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Aktuell im forum: Kürbis als Symbol

Aktuell im forum: Kürbis als Symbol
Fastenkampagne 2018 - Armut ist weit verbreitet im Senegal. Es fehlt an Nahrung, für Arztkosten müssen Kredite aufgenommen werden, die zu ausweglosen Verschuldungen führen. Ein ausgehöhlter Kürbis wird zum Symbol für den Wandel.
08. Februar 2018 Katholische Kirche im Kanton Zürich

 

Weitere Themen im aktuellen forum: Gratis-Kultur - eine Illusion, Musik aus dem Urwald, Franziskaner in Zürich u.a.

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Mitten im Saloum-Delta, einem der grössten Naturschutzgebiete Senegals, liegt Thialane. Etwa 800 Menschen leben noch auf der Insel, mehr als 2000 sind weggezogen. Die Männer fangen Fische, die Frauen verarbeiten sie und pflücken Muscheln in den Mangrovenwäldern, bauen Gemüse an. Mehr gibt es auf diesem kleinen Flecken nicht zu tun.

Mit einem ausgehöhlten Flaschenkürbis, einer sogenannten Kalebasse, um die sich eine Gruppe bildete, veränderte sich alles. Erinnert sie sich an die Anfänge dieser Kalebassen-Gruppe, strahlt Präsidentin Aminata Bodian*: «An einer Veranstaltung habe ich zum ersten Mal von der Kalebasse gehört. Ich bin zurück auf die Insel gereist und habe die Frauen davon überzeugt, dass auch wir eine solche Solidaritäts-Kalebasse gründen sollen. Das war 2009. Bei der ersten Sammlung kamen 16 Francs CFA (knapp 2 Rp.) zusammen, heute haben wir über eine Million (5000 Fr.) in der Kalebasse.»

Das von der Fastenopfer-Partnerorganisation Fénagie betreute Projekt baut auf Freiwilligkeit und nimmt Rücksicht auf die finanziellen Möglichkeiten der meist weiblichen Mitglieder. In die Kürbisschale zahlt jedes Mitglied bei den Treffen so viel ein, wie gerade zu entbehren ist. Bei der monatlichen Sammlung, die feierlich begangen wird, ist die Kalebasse mit einem weis-sen Tuch bedeckt. Weiss steht dabei für Reinheit und Zuversicht. Jede Spende ist anonym. Niemand sieht, wie viel das einzelne Mitglied einbezahlt.

Aminata Bodian ist seit dem ersten Tag Präsidentin der Kalebassengruppe und jedes Mal, wenn sie zurücktreten will, erklären die andern Frauen, sie wollen keine andere. Nur sie könne die Geschicke der Gruppe so gut lenken. «Ich wusste zu Beginn nicht einmal, was das Wort Präsidentin überhaupt bedeutet», sagt sie lachend. Doch entschlossen packte sie die neue Aufgabe an: Liess die juristische Form festhalten, verteilte Ämter und fand für jede der Frauen eine Aufgabe.

Die 34 Frauen erzählen, dass in der Zeit vor der Kalebasse alles anders war. Keine von ihnen hätte sich für die Gemeinschaft engagiert. Jede hätte ihr Leben gelebt und irgendwie versucht, den Alltag zu meistern. Seit die Kalebassen-Gruppe eingeführt wurde, hätten sie eine Perspektive. So können sich die Frauen bei finanziellen Engpässen Geld ausleihen und es zinslos zurückbezahlen. Kredite werden gesprochen, wenn Geld fehlt, um Schulkosten, Gesundheitskosten oder Nahrung zu finanzieren.

Die Frauen haben mit dem gemeinsam gesparten Geld aber auch die Dorfschule neu eingerichtet und sich Ausbildungen finanziert, in welchen sie etwa lernten, Lebensmittel haltbar zu machen. Das ist – gerade in Knappheitsperioden – überlebenswichtig.

Dies alles hat ihr Selbstbewusstsein und ihre Würde gestärkt. Gemeinsam haben die Frauen von Thialane denn auch schon einiges erreicht. «Doch wir haben noch viel vor», sagt die Präsidentin voller Stolz. «Wir wollen verhindern, dass immer mehr Junge abwandern müssen, weil sie hier keine Zukunft haben. Wir wollen, dass unsere Insel wieder lebenswert ist.»

*Name geändert

Text: Colette Kalt, Fastenopfer