Kirche aktuell

Wallfahrt nach Einsiedeln Ein Selfie mit den Minis

Bei schönstem Wetter pilgerten am vergangenen Samstag hunderte Katholikinnen und Katholiken nach Einsiedeln. 40 Ministranten - kurz Minis - unterstützten Generalvikar Luis Varandas im festlichen Gottesdienst. Und es wurde diskutiert, ob Katholiken beim Pilgern tatsächlich Erbsen in die Schuhe tun.
08. Juli 2025 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Die ersten Teilnehmenden hatten sich schon um 5.30 Uhr auf den Fussweg gemacht; die letzten trafen bequem mit dem Zug kurz vor dem Gottesdienst um 12.45 Uhr ein. Am vergangenen Samstag fanden hunderte Menschen ihren eigenen Weg nach Einsiedeln, um am Schluss zusammen in der Klosterkirche die feierliche Messe zu feiern. Der Gottesdienst stand ganz unter dem Zeichen «Pilger der Hoffnung», gemäss dem Motto des Heiligen Jahres.

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Bei schönstem Wetter war die prächtige Einsiedler Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt. Generalvikar Luis Varandas hielt die Predigt und postete noch direkt aus der Sakristei ein Selfie mit den Ministrantinnen und Ministranten. «Vielen Dank, dass ihr alle dabei wart und mitgewirkt habt», richtete er sich an seine kleinen Helferinnen und Helfer. «Es war wirklich schön, wie die Minis ihren Dienst mit Freude gemacht haben», meint Varandas nach dem Anlass.

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Als Highlight bezeichnet Luis Varandas die musikalische Begleitung durch den Ad hoc Chor mit der engagierte Leiterin Kristina Kuzminskaite und Daniel Gottfried an der Orgel. «Die festliche Stimmung ist auf alle übergesprungen, in einer vollen Kirche den Gottesdienst zu feiern ist immer schön», so der Generalvikar. Als er am Schluss im Klosterhof beim geselligen Beisammensein beim Wurststand landete, war die Auswahl schon eingeschränkt. «Ein gutes Zeichen», schmunzelt er, «denn dann sind bestimmt viele Leute hier gewesen.» Der Stand mit den Würsten wurde wie jedes Jahr von einer Handvoll Freiwilligen der Musikgesellschaft Konkordia Einsiedeln betrieben.

Chorleiterin Kristina Kuzminskaite mit ihren Sängerinnen und Sängern. Foto: Manuela Moser

Im Klosterhof anzutreffen war auch Igor Lukenda von der Behindertenseelsorge, der mit einer Delegation von 30 Teilnehmenden - darunter Menschen mit verschiedenen Behinderungsarten - nach Einsiedeln gekommen war. Rund zehn Helferinnen und Helfern standen ihm zusätzlich zur Seite. «Der Aufwand ist jedes Jahr sehr gross», sagt Lukenda, trotzdem möchte er das Erlebnis nicht missen. «Wir pilgern die letzte Wegstrecke immer mit, auch wenn sie nur kurz ist», sagt Lukenda. Der Car hält dann jeweils einige Meter vor der Kirche, und wird mit Impuls-Unterbrüchen von der ganzen Gruppe begangen - dieses Jahr auch von drei Menschen in Rollstühlen. In einem eigenen Rückblick  hat die Behindertenseelsorge einige ihrer schönsten Momente festgehalten.

Erbsen in den Schuhen

Christian Scharpf, der als reformierter Pfarrer den kurzen, einstündigen Trachslauer-Weg für Wallfahrtsneulinge angeboten hat, blickt ebenfalls zufrieden auf den Tag zurück. «Die Strecke hat sich bewährt, wir waren eine Gruppe von rund zehn Leuten, reformiert und katholisch gemischt, und sind miteinander ins Gespräch bekommen. Wir konnten neue Bekanntschaften machen.» Man habe über den Glauben, über Rituale, über Vorurteile und die Ernsthaftigkeit des Wallfahrens gesprochen. «Unter Reformierten sagt ja man, die Katholiken legten sich Erbsen in die Schuhe, um das Wallfahren noch schwerer zu machen», so Scharpf. «Wir konnten am Samstag aber zeigen, dass das Wallfahren schön und wertvoll ist, und keineswegs gefährlich», meint er augenzwinkernd. Die Route soll auf jeden Fall nächstes Jahr wieder mit ins Programm.

Nächste Wallfahrt nach Einsiedeln
Die nächste Wallfahrt nach Einsiedeln ist am 4. Juli 2026; sie findet laut Hauptorganisatorin Daniela Federer vom kantonalen Seelsorgerat jeweils am ersten Samstag im Juli statt.

Predigt «Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung» 

Liebe Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung, Schwestern und Brüder im Herrn!

Im heutigen Wallfahrtsgottesdienst verbinden wir das Motto des Heiligen Jahres 2025, das uns einlädt als Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung unterwegs zu sein mit dem Motto des Bistumsjahres: hören – handeln – hoffen. Als Christinnen und Christen sind wir von der Hoffnung des Glaubens geprägt und getragen, selbst dann, wenn wir es nicht immer spüren.

In der Lesung aus dem 1. Korintherbrief haben wir die tiefgründige Auslegung des Apostels Paulus über die Liebe Gehört. Ein beliebter Text für Hochzeitsfeiern.

Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.

Die Liebe hört niemals auf.

Hier wird die Göttliche Liebe beschrieben, in der wir hineingenommen werden durch unseren Glauben. Die Liebe, die uns trägt und in der wir uns gegenseitig getragen wissen und uns stärken. Eine Liebe, die Gestalt annehmen will, durch uns und in uns. So wird die Haltung der Liebe zu unserer persönlichen Haltung und Handlung im Glauben. Die Liebe, die alles hofft, schenkt uns HOFFNUNG.

«Hoffnung ist der Spalt, durch den wir auch in den bedrückendsten Momenten der Gegenwart einen Hauch von Zukunft einatmen können.» Schreibt der bekannte Theologe und Buchautor Thomas Halik. Hoffnung weist auf Zukunft hin. Die Welt um uns herum wartet auf diese Momente der Hoffnung. Wir sind eingeladen als Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung den Glauben, die Hoffnung und die Liebe in der Welt zu leben. Auch unser leben soll also ein Spalt der Liebe Gottes aufzeigen, ein Weg der Hoffnung werden und ein Zeugnis des Glaubens.

So wären wir beim Motto des Bistumsjahres angelangt:

HÖREN – HANDELN – HOFFEN

Hören wir auf das Wort und das Wirken Gottes in unserem Leben. Bei den Firmpredigten lade ich die Jugendlichen immer wieder ein sich Zeit zu nehmen für das Gebet, für die Stille, für das Dasein für und mit Gott. Diese Einladung gilt uns allen, wie wollen wir sonst hören in der Geschäftigkeit des Alltags?

Dies gilt genauso für das Hören auf die Mitmenschen, aufmerksames Hören.

Im Hören und Hinhören können wir unser Handeln entwickeln und Gestalt annehmen lassen. Ob alleine oder noch besser in Gemeinschaft, werden wir uns für das Reich Gottes einsetzen. Jeder und jede im Rahmen seiner eigenen Möglichkeiten und dem Ruf Gottes entsprechend, den er oder sie im Herzen spürt. Daraus erwächst die Kraft der Liebe und der Hoffnung, die uns den Weg weist. Kraft unserer Taufe sind wir alle berufen den Ruf Gottes zu folgen, als Königskinder, als Propheten und Priestern des Herrn. Also Hoffnungsträgerinnen und Hoffnungsträger für diese, unsere Welt zu sein.

Damit schliesst sich der Kreis vom Hören – Handel – Hoffen zu unserer Pilgerschaft der Hoffnung.

Unsere Hoffnung will genährt werden, um zu wachsen und andere Menschen anzustecken. So wie Jesus im Evangelium den Glauben der drei Jünger durch die wunderbare Erfahrung seiner Verklärung gestärkt hat. Petrus, Johannes und Jakobus wussten nicht recht was geschehen war, doch sie erkannten, dass es gut war. Darum wollte Petrus die drei Hütten bauen um in dieser Gnade zu verweilen. Die Stimme Gottes aus der Wolke verwies wieder auf das Hören:

Dieser ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.

Erfüllt von dieser Begegnung und Erfahrung gingen die drei Jünger zusammen mit Jesus zurück in den Alltag.

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, als Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung, sind auch wir eingeladen und es liegt sogar in unserer persönlichen Verantwortung, regelmässige Erfahrungen des Glaubens zu sammeln, im Hören auf Gott um unseren Glauben und unsere Hoffnung zu stärken. Die Liebe Gottes ist der Antrieb unseres Glaubens und unsere Hoffnung, niemand kann uns von dieser Liebe trennen, sie führt zum Handeln, darum schreibt Paulus:

Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am grössten unter ihnen ist die Liebe.

So möge uns Maria, die Mutter der Hoffnung mit ihrem Schutz stets begleiten und in der Liebe zum Dreifaltigen Gott wachsen lassen auf der Pilgerschaft der Hoffnung – Miteinander und Füreinander.

Amen.

Generalvikar Luis Varandas / Samstag, 5. Juli, 12.45 Uhr Klosterkirche Einsiedeln