Kirche aktuell

Behindertenseelsorge unterwegs in Rom Gelebte Inklusion, eine Pilgerreise ohne Grenzen

Mitarbeiterin Relationship und Marketing/ Sensibilisierungen in der Behindertenseelsorge
Katharina Kleiser
Katharina Kleiser
Eine Gruppe so vielfältig wie das Leben selbst machte sich vom 23. bis 28. November zusammen auf den Weg nach Rom. Insgesamt 36 Menschen im Rollstuhl, blinde und sehbehinderte, mit kognitiven Einschränkungen, Freiwillige sowie zwei Priester und das Team der Behindertenseelsorge nahmen an dieser besonderen Reise teil. Katharina Kleiser, Mitarbeiterin der Behindertenseelsorge und Reiseteilnehmerin berichtet von der Fahrt, die alle bewegte.
11. Dezember 2025

«Mut tut gut»: Die vom Stellenleiter der Behindertenseelsorge Zürich, Igor Lukenda, und seinem Team organisierte Reise brachte das Jahresmotto wahrlich zum Leben. Hindernisse wurden gemeinsam überwunden, Wege geöffnet und echte Teilhabe ermöglicht.

Ein Car voller Leben

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Bereits die lange Anfahrt mit dem Bus von Zürich nach Rom wurde zum Erlebnis. Carfahrer Toni brachte die Gruppe nicht nur sicher nach Italien, sondern begleitete die Reise mit Geschichten, Anekdoten und Humor.
Eine spontane Trompeteneinlage auf der Piazza Navona oder volkstümliche Lieder am Abschlussabend, begleitet von seiner Quetschkommode, liessen die Gruppe tanzen, lachen und zusammenwachsen.

Ein erstes Highlight auf dem Weg war der Überraschungsstopp beim Mailänder Dom. Allerdings stellte der Halt auch gleich die erste Herausforderung dar. Sich als grosse Gruppe, noch dazu mit Besonderheiten, durch Menschenmengen zu bewegen, gab einen ersten Vorgeschmack auf Rom. Bereits hier zeigte sich jedoch, diese Pilgerreise ist mehr als eine Städtereise, sie ist gelebte Inklusion, geteilte Spiritualität und ein gemeinsamer Weg, der Mut macht.

Mittendrin statt nur dabei 

Früh aufstehen gehörte dazu, besonders am Tag der Papstaudienz. Für viele war das Gedränge auf dem Petersplatz eine grosse Herausforderung. Umso grösser die Erleichterung und Dankbarkeit, als die Schweizer Garde die Gruppe durch ihre Kaserne und einen Seiteneingang direkt zu den reservierten Plätzen führte. Dann der grosse Moment: Der Papst fuhr ganz nah an der Gruppe vorbei.

«Es ist etwas völlig anderes, es live zu erleben, statt nur im Fernsehen. Man spürt die Stimmung. Man ist Teil davon.» (Katharina)

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Begegnungen und gelebte Inklusion

Trotz Treppen, Hindernissen und Kopfsteinpflaster konnte die Gruppe alle bedeutenden Orte besuchen. Beim Besuch der Lateranbasilika und in der Waffenkammer der Schweizer Garde zeigte sich eindrücklich, was möglich ist, wenn viele Hände mithelfen. Rollstühle wurden über Stufen getragen, Wege gemeinsam überwunden, niemand blieb zurück.

«Es war eine geschenkte Woche, an die ich lange denken werde.» (Erika)

Besonders berührend war der Moment, als sehbehinderte Teilnehmende Schwerter und Helme der Gardisten ertasten durften – ein sinnliches Erlebnis, das ihnen den Ort auf besondere Weise erschloss.

Zwischen den grossen Programmpunkten gab es viele kleine Glücksmomente. Eine Kugel Glace in der Sonne, ein neugieriger Blick in ein Geschäft, erste mutige Schritte in einer fremden Umgebung. Manche überwanden Ängste, probierten Neues aus und erlebten, wie gut es tut, Teil einer tragenden Gemeinschaft zu sein.

«Ich kannte kaum jemanden – und fand eine unglaublich warmherzige Gemeinschaft.» (Edith)

Spirituelle Tiefe auf der Reise

Jeder Tag endete mit einer kurzen Besinnungsrunde. Drei Teilnehmende hatten ihre Instrumente dabei – Flöte und Piano begleiteten Gebete und Gesang. So wuchs die Gruppe von Tag zu Tag enger zusammen, beim Essen, in Gesprächen über Sorgen und Freude, beim Teilen von Alltag und Abenteuer.

Auch kleine Unsicherheiten, wie ein verloren gegangenes Handy oder ein verlegtes Portemonnaie, wurden gemeinsam gelöst. Der Geist des Pilgerns, der Hoffnung und des Vertrauens war spürbar.

«Ich freue mich jetzt schon, wieder mit euch unterwegs zu sein.» (Irene)

Auch auf der Rückfahrt wurde das tiefe Gefühl des Zusammenhalts und der Dankbarkeit nochmals deutlich spürbar. Beim Zwischenhalt im Tessin, der eigentlich nur zum Durchatmen gedacht war, verwandelte sich der spontane Gesang der Pilgerinnen und Pilger in einer Kirche in einen Moment reiner Freude.

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