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Intrigen und Advent

Frühere Informationsbeauftragte Synodalrat
Kerstin Lenz

Schwerpunkte: Online-Kommunikation, Publikumsanlässe und Events

Kerstin Lenz
Was für ein Start ins neue Kirchenjahr! Da schreibt doch der Tagesanzeiger am vergangenen Sonntag: Morgen wird ein Bischof für das Bistum Chur gewählt!
27. November 2020

Indiskretion Nummer 1: Die Zusammenkunft hätte geheim bleiben müssen. Doch zur Wahl kam es dann gar nicht erst. Denn den Domherren waren die päpstlichen Vorschläge nicht genehm. Karikaturist Orlando Eisenmann spitzte für die Südostschweiz seine Stifte und liess den Papst den Domherren eine Kröte servieren. Lecker.

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Die Nicht-Wahl sorgte für Entsetzen und Unverständnis, es hagelte Kritik. Synodenpräsident Felix Caduff forderte in einem offenen Brief den Rücktritt von Generalvikar Martin Grichting: «Auch im Wissen um die Kompetenz der pastoralen Seite fordere ich Sie auf, im Interesse des religiösen Friedens im Bistum Chur zurückzutreten.» Um ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen haben wir für Sie zusammengefasst, wie es weitergehen könnte nach dem Wahlverzicht.

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Nach kurzem  Durchschnaufen platzte dann gestern Abend die nächste Bombe mit Indiskretion Nummer 2: Das streng geheime Sitzungsprotokoll von Montag wurde verschiedenen Medien zugespielt. Es berichteten und zitierten daraus: die Luzerner Zeitung, das rechtskatholische Portal kath.net und das katholische Medienzentrum. Dieses kreierte gar einen eigenen Hashtag #DomkapitelLeaks und titelte «Martin Grichting und Gracia sind Hooligans» (Zitat eines Domherrn!).

In einem Interview äussert sich Franziska Driessen-Reding als Präsidentin des Synodalrat entsetzt zu den protokollierten Aussagen gewisser Domherren: «Dass in der aktuellen Bistumsleitung unhaltbare Zustände herrschen, haben wir ja schon lange gewusst. Dass es derart schlimm ist, erschüttert mich.»

Von Abgründen, Beleidigungen und Diffamierungen spricht auch der Synodalrat in seiner Reaktion von heute: «Diese Ausfälligkeiten dokumentieren einen Macht-Missbrauch durch wenige hohe Kirchenmänner an der breiten Basis unserer Kirche. Das ist ein inakzeptabler Übergriff gegen alle in unserer Kirche engagierten Menschen, Priester, Laientheologinnen und Laientheologen, Ordensleute, Mitglieder kirchlicher Behörden, Aktive in Pfarreien und Gemeinschaften, die tagtäglich im Sinne des Evangeliums wirken und in unserer Welt ein lebendiges Zeichen der Hoffnung setzen.»

Hoffen und Bangen - das Warten auf einen neuen Bischof als Brückenbauer geht auch im Advent weiter.

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Unterdessen warten wir (viel lieber!) gemütlich auf Weihnachten und feiern den ersten Adventssonntag - als Premiere mit einer Pandemie «im Gepäck», die einiges an Kreativität auslöst, zum Beispiel bei Fiona Knecht. Die Designerin hat im Auftrag der Zürcher Kirchen eine Krippe für den Münsterhof entworfen. Dort gibt es in diesem Jahr auch keinen Weihnachtsmarkt aber nun immerhin die schöne Krippe samt Weihnachtsbaum. Ab Montag können wir das Krippenhüsli mit Leuchtkasten bestaunen.

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«Die Szene ist nicht 1:1 von einem Ort in Zürich übernommen, sondern hat diverse Insider-Zitate und Details, die es zu entdecken gilt. Maria und Josef ziehen als obdachloses Paar mit Migroswägeli und Hunden statt Esel auf der Suche nach Unterkunft durch die Stadt», erklärt die Designerin ihren neuesten Krippen-Entwurf, der hoffentlich viele zum Innehalten verführt.

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Ein paar Schritte weiter brennt adventlich-kreativ das Hoffnungsfeuer auf der Limmat zwischen Münster- und Gemüsebrücke, unter dem Motto «Feuer und Flamme für Gottesnähe und Mitmenschlichkeit». Grossmünster-Pfarrer Christoph Sigrist war einer der Initianten und schreibt: «Das Feuer soll die Herzen öffnen und erwärmen. Das Bedrückende soll leichter, das Dunkle erhellt werden.» Ab Sonntagabend brennt das Feuer rund um die Uhr. Täglich um 18.05 Uhr gestalten Pfarrpersonen und Seelsorgende der reformierten, katholischen und christkatholischen Kirche Impulse - live übertragen von den Altstadt-Kirchen und Zürich Tourismus.

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Ist der Adventskranz gebunden, der Adventskalender bestückt? „Nur noch fünfmal schlafen“, sagte meine Tochter heute früh und seufzte. So geht warten – auch ohne Bischof, Intrigen und Ränkespiele.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten, ersten Adventssonntag, herzlich Kerstin Lenz  

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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.