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Aktuelle Ausgabe forum Pfarrblatt «Der Sport ist mein sicherer Hafen»

Die Rollstuhlsportlerin Manuela Schär ist mit fünf Medaillen von den Paralympischen Spielen in Tokyo heimgekehrt. Zwei davon sind aus dem lang ersehnten Gold. Ein Gespräch über Sport als Lebensschule.
06. Januar 2022 Katholische Kirche im Kanton Zürich

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Manuela Schär, Sie sind Spitzensportlerin. Was gehört auf die Checkliste, um Erfolg zu haben?

Einfach alles! Es fängt nicht mit dem Training an und hört nicht beim Schlafen auf. Ich muss den ganzen Alltag darauf ausrichten: Ernährung, Trainingsmethoden, Team. Das ganze Jahr wird im Voraus geplant und auch das Privat-leben muss sich unterordnen. Es muss alles zusammenpassen.

Welche Komponente wird oft unterschätzt?

Die Beharrlichkeit. Der Aufstieg geschieht nie kometenhaft. Dem Erfolg geht ein sehr langer Zeitraum voraus, in dem man konstant dranbleibt und sich Saison für Saison weiterentwickelt. Als ich den ersten Marathon gewonnen hatte, meinten viele, dieser Erfolg sei plötzlich gekommen. Dabei hatte ich davor bereits jahrelang zielstrebig Sport betrieben. Um Erfolg zu ernten, braucht es viel Zeit, Geduld und Beharrlichkeit.

Wann haben Sie sich bewusst für den Spitzensport entschieden?

Die Paralympischen Spiele in London 2012 waren sehr wichtig. Sie gingen für mich mega enttäuschend aus. Ich hatte meine Topform verpasst und war sehr unzufrieden, weil ich meine hohen Ziele alle nicht erreicht hatte. Danach hatte ich gesundheitliche Probleme und lag mehrere Wochen im Spital. In dieser Zeit konnte ich mir viele Gedanken machen. Und da wurde mir klar, dass mehr drin lag. Dafür musste ich aber alles neu ordnen und mit einem neuen Team praktisch von vorne anfangen. Ab 2013 ging es dann völlig anders weiter.

Sie haben als Mädchen mit dem Rollstuhlsport begonnen. Was war ihre Motivation?

Ich war ein sportlich talentiertes Kind. Ich stand viel auf den Skis und war in der Läuferinnenriege. Nach meinem Unfall mit neun Jahren wollte ich etwas finden, bei dem ich meine Bewegungsfreude weiterhin ausleben konnte. Am liebsten integriert in einem Verein, in einer Gruppe. Das war im Paraplegiker-Zentrum in Nottwil möglich, nicht weit von meinem Wohnort Altishofen. Ich konnte auf niedrigem Niveau wieder Sport treiben. Wenn ich mal keine Lust hatte, ging ich halt nicht zum Training.

Und dann wuchs der Ehrgeiz?

Die Rollstuhlsport-Szene konzentrierte sich damals auf Nottwil. Hier trainierte eine super Generation von Vorreitern. Da rutschte ich rein. Bald hiess es: «Du hast mega Talent!» Also blieb ich dran. Aber als Teenager gab es auch Zeiten, in denen ich völlig andere Interessen hatte und das Training mehr ein Müssen war. Aber ich machte dennoch weiter, ging allmählich seriöser an die Sache heran und setzte mir selbst immer höhere Ziele.

Damals gab es noch keine Kategorie für Juniorinnen. War das für Sie schwierig?

Rollstuhlsport war damals halt noch viel mehr Randsportart als heute. Aber ich habe mich in dieser coolen, durchmischten Truppe von Erwachsenen vom ersten Moment an wohlgefühlt. Eine wichtige Rolle hat sicher gespielt, dass unter ihnen die Behinderung kein Thema war. Es waren einfach normale Menschen. Und das tat unheimlich gut. Sie müssen sich vorstellen: Als ich nach sechs Monaten Spital im Rollstuhl in meine Schule zurückkehrte, war ich plötzlich exotisch. Alle schauten mich an. Das war beklemmend. Auch deshalb, weil ich nicht gerne im Mittelpunkt stehe.

Spitzensport ist geprägt von Verzicht und Disziplin. Das klingt nach Entbehrung.

Klar, man richtet alles danach aus. Aber das hat sich im Laufe der Jahre auch ganz natürlich entwickelt und ist für mich heute kein Müssen mehr. Ich überlege mir schon lange nicht mehr, ob ich im Sommer gerne Ferien machen würde, denn im Sommer finden halt meine Rennen statt. Es geht um meinen Arbeitsalltag, den ich optimal zu arrangieren versuche. So wie es alle anderen Menschen auch tun.

Das klingt sehr kontrolliert. Können Sie Kontrolle abgeben?

Sehr, sehr ungern. Ganz stark wurde mir das bewusst, als Corona ausbrach. Plötzlich wurden alle Rennen abgesagt und die Paralympischen Spiele in Tokyo verschoben. Es war ein Gefühl von komplettem Kontrollverlust. Das hasse ich. Aber nachträglich muss ich gestehen, dass es mir auch sehr gut getan hat. Ich habe gelernt, dass ich von meinen Plänen abweichen kann, ohne dabei meine Ziele aus den Augen zu verlieren. Dass ich improvisieren kann. Und dass dabei neue Türen aufgehen.

Aber Sie wussten 2020 nicht, dass sie ein Jahr später aus Tokyo mit fünf Medaillen zurückkehren würden.

Ja, die Verschiebung der Spiele war im Moment schon hart. Vor allem weil ich 2019 ein perfektes Jahr hatte. Alles lief so gut. Ich fühlte mich stark und fit wie nie und hatte gehofft, diese Qualität 2020 nochmals liefern zu können. Und ich war bereits 36 Jahre alt. Das hat mir Stress gemacht. Aber ich habe diese Situation – die ja für alle gleich war – dann doch sehr schnell angenommen und vorwärts geschaut.

Sie haben gerne die Kontrolle, vertrauen gleichzeitig aber ihrem Trainer. Wie geht das zusammen?

Bei Menschen, denen ich vertraue, kann ich sogar sehr gut Kontrolle abgeben. Ich bin dann froh, dass etwas nicht meine Baustelle ist. Wenn es um Trainingsplanung und -lehre geht, vertraue ich meinem Trainer Claudio Perret voll und ganz. Das ist eine grosse Erleichterung für mich. Natürlich mache ich mir auch meine Gedanken, habe meine eigene Erfahrung, aber ich muss nicht alles hinterfragen. Ich weiss, dass es mit Claudio funktioniert.

Wie wichtig ist das Timing in der Planung?

Wir müssen Prioritäten setzen. Anfang Jahr entscheiden wir, welche Wettkämpfe wichtig sind. Darauf richten wir dann die gesamte Trainingsplanung aus. Das bedeutet beispielsweise auch, an einen Wettkampf zu gehen, für den ich nicht in Topform bin, der aber gut in die Vorbereitung passt. Dann muss ich damit umgehen können, dass ich von aussen als nicht fit wahr-genommen werde. Aber ich und mein Trainer wissen genau, wo wir in unserer Planung stehen.

Und wenn all die schönen Pläne nicht aufgehen?

Ich hatte glücklicherweise seit Ewigkeiten nicht mehr mit gröberen Verletzungen zu kämpfen. Aber vor zwei Jahren habe ich mir zwei Tage vor einem Qualifikationswettkampf schlimm in die Finger geschnitten. Das musste genäht werden, und ich konnte nicht starten. Im ersten Moment war das sehr ärgerlich, aber andererseits: es passieren halt auch blöde Dinge. Ich habe mich dann sofort darauf konzentriert, schnell wieder gesund zu werden. Die Gesundheit steht an oberster Stelle, ohne sie funktioniert es auch im Sport nicht. Hadern bringt auf Dauer nichts.

Wo ziehen Sie Grenzen?

Ich bin ein Bauchgefühl-Mensch und merke gut, wann Aufwand und Ertrag nicht mehr stimmen, wann mir etwas Wesentliches fehlt. Da höre ich sehr drauf. Beispielsweise wenn es um öffentliche Auftritte abseits der Wettkämpfe geht. Zunächst war ich versucht, mich mit anderen zu vergleichen, die das perfekt beherrschen. Aber dann habe ich eingesehen, dass es für mich zu viele Ressourcen verbraucht. Ich bin das nicht. Und so traue ich mich nun auch, Nein zu sagen.

Wie haben sich die Bedingungen im Rollstuhlsport verändert?

Es ist alles sehr viel professioneller geworden. Aber es ist nach wie vor nicht so einfach, die richtigen Leute zu finden. Wir können ja nicht einfach einen Leichtathletik-Trainer holen. Wir brauchen Fachleute, die auch über Querschnittlähmung genau Bescheid wissen. Und da fehlt es in der Breite immer noch an Expertinnen und Experten. Das macht es für junge Sportlerinnen nicht einfach. Sie sollten ja eine gewisse Auswahl an Fachleuten haben, damit sie mit jemandem zusammenarbeiten können, bei dem es zwischenmenschlich stimmt.

Hat sich die öffentliche Wahrnehmung verändert?

Die Berichterstattung drückt weniger auf die Tränendrüse, so nach dem Motto «Trotz allem können diese armen Menschen noch Sport treiben». Wir werden stärker als «normale» Sportlerinnen wahrgenommen. Aber auch hier gibt es noch viel Luft nach oben.

Was haben Sie für eine Beziehung zu ihrem Sportgerät?

Es ist eine extrem wichtige Komponente. Wenn das Gerät nicht passt, kann ich meine Leistungsfähigkeit nicht voll umsetzen. Ab einem gewissen Niveau werden die Details immer wichtiger. Seit 2017 gehöre ich zum Honda-Team. Dieser japanische Automobilkonzern hat vor vielen Jahren ein Projekt zur Entwicklung von Rennrollstühlen gestartet. Dafür steht ein riesiges Knowhow zur Verfügung, sei es bezüglich Material, Aerodynamik oder Konstruktion.

Ein Marathon dauert mehr als anderthalb Stunden. Lassen Sie die Gedanken da auch mal frei?

Es kann schon vorkommen, dass ich eine Einkaufsliste durchgehe. Das kommt auf den Rennverlauf an. Wenn ich in einer Gruppe unterwegs bin, bleibt dafür keine Zeit, weil man sich ständig beobachtet und auf alles gefasst sein muss. Dann kann ein Marathon brutal schnell vorbeigehen. Dann gibt es aber auch Rennen, in denen ich wegfahren und sozusagen mein eigenes Einzelzeitfahren machen kann. Da muss ich mich manchmal auch etwas ablenken. Und dann wieder zurückholen und konzentrieren.

Gibt es Glücksmomente mitten im Rennen?

Den Marathon in Berlin kurz nach Tokyo habe ich richtig genossen. Es war so schönes Wetter. Perfekte Verhältnisse. Und ich habe mich stark gefühlt. Ich hatte riesige Lust auf dieses Rennen. Und während ich noch unterwegs war, wurde mir bewusst, wie viel mir dieser Sport gibt. – Allerdings gibt es auch Rennen, in denen man nur leidet. In New York nur wenige Wochen später war die Luft raus. Da musste ich vor allem mit mir selbst fighten.

Es gibt Fotos nach Niederlagen, auf denen ihnen die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben steht.

Unmittelbar nach dem Rennen soll man diesen Gefühlen Raum geben dürfen. Ich finde, man darf dann auch kommunizieren, dass man enttäuscht ist und mehr erwartet hat. Aber irgendwann ist es dann auch gut damit. Dann gebe ich mir einen Ruck. Ich will dann wissen, was nicht gut gelaufen ist und was wir ändern können. Das kommt bei mir meistens sehr schnell. Nach Rio de Janeiro gelang mir das besonders gut. Das hat sogar mich selbst überrascht.

Nutzen Sie Mentaltraining?

Ich hatte viele andere Baustellen und wollte nicht alles auf einmal angehen. Man darf nicht an zu vielen Schrauben drehen, weil man sonst nicht mehr sieht, was welche Wirkung hat. Ich hatte Mentaltraining zwar auf dem Schirm, fand aber lange nicht den richtigen Zeitpunkt dafür. Erst 2019 vor Tokyo habe ich damit angefangen. Spannend fand ich dabei nur schon die Entdeckung, dass ich gewisse Methoden jahrelang automatisch genutzt habe. Mentaltraining kann nützlich sein, ich sehe aber auch die Gefahr, dass man sich in Methoden und Abläufen verliert. Ich will nicht alles totreden und auch nicht allem einen Namen geben. 

Haben Sie Rituale?

Das Aufwärmen sieht immer ähnlich aus, aber ich will mich unbedingt von Dingen fernhalten, die mich im Kopf einschränken. Es gibt immer wieder Situationen, die man nicht beeinflussen kann, beispielsweise ein Bus, der Verspätung hat, wodurch dann die Vorbereitung im Stadion ultrakurz wird. Ich will dann nicht das Gefühl kriegen: «Jetzt geht alles schief, weil ich dieses oder jenes nicht tun konnte.» Ich will nicht von Ritualen abhängig sein und mir Raum zur Improvisation lassen.

Dass man Niederlagen verarbeiten muss, ist ein Gemeinplatz. Wie sieht der Umgang mit Siegen aus?

Die sind fast genauso schwierig zu verdauen. Wenn ich ein ganz grosses Ziel über mehrere Jahre, vielleicht sogar über meine ganze Karriere hinweg verfolgt habe, dann fühle ich mich fast etwas verloren, wenn es endlich erreicht ist. «Und jetzt? – Wie geht’s weiter?» Mir wird dann bewusst, dass sich mit dem Sieg nichts Grundlegendes verändert hat. Vielleicht frage ich mich sogar: «War dieses Ziel gar nicht so wichtig, wie ich gedacht hatte?» Man muss auch Erfolge im Leben richtig einordnen. Nicht dass man glaubt, das gesamte Leben hänge von diesem einen Moment ab.

Dann haben Siege sogar etwas Unwirkliches?

Als ich mir meine Rennen in Tokyo nach den Spielen nochmals angeschaut habe, wusste ich ja genau, wie sie ausgegangen sind. Trotzdem hatte ich das Gefühl von Spannung und Knappheit. Ich hatte mir dieses Rennen und einen möglichen Sieg so lange vorgestellt, dass ich überrascht war, als aus der Vorstellung plötzlich Wirklichkeit wurde.

In Ihrem Profil bei Swiss Paralympic nennen sie «emotional» als eine Ihrer Schwächen. Das müssen Sie mir erklären?

Emotionen machen extrem viel mit mir und sind nicht ganz einfach zu bändigen. Klar macht die Suche nach Emotionen auch mein Leben aus. Und es ist schön, Gefühle zeigen zu können – und zwar in alle Richtungen. Aber ich kann meine Emotionen schwer verbergen. Und das kann manchmal auch lästig sein, besonders für meine Umgebung. Dann wünschte ich mir, ich könnte meine Emotionen besser bei mir behalten.

Gibt es im Spitzensport Platz für Verletzlichkeit?

Nicht viel. Das ist so. Man muss stark sein, weil man sonst als schwach gilt. Wir alle haben aber beides in uns: Stärken und Schwächen. Und dafür sollte mehr Platz sein. Auch für Momente, in denen ich nicht stark sein kann oder nicht stark sein will.

Weshalb verwenden Spitzensportlerinnen neuerdings so häufig das Wort «Demut»?

Mir ist das erst in den letzten Jahren aufgefallen. Aber Demut ist tatsächlich auch für mich ein riesiges Thema, je länger ich Spitzensport betreibe, desto wichtiger. Es ist nicht selbstverständlich, dass mein Körper das alles mitmacht. Als Mädchen war es jenseits meiner Vorstellungskraft, was ich heute dank meinem Sport alles erleben darf. Mir kommt es manchmal fast wie ein Traum vor, der Wirklichkeit geworden ist.

Was bedeutet es Ihnen, dass Sie als Sportlerin Menschen im Rollstuhl sichtbar machen?

Diese Sichtbarkeit ist nicht nur für uns wichtig. Sie ist es für alle Menschen! Jede Diversität auf dieser Welt soll sichtbar sein, soll akzeptiert und anerkannt werden. Da ist viel geschehen in den letzten Jahren. Es muss aber noch viel mehr geschehen. Bis es bei uns nur noch Freude auslöst, dass es so viele verschiedene Menschen gibt, und es nicht mehr als Schwäche gilt, wenn jemand nicht dem Standard entspricht.

Wo sehen Sie in diesem Prozess Ihre eigene Rolle?

Das ist manchmal schwierig für mich. Ich würde mich gerne öffentlich einsetzen, aber dafür braucht es eine gewisse Extrovertiertheit und auch die Bereitschaft, viel einzustecken. Dafür bin ich nicht geschaffen. Ich nutze meine Plattform im Sport mit meinen Leistungen. Aber ich will selbst entscheiden können, wie sehr ich mich darüber hinaus exponiere. Es ist aber wichtig, dass es Menschen gibt, dich sich laut und deutlich äussern. Nur: meine Rolle ist das nicht.

Was hat neben dem Spitzensport noch Platz in Ihrem Leben?

Mein Hund Louis ist eine ganz grosse Energiequelle. Wenn er am Flughafen auf mich wartet, ist es ihm absolut egal, ob ich erfolgreich war. Das ist mega erfrischend. Und ich geniesse auch die Zeit mit meinem Partner abseits vom Spitzensport. Wenn wir im Sommer zum Standup-Paddling aufs Wasser gehen oder im Winter zum Skifahren und Langlaufen.

Was bedeutet einer Einzelsportlerin die Gemeinschaft mit anderen?

Es macht so vieles leichter, wenn man gemeinsame Interessen und Leidenschaften teilen kann. Das ist auch in unserer bunt zusammengewürfelten Trainingsgruppe so. Dieses Feuer, das wir teilen, macht die harten Trainings leichter. Es hilft auch Niederlagen auszuhalten. Besonders schön ist es aber, wenn ich einen Erfolg zusammen mit ihnen feiern kann, weil sie genau wissen, wie lange der Weg dahin war, und wie viele Entbehrungen dafür nötig waren.

Was kommt nach dem Spitzensport?

Der Gedanke daran macht mich nervös. Diese Frage ist in den letzten Jahren zwar sehr präsent, löst aber auch Ängste aus. Im Sport habe ich etwas gefunden, das mich unglaublich erfüllt. Ich will danach nicht etwas ohne Leidenschaft tun. Das würde mir das Herz brechen. Es ist deshalb eine riesige Herausforderung, eine solche Leidenschaft ein zweites Mal zu finden. Mir fehlt noch etwas der Mut, das konkret anzupacken. Ich möchte halt nicht scheitern. Im Moment ist der Sport mein Hafen, mein Daheim. Was ich jetzt tue, macht mir Spass, es entspricht mir, ich bin gut darin. Die Vorstellung, diesen Hafen zu verlassen, bereitet mir Bauchweh.

Sie haben mit steter Beharrlichkeit grosse Ziele erreicht. Ist der Sport ihre Lebensschule?

Ich durfte dank dem Sport so viele Menschen, Orte und Kulturen kennenlernen. Ich habe einen abwechslungsreichen Beruf und darf viele spezielle Dinge erleben. All das gibt mir einen Horizont, den ich mitnehmen kann. Ich habe ganz viele Dinge fürs Leben gelernt: Fairness, sich beharrlich für Ziele einzusetzen, dennoch flexibel zu bleiben, mit anderen Menschen einen Weg finden. Ich bin überzeugt: Es gibt im Leben nichts gratis. Wenn man jedoch am Ende sogar aus dem Verzicht, dem Frust und den Enttäuschungen etwas Positives gewinnt und weiterkommt, dann wird das Erreichte noch viel wertvoller.

Text: Thomas Binotto