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Schoggifestival ehrundredlich Industrie im Visier für ehrlichen Genuss

Andrea Hüsser

Geschäftsleitung Good Chocolate Hub/Leitung Schoggifestival ehrundredlich

Andrea Hüsser
Die Schweiz ist ein Schoggi-Land. Die wichtigste Zutat, der Kakao, kommt allerdings von weit her. Was hinter der Verbindung zwischen der Schweiz und dem Kakao-Ursprung steckt, wie vielfältig Schokolade schmeckt und wie wir Konsumenten verantwortungsvoll handeln können, zeigt die Organisation Good Chocolate Hub am Schoggifestival ehrundredlich zum dritten Mal am 24. März im Kulturareal Mühle Tiefenbrunnen in Zürich.
18. März 2024

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Schokolade steht für Genuss. Der süsse Genuss hat jedoch einen bitteren Beigeschmack. Es braucht ein Umdenken, gerade in der Schokoladenhochburg Schweiz. Denn Kakao wird meist von Kleinbäuerinnen und -bauern angebaut, die ihr Produkt für gewöhnlich zu Preisen verkaufen müssen, die sie in der Armutsspirale gefangen halten. Während das Know-how und der enorme Aufwand der nach Schätzungen 5 Millionen Kakaofamilien weltweit miserabel entschädigt werden, macht die Industrie hohe Gewinne.

Die Rolle der Schweiz in der Schokoladenbranche

Auch die Schweiz spielt dabei politisch, wirtschaftlich und historisch eine bedeutsame Rolle. Historisch, weil der Kakaohandel zur Zeit des Kolonialismus Bestandteil des transatlantischen Dreieckshandels war, an dem sich auch die Schweiz beteiligte. Politisch und wirtschaftlich, weil die Schweiz auch heute noch wirtschaftliche Schwergewichte der Schokoladen- und Kakaoindustrie beheimatet und somit eine international politische Verantwortung mitträgt für die Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen, die heute in der Produktionskette stattfinden.

Während sich die Schweiz gerne als innovatives Schokolade-Land ausgibt, ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt von dieser anderen Rolle. Das Zusammenspiel von technologischer Entwicklung (Conchieren, Milchschokolade), die vor 200 Jahren ihren Anfang fand, von raffiniertem Marketing, das bis heute anhält, der Beteiligung am Kolonialismus (ohne eigene Kolonien) und der bis heute relevanten Position als Kakaohändlerin hat die Schweizer Schokolade zu einem der erfolgreichsten Exportprodukte gemacht.

Die wahren Kosten des Kakaos

Indes wurden die wahren Kosten für Kakao vernachlässigt und werden bis heute immer wieder wegdiskutiert. Dazu zählen würde ein existenzsicherndes Einkommen, die Kosten für die missbräuchliche Kinderarbeit oder die fatale Abholzung, die wiederum den Klimawandel anheizt. Brandaktuell bekommt die Folgen davon die ganze Industrie zu spüren, denn die Kakaoernte fällt derzeit weltweit so schlecht aus, dass sich die Kakaopreise an der Börse momentan in einem Rekordhoch befinden. Bingo für die Kakaobauernfamilien, könnte man meinen. Doch gilt auch hier der Grundsatz: Entweder verkaufen die Farmer, wie es die letzten Jahrzehnte der Fall war, viel Kakao für wenig Geld oder sie verkaufen wenig Kakao für viel Geld.

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Ein neues Kapitel für Schweizer Schoggi

Es ist an der Zeit, diese negativen Entwicklungen positiv zu verändern, Alternativen zu finden und ein neues Kapitel zu Schweizer Schoggi zu schreiben. Seit einigen Jahren ist eine neue Schweizer Schoggi-Generation entstanden, welche den Kakao und seine Aromen in der Schokolade feiert, die Produzent in den Fokus rückt, Menschenrechte respektiert und sich für eine gerechtere Verteilung von Risiko und Gewinn in der Produktionskette einsetzt.  

Beim Schoggifestival ehrundredlich kommen 25 Aussteller auf einem Schoggi-Markt zusammen mit einer Auswahl an sorgfältig hergestellter Schokolade, Kakaoprodukten, politischen Botschaften und wissenschaftlichen Erkenntnissen, die Einblicke in die vielfältige Welt der Schokoladenproduktion bieten und mit ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung überzeugen.

Von der Kakaobohne bis zur fertigen Schokoladentafel gibt es viel zu entdecken und zu erleben.

Zwei Herzstücke des Festivals

Mit einem erlesenen Programm, das die gesamte Welt des Kakaos und der Schokolade umfasst, möchte der Good Chocolate Hub am Schoggifestival ehrundredlich eine Brücke schlagen zwischen Kakao-Anbau und Schokoladenkonsum sowie zwischen achtsamem Genuss und verantwortungsvollem Handeln.

Wie viel Kolonialismus steckt in Schweizer Schokolade? Wer bezahlt die wahren Kosten einer Schokolade? Warum eignet sich Schokolade zum Degustieren? Wie stelle ich handgefertigte Schokolade mit einem Metate her? Das Schoggifestival bietet eine Vielzahl an Aktivitäten und Workshops für alle Altersgruppen.

Mit dem besonderen Programm und dem Schoggi-Markt, dem zweiten Herzstück des Festival, verspricht ehrundredlich ein Erlebnis für alle, die mehr über die Welt des Kakaos erfahren  und gemeinsam mit den Veranstaltern eine Reise durch die Welt der Schokolade unternehmen möchten.

Das Schoggifestival ehrundredlich ist eine vom Good Chocolate Hub jährlich organisierte Veranstaltung: 24. März, 10-17h, Kulturareal Mühle Tiefenbrunnen, Zürich. 

Für den Eintritt und die meisten Veranstaltungen ist ein Ticket erforderlich; einige Veranstaltungen sind kostenlos.
Tickets und Programm: www.schoggifestival.ch