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roundabout – Gedanken von jungen Frauen

roundabout – Gedanken von jungen Frauen
Jugendseelsorge
Jugendseelsorge
Die Jugendseelsorge Zürich ist die Fachstelle für Jugendarbeit und Jugendberatung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. Die Mitarbeitenden beraten Jugendliche und helfen ihnen professionell und unkompliziert. Die Jugendseelsorge unterstützt Pfarreien, Jugendarbeitende und Jugendverbände in Fragen rund um die kirchliche Jugendarbeit und sowie zum Thema Spiritualität für junge Menschen.
Jugendseelsorge
26. Januar 2016

Lass 250 junge Frauen lostanzen – und es geht rund. So etwa könnte man das Tanznetzwerk roundabout beschreiben, das Prävention und Gesundheitsförderung zum Ziel hat.  Jessica Tegg, kantonale Leiterin roundabout Zürich und Glarus, atmet auf, denn hinter ihr liegt eine kreative, aber auch anstrengende Zeit mit vielen Anlässen.

„Wir machen das eigentlich jedes Jahr, ein Spezialtraining vor den Weihnachtsferien, und dieses Jahr werden wir sogar in den Wochen davor Wichteln. Eh klar, dass die meisten sich bis zur Auflösung verplappern werden aber egal, es macht Spass. “

Die letzte Monate eines Jahres sind für uns drei kantonalen Leiterinnen im Kanton Zürich und Glarus gedrängt mit Gruppenbesuchen. Es ist eine anstrengende Zeit, denn wir kommen mit einem Berg voll Arbeit zurück, welcher sich durch all die Abendeinsätze anstaut. Aber einmal vor Ort, machen wir beim ganzen Programm
mit und sind immer wieder von der Wirkung des Angebots beeindruckt – unsere Gruppenleiterinnen und Teilnehmerinnen in Action zu erleben, ist unsere Motivation.

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Musical und Auftritt am Weihnachtsmarkt

Die Ideenvielfalt der Gruppenleiterinnen für die Trainings ist unglaublich, und in den Wochen vor Weihnachten werden sie erst recht kreativ.  Auftritt bei einem Weihnachtsmusical, Adventstanz in geheimen Gruppen einstudieren, damit sie es sich am letzten Training vor den Ferien dann gegenseitig vorzeigen können,  Auftritt bei einem Weihnachtsmarkt – alle Gruppen scheinen mehr als beschäftigt zu sein.

Nach jedem stündigen Training sitzt die Gruppe noch ein wenig zusammen. Es besteht Raum für aktuelle Themen, für die Anliegen und Freuden der Teilnehmerinnen, für organisatorische Fragen zum nächsten Auftritt oder einem gemeinsamen Ausflug und genau diese Zeit nutze ich, um die Teilnehmerinnen und Gruppenleiterinnen einen Fragebogen ausfüllen zu lassen.

Die Fragen sind simpel:

  • In welche Stimmung versetzt dich die Weihnachtszeit?
  • Was wünschst du dir zu Weihnachten (materiell)?
  • Was wünschst du dir zu Weihnachten (nicht materiell)?
  • Was wünschst du dir für deine liebsten Menschen?
  • Was wünschst du der Welt?
  • Was wünschst du deiner roundabout Gruppe?
  • Wie feierst du Weihnachten?
  • Glaubst du an den Weihnachtsmann?

roundabout – unser Tanznetzwerk für Mädchen und junge Frauen – ist ein Angebot unabhängig der Konfession, und wir geniessen den daraus entstehenden Kulturenmix. Wenn es um Ereignisse wie Weihnachten geht, dann gibt es im Erleben der verschiedenen Familien auch innerhalb derselben Kultur viele unterschiedliche Ausführungen. Wie ist es dann bei anderen Kulturen?

„Aber du hast ja frei, was machst du dann, wenn ihr nicht feiert? Kriegst du dann auch keine Geschenke?“

Das Gespräch ist nach dem Ausfüllen des Bogens angeregt. Aber es geht nicht nur darum, wer feiert oder nicht, es geht um coole oder uncoole Geschenke, bei wem man extrem gerne und weniger gerne feiert, die Flüchtlingsthematik taucht auf, Naturkatastrophen, Tierquälerei, Gesundheit, dass sie die LAP (Lehrabschlussprüfung) im neuen Jahr bestehen, dass ihre Freunde immer an ihrer Seite bleiben, dass die Gruppenleiterin doch endlich ihren langjährigen Freund heiraten soll. Diese Jahreszeit wühlt vieles auf, auch bei unseren Jugendlichen, die in unseren Augen einfach irgendwie so in den Tag hinein leben.

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Spannend für mich war, die Daten der fünfzig 11- bis 30-jährigen Befragten auf eine Liste zu bringen und zu sehen, was sie  geantwortet haben. Differenzierte Antworten waren nur schon der Zeitknappheit wegen nicht überall möglich, aber bei einigen Aussagen bin ich hängen geblieben, musste schmunzeln, meinen Arbeitskolleginnen mitteilen, was geschrieben worden ist. Ich wurde auch nachdenklich und habe ein Gefühl bekommen, was die Befragten grundsätzlich bewegt.

Kuschlige Weihnachten mit Rentierpullover

Die Weihnachtszeit bringt Teilnehmerinnen bis 18 Jahre in eine wohlige, fröhliche und kuschelige Stimmung. Dies ist auch bei den Ü-18jährigen so, jedoch kommt hier vermehrt der Faktor Stress hinzu. Die drei lustigsten materiellen Geschenkwünsche sind definitiv der Lockenstab (wie typisch für unsere Zielgruppe), der elektrische Schwingbesen (echt jetzt?) und der Renntierpullover (die Kracherantwort – ich sehe den Pulli schon vor mir).

Rentierpullover

Die nicht materiellen Wünsche gehen mit dem, was die Teilnehmerinnen ihren liebsten Menschen wünschen, einher und zeigen, dass die Gesundheit und eine friedliche Stimmung unter den Familienangehörigen die top Eins ist. Bei dem, was sie der Welt wünschen, schwankt es zwischen Ernsthaftigkeit und Sarkasmus. Die Teilnehmerinnen wünschen sich keine Kriege, dass alle ein Zuhause haben, dass die verschiedenen Religionen sich nicht bekämpfen, dass der Wert von Gemeinschaft und die inneren Werte auch unter Freunden spürbarer werden und dass die Menschen ihren Verstand doch mehr einsetzen sollten, bevor sie ins Tun kommen. Die Zufriedenheit innerhalb der Gruppen ist gross. Sie wünschen sich, dass es untereinander weiter so spassig bleiben darf und dass viele Auftritte im 2016 geplant werden.

Die liebe Familie 

Was  nach der Auseinandersetzung in den Gruppen mit diesen Fragebogen hängen bleibt, ist das Thema Familie. Diesbezüglich haben sich alle, welche den Fragebogen ausgefüllt haben, auf irgendeine Weise geäussert. Steht dies im Zentrum? Geht es hier mehr um ein Gefühl von Geborgenheit, das in dieser Zeit präsenter wird? oder meinen die Mädchen Familie im Sinn von Mami, Papi, Omi und Co.?  Oder tragen wir allen Jugendlichen gegenüber generell eine Verantwortung, damit sie Vertrauen, Geborgenheit und Raum fürs ihr Selbst erfahren dürfen – und dies unabhängig, wie gut wir sie kennen, halt einfach mit unserem Sein und Wirken?

Ich wünsche mir, weil ich die Bereicherung im Kontakt mit Jugendlichen jeden Tag erleben darf, dass diese Annäherung im Alltäglichen aktiv geübt wird, damit diese Grundbedürfnisse, welche in jüngeren Jahren erfahren, dann auch erkannt, verinnerlicht und gefestigt werden. Später sind es genau diese Fundamente, welche das Weitergeben einfach machen. Ob dies realistisch und umsetzbar ist? Gemäss meinem Fragebogen glauben „mit Augenzwinkern“ eher die älteren Jahrgänge an den Weihnachtsmann…also, fragt ihn.

Mitarbeiter Jugendseelsorge Zürich
Jessica Tegg (kantonale Leiterin roundabout Zürich&Glarus)

 

 

 

 

 

 

roundabout ist ein genderspezifisches Tanznetzwerk im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung für Mädchen (kids Gruppen von 8 bis 11 Jahren) und junge Frauen (youth Gruppen von 12 bis 20 Jahren). Es wird in den Kantonen Zürich und Glarus von den beiden Landeskirchen und dem Blauen Kreuz getragen. Derzeit trainieren in diesen beiden Kantonen ca. zweihundertfünfzig Teilnehmerinnen in 24 Gruppen und werden von ca. 60  mehrheitlich ehrenamtlichen Gruppenleiterinnen betreut und unterrichtet.

www.roundabout-network.org