Kirche aktuell

Junger Katholik komponierte Reformationsmusical

Junger Katholik komponierte Reformationsmusical
Der 20-jährige Katholik Manuel Ledergerber, Adliswil, komponierte die Musik zum Reformationsmusical
Der 20-jährige Manuel Ledergerber aus Adliswil schrieb die Musik für das Reformationsmusical «Der letzte Stich». Dem Katholiken geht es aber nicht nur um Musik. Er möchte junge Menschen auf neue Art für die Kirche und die christliche Botschaft sensibilisieren.
06. März 2018 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Manuel Ledergerber gehört nicht zum Mainstream: Der Zwanzigjährige engagiert sich gerne in seiner Heimatpfarrei Dreifaltigkeit in Adliswil. Als Firmbegleiter diskutiert er mit Jugendlichen über Kirche und Religion und über den Auftrag von mündigen Christen. Im Moment ist die Zeit für ihn zwar knapp, Ledergerber ist in der Ausbildung zum Offizier in der Militärmusik. In den verbleibenden Stunden widmet sich der Adliswiler aber gerne seiner Leidenschaft für Musik, genauer den Proben für die Aufführungen des Reformationsmusicals «Der letzte Stich», geschrieben vom reformierten Pfarrer Achim Kuhn. Manuel Ledergerber hat in rund zehn Monaten die Musik zu dem Stück komponiert, mit der er auch inhaltlich etwas bewegen will.

Manuel Ledergerber mit Autor und Pfarrer Achim Kuhn

Einheit von Text und Musik

Der junge Adliswiler sagt zu seiner Komposition: «Wenn ich im Reformationsmusical nur an die Musik denken und den Text ausblenden würde, wäre dies falsch». Beide Sparten müssten harmonieren und eine Einheit bilden. Daher müssten Autor und Komponist zusammenarbeiten. Besonders wichtig sei im Musical das «Gleichnis vom verlorenen Sohn». Diese Botschaft, dass eine Rückkehr in das Haus des Vaters auch nach Irrwegen jederzeit möglich ist, hat für Manuel Ledergerber etwas Befreiendes. Versöhnung werde möglich, selbst wenn Hochmut, Schuld und Eigensinn im Spiel gewesen seien.  

Gedanken zur Reformation

Auch mit Luther, Zwingli und Calvin hat sich Manuel Ledergerber auseinandergesetzt. Er betrachtet die Reformatoren als ehrenwerte Kirchenleute, die mutig Missstände in der damaligen Kirche aufzeigten. Das fasziniert ihn. Leider sei es dann aber zur Spaltung gekommen. Heute werde versucht, sich wieder näher zu kommen. 

Eine weiter gehende Reformation, so sinniert er, sei nicht so einfach. Dafür müssten sich die Leute zuerst einmal auf eine inhaltliche Diskussion einlassen. Handlungsbedarf gebe es aber schon. Er selber möchte unter anderem aufzeigen, «dass die Kirche mehr zu bieten hat, also nur Vertreter antiquierter Werte und langweilige Prediger im Sonntagsgottesdienst». Er bedauert, dass die Kirche in seinem Umfeld so wahrgenommen wird und möchte Gegensteuer geben. Mit der Komposition der Musik im Reformationsmusical hat er ein «Vehikel» gefunden, dank dem die offenen Fragen zum Thema gemacht werden können. Er sagt: «Moderne Musik ist eine ´Sprache´, die bis heute viele junge Menschen erreicht.» 

Fröhlich und tiefgründig

Der Adliswiler beschreibt die Musik im Reformationsmusical als einen Mix aus eingängigen Pop-Harmonien, funkig-frechen Grooves, rockigen Gitarren und sogar aus Chorälen. Er spielt im Stück selber auf dem Klavier und ist Teil der auftretenden Band. Zu seiner Vertonung sagt er: «Ich wollte eine mitreissende Musik kreieren, die im Gedächtnis haften bleibt und die Füsse wippen lässt». Fröhlich und tiefgründig sollten die Rhythmen sein. Die Fragen hinter dem Offensichtlichen sollten in der Musik zum Ausdruck kommen. Die religiöse Dimension kommt besonders in den Chorälen zum Tragen. Der Chor singt in Manuel Ledergerbers Komposition hoffnungsvoll, zeitweise fast beschwörend: «Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde...». Am Schluss des Musicals sind viele Fragen zumindest teilweise beantwortet. Auf der Basis des Textes von Paul Gerhardt schliesst der Chor das Musical getrost und optimistisch mit der ersten Strophe aus dem Lied «Sollt ich meinem Gott nicht singen?» Der Text verdeutlicht, was auch für Manuel Ledergerber stimmt, obgleich er heute modernere Worte verwenden würde: «Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit». 

Weitere Informationen: www.reformationsmusical.ch


Das Musical ist offizieller Teil der Reformationskampagne der Reformierten Landeskirche Zürich; es wird massgeblich unterstützt von der Katholischen Kirche im Kanton Zürich.

Text und Bilder: Viviane Schwizer


Aufführungen

Sonntag, 11. März 2018, St. Katharina Zürich (13.30 Uhr)

Sonntag, 25. März 2018, Gemeindesaal Männedorf, Zentrum Leue (18 Uhr)

Samstag, 07. April 2018 Zurich International School Adliswil (19.30 Uhr)

Sonntag, 15. April 2018 reformierte Kirche Horgen, Saal, 

(17. 15 Uhr)

Eintritt frei, Kollekte.