Kirche aktuell

Verfahren zur Seligsprechung Bekommt Zürich einen neuen Heiligen?

Das Selig- und Heiligsprechungsverfahren für Toni Zweifel ist einen Schritt weiter: in Zürich wurden am 2. Juli alle Akten versiegelt und auf den Weg nach Rom geschickt. Damit geht das 20-jährige Verfahren in die «römische Phase», die mit einer Heiligsprechung enden kann.
03. Juli 2020 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Vor fast 20 Jahren eröffnete der damalige Bischof Amedée Grab mit Zustimmung von Rom die «diözesane Phase» des Verfahrens zur Selig- und Heiligsprechung von Toni Zweifel. Am 2. Juli hat der Apostolische Administrator Bischof Peter Bürcher diese Phase beendet: Im Zürcher Centrum 66 wurden in einem mittelalterlich anmutenden Ritual zwei Stunden lang Kisten mit der gesamten Dokumentation vor Ort verschnürt und versiegelt. Für ergänzende Versandbriefe und Bestätigungen brauchte es an diesem Nachmittag gegen 250 Unterschriften. Nach Abschluss dieser präzis vorgegebenen Symbolhandlungen gehen die Akten jetzt an die römische Kongregation für die Selig- und Heiligsprechung.

Die bischöfliche Unterschift beendet die "diözesane Phase" des Seligsprechungsprozesses
Bischöfliche Unterschrift unter das Dekret zum Selig- und Heiligsprechungsprozess

Jahrzehntelange Arbeit und hohe Kosten

Die Dokumentation 

  • umfasst insgesamt 13'000 Seiten
  • füllt 10 grosse Schachteln
  • und wiegt gut 130 Kilogramm

In den Akten finden sich unter anderem

  • eine lückenlose Biografie
  • Aussagen von 45 Zeugen
  • Dokumente wie Briefe oder Fotos oder Veröffentlichungen
  • Berichte über angebliche Wunder.

Die «diözesane Phase» eines solchen Verfahrens dauert oft mehrere Jahrzehnte.
Es braucht Leute,

  • die sich intensiv mit dem Leben des Verstorbenen beschäftigen,
  • alle historischen Dokumente und Zeugenaussagen überprüfen,
  • alles fein säuberlich dokumentieren
  • und dann kompakt und systemtisiert nach Rom weiterleiten.

Dem Aufwand entsprechend, ist dies alles auch mit hohen Kosten verbunden, die über Spenden gedeckt werden.

Die folgende Bildergalerie zeigt Eindrücke des offiziellen Schlussaktes.

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«Römische Phase» ebnet Weg zur Heiligkeit

In der «römischen Phase» prüft die Kongre­ga­tion für die Selig- und Heilig­sprechungs­prozesse die formelle Korrektheit des Verfahrens und bescheinigt dann mit einem Dekret den heroischen Tugend­grad des Betreffenden.

Zum Abschluss des kirchenrechtlichen Verfahrens erklärt der Papst nach entsprechender Prüfung, dass ein Verstorbener als «Seliger» bezeichnet werden darf. Damit bekommt der Verstorbene dann die Bezeichnung «ehrwürdiger Diener Gottes» und darf in der örtlichen Kirche verehrt werden. Falls dann auf dessen Fürspra­che ein Wunder nachge­wiesen wird, kann der Papst die Seligsprechung anordnen. Ein zweites Wunder öffnet schliesslich die Tür zur Heiligsprechung.

Wer ist Toni Zweifel?

Zürcher Kandidat für eine Seligsprechung ist Toni Zweifel. Er war ETH-Ingenieur, Mitglied des Opus Dei und Initiator der Limmat-Stiftung. Er lebte in Zürich, wo er 1989 an Leukämie starb. Schon bald entwickelte sich in zahlreichen Ländern eine Verehrung Zweifels, was die Leitung der Prälatur Opus Dei veranlasste, ein Seligsprechungsverfahren zu beantragen.

Bis die Stadtheiligen Felix, Regula und Exuperantius Gesellschaft eines weiteren Heiligen bekommen, könnte also noch einige Zeit vergehen.