Priester aus Mexiko zu Gast in Horgen «Mexiko ist ein gefährliches Pflaster»
Der 60-Jährige lebt im Süden von Mexiko-Stadt, wo er eine Gemeinschaft von 70 Priestern und zehn Theologiestudenten leitet. Die Steyler Missionare engagieren sich vor allem in der Jugend-, Bibel- und Flüchtlingsarbeit. Im bitterarmen Bundesstaat Chiapas betreiben sie eine Unterkunft für Migrantinnen und Migranten aus Zentralamerika, Kuba, Haiti und Venezuela – Menschen auf der gefährlichen Fluchtroute Richtung USA.
«In keinem Land der Welt ist die Zahl ermordeter Priester so hoch wie in Mexiko.»
Pater Juan (Hans) Weibel aus Mexiko
Obwohl rund 80 Prozent der Bevölkerung katholisch sind, ist die Kirche massiver Gewalt ausgesetzt: Priester werden ermordet oder entführt, Kirchen geschändet und geplündert. Hinter den Angriffen stehen oft Drogenkartelle, korrupte Netzwerke, Landkonflikte oder Erpressung. Die Kirche, die für Gerechtigkeit eintritt, ist vielen ein Dorn im Auge.
Gedenktag gegen das Vergessen
In seiner Predigt erinnerte Pater Weibel an den 20. Juni 2022, als zwei Jesuiten und ihr Fremdenführer in Chihuahua erschossen wurden – ein Verbrechen, das zum nationalen Gedenktag wurde und eine breite Friedensbewegung auslöste: den Nationalen «Dialog für den Frieden» und die Kampagne «Stopp der Gewalt».
«Über 100000 Menschen sind in Mexiko verschwunden.»
Pater Juan (Hans) Weibel aus Mexiko
Er gedachte auch weiterer Priester und junger Menschen, die im Einsatz gegen Armut ermordet wurden, sowie über 100'000 verschwundener Personen. «Dieses Ausmass stelle man sich einmal vor», betonte Weibel. «Dahinter stehen suchende Familien, die unvorstellbar leiden.»
Zum dritten Jahrestag des Jesuitenmordes veröffentlichten die mexikanische Bischofskonferenz und Ordenskonferenz eine eindringliche Erklärung für Gerechtigkeit, Wahrheit und Verantwortung. Sie rufen dazu auf, der Gewalt in Familien und im öffentlichen Leben entschieden entgegenzutreten. Denn Mexikos soziales Gefüge ist erschüttert: Misstrauen, Angst und Gleichgültigkeit prägen die Gesellschaft, Justiz und Sicherheitskräfte sind geschwächt, Korruption herrscht. «Wir werden nicht aufhören», betonte Weibel. «Frieden ist eine gemeinsame Aufgabe. Wir brauchen nicht Tausende, wir brauchen Millionen – damit nicht noch mehr Hoffnungen und Leben begraben werden.»
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