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Fragen um Auftrag und Wohnort stiften Verwirrung

Fragen um Auftrag und Wohnort stiften Verwirrung
Bischof Vitus Huonder in Schwyz. Screenshot Rundschau
Hat Bischof Vitus Huonder einen offiziellen Auftrag der Glaubenskongregation? Warum verzögert sich der Umzug ins Knabeninstitut? Widersprüchliche Meldungen beinahe im Stundentakt stiften mehr Verwirrung als sie Klarheit schaffen.
11. April 2019 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Der geplante und vom Bistum kommunizierte Umzug des Bischofs ins Knabeninstitut der Piusbrüder in Wangs/SG wirft Fragen auf. Laut Recherche von SRF teilte das Generalhaus der Piusbrüder in Menzingen mit, die Ankunft sei «auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, der noch unbestimmt ist». So stehen nun drei Varianten im Raum: Umzug (Mitteilung Bistum Chur), Rückzug (Kommentar des Schismatikers Williamson) und Verzug (Piusbruderschaft). In einem Communiqué teilt das Bistum heute Morgen mit, der Umzug verzögere dadurch bedingt, dass die Regelung der Nachfolge im Bischofsamt von Chur noch nicht erfolgt sei. Stellt sich die Frage, warum eine Verzögerung eintreten sollte, da der Umzug bisher sowieso «nach Beendigung seiner Tätigkeit im Bistum Chur» mitgeteilt war.

Klarheit zum konkreten Auftrag könnte das Veröffentlichen eines Schreibens schaffen, das gemäss Aussage von Bischof Huonder von Kardinal Müller an die Piusbruderschaft gegangen ist. Auf die Frage der Tagespost, ob er die Niederlassung in der Schule der Bruderschaft vom Papst habe genehmigen lassen müssen, antwortet  der Bischof: «Nein, denn in einem Schreiben des früheren Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, an die Bruderschaft ist das so formuliert.» Und der Präfekt spreche ja in der Autorität und mit Billigung des Papstes. «Aber ich habe den Papst informiert.»

Bereits gestern Abend veröffentlichte das Bistum über das Internetportal kath.net einen auf Juni 2016 datierten Brief des 2017 abgesetzten Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Ludwig Müller. Festgehalten wird in diesem Schreiben «den Dialog über spezifische Themen theologischer und pastoraler Natur mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. fortzusetzen sowie Formen der Begegnung und der Nähe zu entwickeln mit dem Ziel, die brüderlichen Beziehungen zu vertiefen, um ein immer günstigeres und konstruktiveres Klima zu fördern». Ob mit «Form der Begegnung und Nähe» eine offizielle Wohnsitznahme gemeint ist, bleibt offen.

Die «Rundschau» veröffentlichte in ihrem Beitrag gestern Abend schliesslich das Antwortschreiben der Pressestelle des Vatikans, «Der Pressestelle ​​des Heiligen Stuhls ist kein offizieller Auftrag der Glaubenskongregation an Bischof Vitus Huonder bekannt, um den Kontakt mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. zu halten.» Claudius Luterbacher ist Kanzler des Bistums St. Gallen und über das Dementi aus Rom nicht erstaunt. Da sich im Bistum St. Gallen mehrere Niederlassungen der Piusbruderschaft befinden, wäre er davon ausgegangen, über einen offiziellen Auftrag informiert zu werden.

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Im Nachgang zur «Rundschau» kreuzten Giuseppe Gracia und Sandro Brotz auf Twitter die Klingen. Der Bistumssprecher warf SRF «FAKE NEWS» vor, was den Rundschau-Moderator auf Facebook zu einem Brief an Bischof Vitus Huonder veranlasste.

Dankbar nahm Simon Hehli diesen Steilpass aus Chur auf und hatte damit Futter für seinen Beitrag in der NZZ. Und schon taucht eine nächste spannende Frage am Horizont auf: Wird Bischof Huonder mit den aus Sicht des Vatikans unerlaubt geweihten Pius-Priestern die Messe feiern?

 

Beitrag bearbeitet und ergänzt: 12.04.2019