Kirche aktuell

«Kapelle im Stadion ist Geh-hin-Kirche im besten Sinn»

«Kapelle im Stadion ist Geh-hin-Kirche im besten Sinn»
Der Ruhrpott hats und ebenso Berlin: Eine Kapelle im Fussballstadion. Auch das geplante Zürcher Stadion soll einen Gebetsraum erhalten. Daniel Meier, einer der Initianten und Präsident des katholischen Stadtverbandes, im Interview mit Oliver Kraaz.
16. Mai 2018 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Oliver Kraaz: Ein Gebetsraum im Stadion – ist das ein PR-Gag oder heiliger Ernst?
Daniel Meier: Das ist der heilige Ernst, ja. Es macht durchaus Sinn, dass die Kirchen in einem Stadion vertreten sind. In der Seelsorge sprechen wir ja auch von der «Geh-hin-Kirche». Mit der Bahnhofskirche oder der Kirche im Sihlcity hat die Kirche diesen Schritt ja bereits gewagt.

Präsident des Stadtverbandes
Daniel Meier
Der Artikel erschien in der Zeitung «reformiert.ch». Sie selber sind Präsident des katholischen Stadtverbandes – wer steckt jetzt hinter dem Projekt?
Die Betonung auf «Projekt» ist wichtig - weiter sind wir noch nicht. Das Projekt ist aus Kreisen des reformierten und des katholischen Stadtverbandes angestossen worden, bereits im Rahmen des Vorgängerstadions, das an der Urne abgelehnt wurde. Der katholische Stadtverband ist von der Idee nach wie vor sehr angetan. Aber die offizielle Zusage des reformierten Stadtverbandes für das aktuelle Projekt steht noch aus. Erst wenn das grüne Licht erfolgt ist, würden wir vom katholischen Stadtverband her das Projekt weiterverfolgen und die Landeskirchen ins Boot holen.

Ein Alleingang des katholischen Stadtverbandes ist ausgeschlossen?
Ja, für uns kommt nur ein ökumenischer Gebetsraum in der ganzen Breite in Frage.

Nach wie vor steht es in den Sternen geschrieben, wann das Stadion überhaupt eröffnet wird. Warum jetzt der Vorstoss in die Öffentlichkeit?
Die Ausschreibung der Räumlichkeiten findet schon statt, bevor die Bagger auffahren. Jetzt ist die Situation eingetreten, dass im neuen Stadion ein passender Raum zur Verfügung stehen würde – passend von der Grösse und auch von den Kosten her. Daher wurde das seit längerer Zeit bestehende Projekt auch öffentlich ein Thema. «reformiert.ch» hat die Geschichte nun früher gebracht als andere Medien.

Wie sieht es denn mit den Kosten aus?
Es ist noch nicht jeder Nagel und jede Schraube berechnet. Aber die einmaligen Investitionen werden sich für den Bau im gleichen Rahmen wie damals für die Sihlcity-Kirche bewegen. Also von einem Bereich der unter einer halben Million liegen dürfte. Teuer werden die Personalkosten sein. Wichtig ist aber in diesem Zusammenhang: Die Idee ist nicht eine Vollzeit-Besetzung des Gebetsraum. Das würde keinen Sinn machen.

In welcher Rolle sieht sich denn die Kirche im Stadion? Findet Sie die nötige Akzeptanz in diesem doch ungewohnten Umfeld?
Davon bin ich überzeugt. Je natürlicher sich die Kirche den Fussball-Fans zeigt, desto unverkrampfter wird auch der Zugang zu ihr sein. Viel hängt auf jeden Fall von den Persönlichkeiten der Seelsorger ab, sie müssen auch eine Bereitschaft haben, sich als Teil der Fussball-Gemeinde zu verstehen, die mit Leib und Seele im Stadion mitfiebern. Im Fussball und im ganzen Drumherum zeigt sich das pralle Leben – da passt die Kirche bestens rein.

Sie selber sind Präsident des katholischen Stadtverbandes und Verwaltungsratspräsident der künftigen Betreiberfirma des Stadions in einem. Hand aufs Herz: Kommt das Stadion überhaupt?
Ich hoffe es immer noch sehr. Es ist in Zürich sicher komplexer zu Bauen als andernorts, aber ich bleibe - trotz allen Diskussionen – zuversichtlich.