschiedenen Bibelstellen:

  • «Jesus sagte noch einmal zu ihnen: ‚Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.'» (Johannes 20,21–23)
  • Jesus Christus zu Petrus: «Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.» (Matthäus 16,19)

Wann sollte ich zur Beichte gehen?

Der Katechismus der katholischen Kirche sagt, dass der Gläubige mindestens einmal im Jahr beichten sollte.

Für die einen ist das regelmässige Beichten ein gewohntes Ritual, das immer gleich abläuft. Andere haben neu zum Glauben oder zur Spiritualität gefunden und geben der Beichte einen Platz im Leben. Und viele Menschen wissen nicht genau, was sie machen sollen und brauchen einfach jemanden zum Reden. Allen gemeinsam ist ein tieferes Bedürfnis, Gedanken und Erfahrungen auszusprechen und Belastendes jemandem anzuvertrauen, der ohne Vorurteil zuhört.

Was geschieht in der Beichte? Wie läuft sie ab?

Wer sich auf die Beichte vorbereitet und sich Gedanken über sich selber, das eigen Versagen und die eigenen Schwächen macht, setzt sich kritisch mt dem Leben auseinander. In der Beichte (im Beichstuhl oder im Beichtzimmer) erzählt der Beichtende dem Priester seine Erfahrungen und legt seine Gedanken dar, wo er schuldig geworden ist oder versagt hat. Der Priester gibt ihm in Stellvertretung von Jesus die Zusage Gottes, dass die Schuld vergeben ist. Am Ende der Lossprechung ist das Kreuzzeichen ein sichtbares Symbol dafür.

Der Ablauf ist im wesentlichen immer in fünf Schritten: Begrüssung - Sündenbekenntnis - Zuspruch des Priesters - Lossprechung und Kreuzzeichen - Verabschiedung.

Was ist der Unterschied zwischen Beichte und Bussfeier?

Die Beichte ist ein persönliches Gespräch unter vier Augen mit dem Priester. Viele Pfarreien laden in der Zeit vor Weihnachten oder vor Ostern zu gemeinschaftlichen Bussandachten oder Bussfeiern ein. In einem solchen Wortgottesdienst liegt der Akzent auf der Gewissenserforschung im Nachdenken über die eigenen Verfehlungen und die versammelte Gottesdienstgemeinde bittet Gott um Lossprechung von Fehlern und Versagen. Bussfeiern betonen den gemeinschaftlichen Charakter der Versöhnung und laden immer auch noch zur persönlichen Beichte ein.

Lebensnahe Fragen zur Vorbereitung auf die Beichte

Die Vorbereitung auf die Beichte kann wie eine Entdeckungsreise sein, eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben. Margret Nussbaum hat einen zeitgemässen Fragenkatalog zusammengestellt, der Inspirationen bieten kann:

  • Passt das Leben, das ich im Augenblick führe, noch zu mir? Lebe ich so, wie es mir guttut, oder habe ich mich zu stark den Erwartungen anderer angepasst?
  • Welche Beziehung habe ich zu Gott? Wie und wann bete ich? Wie bringe ich mich und meine Fähigkeiten in die Gemeinschaft der Glaubenden ein?
  • Wie gestalte ich mein Familienleben? Sind Besuche bei den Eltern oder bei Verwandten nur eine lästige Pflicht? Versuche ich, meinen Kindern ein guter Weggefährte zu sein?
  • Stehe ich auch dann zu meinen christlichen Werten, wenn andere mich deswegen belächeln?
  • Wie gehe ich mit meiner Zeit um? Flüchte ich in alle möglichen Aktivitäten? Oder fülle ich Zeit, indem ich Freundschaften pflege, Dinge bewege, Wissen mehre, über mich nachdenke?
  • Wie sorge ich für mich selbst? Gehe ich gut mit meinem Körper und meiner Seele um? Dazu gehören gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und Entspannung ebenso wie Beten, Nachdenken, Gottesdienste feiern.
  • Lebe ich authentisch? Nehme ich mich so an, wie ich bin, ohne mich verstellen zu müssen? Oder lege ich Wert darauf, bei anderen immer gut anzukommen und im Mainstream mitzuschwimmen?
  • Stehe ich zu mir, zu meinen Stärken und Fähigkeiten, ohne überheblich zu sein? Stehe ich andererseits zu meinen Fehlern und Schwächen, ohne mich selber kleinzumachen?
  • Konzentriere ich mich im Gespräch voll und ganz auf den anderen? Höre ich richtig zu? Lasse ich mein Gegenüber ausreden? Wähle ich meine Worte mit Bedacht?
  • Beurteile und bewerte ich öfter Menschen – um vielleicht von meinen eigenen Schwächen und Fehlern abzulenken?
  • Können andere sich auf mich verlassen? Stehe ich zu meinem Wort? Bin ich zuverlässig?
  • Bin ich ganz bei der Sache – im Gespräch, im Gebet, in meinem Tun? Gehe ich achtsam mit Menschen und Dingen um?
  • Sorge ich dafür, dass Menschen sich in meiner Gegenwart wohlfühlen? Bringe ich ihnen Wertschätzung entgegen – auch wenn sie nicht der üblichen Norm entsprechen?
  • Bleibe ich in Konfliktsituationen sachlich – oder lasse ich mich provozieren? Gehe ich nach einem Streit auf den anderen zu und reiche ihm die Hand zur Versöhnung? Oder bestehe ich darauf, im Recht zu sein?
  • Dränge ich mich gern in den Vordergrund? Nehme ich mich und meine Arbeit zu wichtig? Oder überlasse ich auch mal anderen souverän das Feld?
  • Bemühe ich mich um Gelassenheit in allen Lebenssituationen? Oder lasse ich mich bei jeder auch noch so kleinen Herausforderung aus der Bahn werfen?
  • Bemühe ich mich Tag für Tag aufs Neue um Dankbarkeit und Lebensfreude, die ansteckend auf andere wirkt?
  • Sehe ich immer alles zu negativ? Steht Jammern und Nörgeln bei mir auf der Tagesordnung? Bin ich neidisch auf den Erfolg des Kollegen, darauf, wie gut er bei anderen ankommt?
  • Erhebe ich oft den moralischen Zeigefinger, um letztlich von mir selber abzulenken? Schaue ich selbstgerecht auf andere herunter, die ihr Leben nicht in den Griff bekommen?
  • Wo positioniere ich mich als Christ in Gesellschaft und Politik? Wie gehe ich mit den Ressourcen der Natur um? Wie ist mein Verhältnis zum Geld und zum Konsum?

Quelle: www.katholisch.de/glaube/unser-glaube/das-leben-zur-sprache-bringen

Was ist das Beichtgeheimnis?

Die katholische Kirche stellt das Beichtgeheimnis des Priesters unter höchsten Schutz. Der Priester ist unter allen Umständen zu aboluter Geheimhaltung verpflichtet. Dieses Beichtgeheimnis wird auch vom Staat respektiert, sodass ein Priester auch vor Gericht nicht gezwungen werden kann, den Inhalt einer Beichte preiszugeben.

Wichtig zu wissen: Wenn jemand dem Priester in der Beichte anvertraut, Opfer eines Übergriffs geworden zu sein, ist der Priester ans Beichtgeheimnis gebunden und muss schweigen. Wer Hilfe sucht, muss das Geschehene noch einmal ausserhalb der Beichte erzählen, damit Schritte zur Aufklärung eingeleitet werden können. Der Priester wird nicht selber aktiv, sondern er verweist Opfer von sexuellen Übergriffen konsequent an die neutrale und professionelle Anlaufstelle. Bei begründetem Verdacht auf strafbare Handlung wird immer und umgehend Strafanzeige erstattet, wenn das Opfer zum Zeitpunkt der Tat minderjährig war. 

Wo kann ich beichten?

In jeder Pfarrei werden Beichtmöglichkeiten angeboten -  sei es im Beichtstuhl oder im Beichtzimmer. An den meisten Orten gibt es spezielle Beichtzeiten. Wer beichten will, kann jederzeit einen Termin mit dem Priester vereinbaren.

Hier finden Sie die Pfarreien und Kontaktmöglichkeiten

Ich möchte in meiner Muttersprache beichten. Wo ist das möglich?

Sie sprechen eine andere Sprache als Deutsch oder sind Sie in einer anderen Kultur beheimatet? Dann melden Sie sich bei unseren verschiedensprachigen Missionen und finden Sie Priester von albanisch- bis ungarischsprachig.

Hier finden Sie Kontaktmöglichkeiten zu einem Priester Ihrer Muttersprache

Beichtstuhl oder Beichtzimmer?

Es gibt Gläubige, die schätzen beim Beichten eine gewisse Anonymität. Sie bevorzugen den Beichtstuhl in der Kirche, weil sie ohne direkten Augenkontakt leichter über ihre Verfehlungen und Sünde sprechen können. Andere fühlen sich wohler, wenn sie in der Atmosphäre eines Beichtzimmers den Gesprächspartner sehen.

Welche Gesprächssituation sagt Ihnen eher zu? In welchem Umfeld können Sie ungezwungener über  Ihren Glauben und Ihr Leben sprechen?

 

  • Publikation

    Wie beichten?

    Eine kleine Hilfe zur Vorbereitung auf das Sakrament der Versöhnung
    application/pdf Datei — 612.3 KB