Bettagspredigt von Pfr. Mario Pinggera, Richterswil «Der stolze Mann, der den allgemeinen Mord ersann»
Mit Erlaubnis des Autors dokumentieren wir hier den integralen Text der eindrucksvollen Predigt, die Sie auch in der Videoaufzeichnung anschauen können. Hier zentrale Aussagen:
«Und da ist sie wieder: die Macht, die falsch und zum Unheil angewendet wird. Wie sagen es doch die Gnome am Ende des ersten Aktes von Goethes Faust: Der stolze Mann, der den allgemeinen Mord ersann! (...) In der Tat sind grosse Übel in Geschichte und Gegenwart von Männern verursacht und dominiert. Das gilt für Kriege und Diktaturen ebenso wie für Machtmissbrauch in jeder Form.»
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«Als Amtsträger in der katholischen Kirche bedrückt mich der aufgedeckte Missbrauch in jeder Form enorm. Aber noch viel mehr als Mensch. Die Institution ist mir ehrlich gesagt egal. Antworten auf so viel Leid gibt es nicht. Aber ich stelle mir schon die Frage, wo das menschliche Mitleid und damit Menschlichkeit auf der Strecke geblieben sind, wenn vom erwachsenen Menschen bis zum Kleinkind Missbrauch geschieht?»
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«In Anbetracht des unsäglichen Missbrauchs, der diese Tage und auch in Zukunft aufgedeckt wird, könnte die Schweizer Katholische Kirche, mit der Bischofskonferenz an der Spitze, einen unerhört proaktiven Beitrag leisten: Zum ersten Advent 2023 könnten erste Frauen und Verheiratete zu Priesterinnen und Priester geweiht werden. Zudem wird der Ächtung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, die FundamentalistInnen in der katholischen Kirche mit allen Evangelikalen, sowie extremen Strömungen in Judentum und Islam teilen, eine klare Absage erteilt werden."
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"Nur ein solch klares Bekenntnis zur Würde des Menschen könnte nicht nur in unserem Land ein Aufatmen für all jene herbeiführen, die unter jedweder Art von Gewalt gelitten haben, die bisher nicht oder nur unzureichend gehört wurden, von Zwangsversorgten, Verdingkindern bis hin zu Opfern des Missbrauchs in der katholischen Kirche oder sonst wo. Es ist völlig klar, dass sowohl die Freistellung des Zölibats als auch die Ordination von Frauen allein nicht in der Lage wären, alle kirchlichen Probleme zu lösen. Das wissen auch die evangelischen Kirchen nur zu gut. Aber es wäre ein Anfang mit der klaren Botschaft, dass es den Verantwortlichen tatsächlich ernst ist mit einem Neuanfang, gegenüber sich selbst, den Gläubigen aber vor allem gegenüber den Opfern.»
Hier die Aufzeichnung der Predigt von Pfr. Mario Pinggera (Ausschnitt)