Kirche aktuell

Vom Klimawandel zum Klima wandeln

Vom Klimawandel zum Klima wandeln
Martin Werlen
Pater Martin Werlen lebt seit 1983 im Benediktinerkloster Einsiedeln. Zwischen 2001 und 2013 war er Abt des Klosters und Mitglied der Bischofskonferenz.
Martin Werlen
11. Juli 2017

Martin Werlen, ehemaliger Abt des Klosters Einsiedeln, hielt Ende Juni im Kloster Fahr an einer ökumenischen Impulsveranstaltung für Kirchgemeinden ein flammendes Statement für eine nachhaltige Kirche. Die wichtigsten Gedanken hält er in diesem Beitrag fest.

Klimawandel ist ein negativ besetztes Wort. Herausfordernder ist: Klima wandeln. Wir sind herausgefordert, unser Klima zu wandeln – aus Sorge für unser gemeinsames Haus.

Getaufte erheben ihre Stimme nicht aus parteipolitischen Gründen, sondern im dankbaren Bewusstsein, dass das Leben ihnen anvertraut ist.

Diese Grundhaltung hat Konsequenzen. Wir selbst sind uns anvertraut. Die Mitmenschen sind uns anvertraut. Die Schöpfung ist uns anvertraut. Wir tragen Verantwortung. Sie wahrzunehmen oder nicht wahrzunehmen ist nicht eine politische Option, sondern Glaubenszeugnis.

Interesselosigkeit wiegt schwerer als Ausstieg aus Vereinbarung

In den vergangenen Monaten war das Pariser Übereinkommen immer wieder Thema. Dabei geht oft vergessen: Das Problem ist nicht der Ausstieg aus einer Vereinbarung, das Problem ist der Ausstieg aus der Verantwortung. Und dieser letzte Ausstieg ist verbreiteter und wird kaum diskutiert. Papst Franziskus hat ihn in seiner Enzyklika Monate vor dem Pariser Abkommen in aller Klarheit angesprochen:

«Leider pflegen viele Anstrengungen, konkrete Lösungen für die Umweltkrise zu suchen, vergeblich zu sein, nicht allein wegen der Ablehnung der Machthaber, sondern auch wegen der Interesselosigkeit der anderen. Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen eine neue universale Solidarität.»

Entdecken der Bescheidenheit

Wenn wir unsere Verantwortung in Liebe zur Schöpfung wahrnehmen, wird das einiges in unserem Leben in Bewegung bringen: Abschied vom Egoismus, von Überheblichkeit und Arroganz. Die Bescheidenheit neu entdecken. Das spricht Papst Franziskus eingangs der Enzyklika an:

«Diese Schwester Erde schreit auf wegen des Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien, berechtigt, sie auszuplündern.»

Wir können das Klima wandeln!

Hören wir endlich diesen Aufruf zur Verantwortung als Getaufte! Er geht uns ganz persönlich an. Nur wenn wir persönlich unsere Verantwortung wahrnehmen, können wir auch andere auf diesen Weg mitnehmen. Das beginnt mit kleinen Schritten: Nicht allein im Auto herumfahren; Vermeidung unnötigen Gebrauchs von Plastik und Papier; nur so viel kochen, wie man massvoll essen kann usw. Das Schreiben «Laudato si» ist Ansporn, unsere Verantwortung wahrzunehmen. Wir können das Klima wandeln!

Pater Martin Werlen (55) aus Obergesteln im Goms lebt seit 1983 im Benediktinerkloster Einsiedeln. Zwischen 2001 und 2013 war er Abt des Klosters und Mitglied der Bischofskonferenz. Heute ist er Novizenmeister und Lehrer an der Stiftschule.