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Zürichs Schutzheiligen auf der Spur (4): Ankunft

Zürichs Schutzheiligen auf der Spur (4): Ankunft
Redaktionsteam
Katholische Kirche im Kanton Zürich
Die Beiträge im Blog geben die Haltung der Autoren wider und müssen nicht in jedem Fall mit der offiziellen Haltung der kirchlichen Körperschaft übereinstimmen.
Katholische Kirche im Kanton Zürich
15. September 2014

Geschafft! Mit 90 Kilometern Pilgerweg in den Füssen kommen die Glarner in Zürich an. Vor vier Tagen gestartet bei der Felix-und-Regula-Quelle ganz hinten im Glarnerland stehen sie jetzt an Plätzen, welche die Heiligen Felix und Regula geprägt haben. Ist mit dem Erreichen des Ziels der Pilgerweg zu Ende? Oder geht er im Alltag weiter? Ulrike Nitzschke verrät es.

Kopflose Wahrheit oder Legende?

„Der Marsch hat mir gut getan.“ Bernhard steht an der Kanzel in der Krypta der Zürcher Liebfrauenkirche. Der 83-Jährige sieht überhaupt nicht müde aus. Und ist doch mit uns in den vergangenen Tagen von Tierfehd im Glarner Hinterland bis nach Zürich gelaufen.

Schiff

Ledischiff am Obersee FOTO Ulrike Nitzschke

Zugegeben, ab Busskirch ging es mit dem Ledi-Schiff über den Zürisee in die Stadt, deren Schutzheiligen wir Pilger auf der Spur waren. Ja, waren. Denn die Pilgertage sind zu Ende. Der Alltag hat uns wieder. Und das ist gut so.

Hauptsache: des Herz am richtigen Fleck!

Mit Bernhard hatte ich mich auf dem Pilgerweg im vergangenen Jahr angelegt. Beim Abendgespräch in unserer letzten Bleibe. Es ging um Wahrheit und Legende von Regula und Felix. Ich war gerade von einem kleinen Uferspaziergang zur Runde dazu gestossen und mischte mich einfach ein:

„Ob Wahrheit oder Legende. Das Beste an Regula und Felix ist doch, dass sie uns zusammengebracht haben.“

Zugegeben, ein wenig provokant. Bernhard sprang auf. Nein, die Heiligen dürften in keiner Weise in Frage gestellt werden. Der Schwandener redete sich in Wallung. Ich erschrak. Einen Herzinfarkt hatte ich nicht provozieren wollen. Verwies ihn auf den doch positiven Teil meiner Aussage. Aber Bernhard blieb dabei: „Wer nicht fest an die Existenz von Felix und Regula glaubt, der ist ein Ungläubiger.“
Noch auf dem Weg zur Dusche entschuldigte ich mich bei unserem Senior für meinen Leichtsinn. Un-Glaube am Ende des Pilgerweges? Nein, nicht deswegen. Aber in Un-Frieden sollten wir keinesfalls zu Bett gehen. Der musste unbedingt noch aus der Welt geschafft werden. Als wir uns vor drei Tagen in Tierfehd wieder trafen, erinnerte mich Bernhard sogleich an diese Begebenheit.

Schloss Rapperswil

Schloss und Schlosskirche in Rapperswil FOTO Ulrike Nitzschke

Idyllischer Anblick vom Schiff aus, mit einer langen Pilgrreise redlich verdient: Postkartenansicht des Städtchens Rapperswil, über dem das Schloss und die Schlosskriche thronen .

Am Ende unseres zweiten gemeinsamen Pilgerweges stützt er sich nun mit den Unterarmen auf die Kanzel und erzählt, welche Fragen er sich in den vergangenen Wochen gestellt hatte: „Habe ich genug Kraft für diese 90 Kilometer? Bin ich imstande, das durchzustehen?“ Sein Hausarzt hatte ihn ermutigt. Immerhin stand uns jederzeit ein Kleinbus zur Verfügung. Darin das schwerere Gepäck und Plätze für die, denen die jeweilige Tagesetappe dann doch zu beschwerlich wurde. Oder die zwischendurch ein kleines Stück mitfahren wollten. Bernhard habe ich nur ein einziges Mal im Bus sitzen sehen. Dazu hatte man ihn beim verregneten wie steilen Aufstieg zum Berg Sion mit aller Kraft überreden müssen.

Gottesdienst

Gottesdienst zum Abschluss des Pilgerwegs FOTO Ulrike Nitzschke

Dass die Geschichte von Felix und Regula bloss eine Legende sein könnte, nein, das kommt für ihn nach wie vor nicht in Frage. „Aber“, sagt er und lächelt, „dass sie ihre abgeschlagenen Köpfe noch ein Stück getragen haben, das muss man nicht glauben.“ Hatte ich richtig gehört? Für mich war das wie eine Absolution. Ein Jahr später. „Der Marsch hat mir gut getan. Und Euch auch“, ist der 83-Jährige überzeugt. Recht hast Du, Bernhard.
Als ich heute Morgen wieder im eigenen Bett erwachte, fühlte ich mich wie neu geboren. Danke – von ganzem Herzen.

Text und Fotos: Ulrike Nitzschke