Voreilige Einstellung der muslimischen Seelsorge
Das seit dem 1. Juli 2016 laufende Pilotprojekt der muslimischen Seelsorge im Zentrum Juch Zürich-Altstetten wurde vom Staatssekretariat für Migration (SEM) in enger Zusammenarbeit mit der reformierten und katholischen Kirche und dem israelitischen Gemeindebund erarbeitet. Eine wissenschaftliche Evaluation des Projekts hält starke Botschaften als Fazit fest:
- die positive Wirkung der Seelsorge für das Wohlbefinden der Asylsuchenden und der mit ihnen Arbeitenden;
- die gelungene Interreligiosität zwischen christlichen und muslimischen Seelsorgenden, die einen friedensfördernden Impuls zum Ausdruck bringt;
- die gute Erfahrung der Zusammenarbeit zwischen muslimischen Seelsorgenden und den andern Diensten im Zentrum;
- das grosse Interesse nicht nur der beteiligten VIOZ als muslimischer Partnerorganisation, sondern auch weiterer muslimischer Dachverbände, ihre Erfahrungen und Ressourcen für eine mögliche Ausweitung auf andere Bundeszentren einzubringen.
Dass dieses erfolgreiche Pilotprojekt mit gesamtgesellschaftlichem Nutzen nun durch das SEM aus finanziellen und legalistischen Gründen per Ende Juni eingestellt wird, ist kleinmütig und voreilig. Auch werden damit einmal mehr selbsternannte Experten wie Frau Keller-Messahli unterstützt, die in der Tagesschau vom 16. Februar jegliche Zusammenarbeit mit islamischen Verbänden ablehnte. Hier wird fahrlässig verallgemeinert und ein rigoroses Bedrohungsszenario gepredigt, das keiner ernsthaften Analyse standhält.
Belkis Osman-Besler, Mitglied des Interreligiösen Runden Tisches, Vizepräsidentin Vereinigung Islamischer Organisationen Zürich VIOZ und muslimische Seelsorgerin im Asylzentrum Juch. Foto: Sylvia Stam
Der Interreligiöse Runde Tisch im Kanton Zürich, der 2013 die Erweiterung der Seelsorge beim SEM angeregt hat, bedauert den Entscheid. Die Zürcher Involvierten wurden – trotz gegenteiliger Versprechen im letzten Sommer – nicht einbezogen. Zumindest für das Zentrum Juch hätten doch gemeinsam auch Mittel und Wege gefunden werden können, dieses erwiesen positiv wirkende Projekt weiterzuführen. Wir bleiben dran.
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