Kirche aktuell

Klimabewegung und Jugendarbeit «Rise up in church»

Jugendseelsorge, Aus- und Weiterbildung Marketing und PR
Tobias Holzer
Tobias Holzer
Die Kundgebungen von Fridays-for-Future haben es gezeigt: Jugendliche und junge Erwachsene sind der Motor der Klimabewegung. Eine aktuelle Studie belegt dieses Engagement mit Zahlen. Darum muss auch die kirchliche Jugendarbeit diese Anliegen aufnehmen.
09. Oktober 2020

In der letzten Woche der Herbstsession des eidgenössischen Parlaments gingen die Wogen noch einmal hoch. Allerdings nicht in den Ratssälen, sondern ausserhalb des Bundeshauses. Grund dafür ist das illegale Protestlager «Rise up for change» auf dem Bundesplatz. Bis zum Ende der Session wollten Jugendliche und junge Erwachsene von «Fridays for Future» gemeinsam mit NGOs den Bundesplatz besetzt halten, um so die Politik nachdrücklich auf ihre Anliegen und Ängste hinzuweisen. Mit «Workshops, Diskussionen und verschiedensten Aktionen [sollten] die unterschiedlichsten Aspekte der Klimagerechtigkeit thematisiert» werden.

Climatestrike Switzerland»
Climatestrike Switzerland

Dass die Bewegung eine breite mediale Aufmerksamkeit erhalten hat, ist auch den verbalen Entgleisungen einzelner Parlaments-Mitglieder zu verdanken – vor laufender Kamera notabene. Grüne und linke Politiker zeigten Verständnis für die Aktion, während sich das bürgerliche Lager über die lasche Polizeistrategie der links-grün-regierten Stadt Bern enervierte. Und immer auch den Verdacht äusserte, die Klimajugend lasse sich von NGOs instrumentalisieren.

Politisches Bewusstsein der Jugend

Tatsächlich haben kampagnenerfahrene Organisationen wie Greenpeace oder Extinction Rebellion das Projekt auf dem Bundplatz gemeinsam mit der Klimajugend realisiert. Dennoch kann man keinesfalls von einer Instrumentalisierung im Grunde unpolitischer Jugendlicher sprechen. Im Gegenteil: Der druckfrische Jugendbarometer des Meinungsforschungsinstituts gfs in Bern illustriert, wie stark sich Jugendliche und junge Erwachsene politisch engagieren.

Im Sommer 2020 wurden für diese Studie je 1000 Personen zwischen 16 und 25 Jahren in der Schweiz, den USA, Brasilien und Singapur befragt. Und die erhobenen Daten zeigen, was viele von uns bereits vermutet haben: Gerade in Umweltfragen hat sich das Engagement dieser Personengruppe in den vergangenen Jahren intensiviert. Konkret wollen sich mehr als die Hälfte der befragten Schweizer Jugendlichen für die Umwelt einsetzen – ein Wert, der vor 10 Jahren noch deutlich tiefer lag.

Climatestrike Switzerland; Manuel Lopez
Climatestrike Switzerland; Manuel Lopez

Workshop «Klimaneutrale Jugendarbeit»

 

«Diese Entwicklung hat natürlich auch einen Einfluss auf die Jugendarbeit. Deshalb bietet die Jugendseelsorge am 22. April den Workshop «Klimaneutrale Jugendarbeit» an. Aufgrund der Pandemie mussten wir die Veranstaltung in den Frühling verlegen. Gemeinsam mit dem Theologen und Umweltberater Andreas Frei machen wir dann eine Auslegeordnung und entwickeln konkrete Projekte zum Thema. Und im Dezember 2021 steht dann die Frage im Zentrum: Wie politisch darf Jugendarbeit sein? Mit dem Legislaturziel «klimaneutrale Kirche» und der Abstimmung zur Konzernverantwortungsinitiative Ende November werden beide Themenkomplexe auch die Kirche im Kanton Zürich in naher und mittlerer Zukunft beschäftigen.