Kirche aktuell

Weihnachten: Ich schenke, also bin ich!

Weihnachten: Ich schenke, also bin ich!
Leiter sozialethisches Institut «ethik22» in Zürich
Thomas Wallimann-Sasaki
Dr. theol. Thomas Wallimann-Sasaki ist Leiter des sozialethischen Instituts «ethik22» in Zürich, Präsident a.i. der sozialethischen Kommission Justitia et Pax der Schweizer Bischofskonferenz und Dozent für angewandte Ethik an verschiedenen Fachhochschulen.
Thomas Wallimann-Sasaki
20. Dezember 2013

Haben Sie schon geschenkt? Oder suchen Sie noch nach dem geeigneten Geschenk für diese Weihnachten? Vieles dreht sich in diesen Tagen um das Schenken. Haben Sie sich schon mal gefragt: warum tue ich mir das überhaupt an?

 Schenken heisst wertschätzen

Schenken gehört für die Menschen seit alters her zum Leben. Sie zeigen einander damit ihre Wertschätzung. Und häufig signalisieren Geschenke auch eine gesellschaftliche Stellung und anderes mehr. Gerade deshalb ist es auch benachteiligten oder armen Menschen wichtig, dass sie selber im Restaurant den Kaffee bezahlen oder jemanden einladen können. Selbst dann, wenn es sie wirklich viel kostet. Sie wollen als Menschen erst genommen sein!

 Schenken pflegt Beziehung

Schenken ist eine Art von Beziehungspflege. Und so darf ich mir schon ein paar Gedanken machen, welches Geschenk ich wähle. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten: Ich kann Gutscheine schenken, aber auch Zeit. Oder etwas Selber-Gemachtes. Manchmal ist es ein kleiner Beitrag und manchmal auch die Erfüllung eines ganz konkreten Wunsches.

 Dank wird zum Geschenk

Auf der anderen Seite darf ich auch ein dankbarer Empfänger sein. Wie ich mit einem Geschenk umgehe, zeigt auch, wie ich die Beziehung schätze. Gerade im Zeitalter von SMS, Twitter und andern Kurzmitteilungen entdecke ich immer wieder den klassischen Telefonanruf als besonders wertvolle Möglichkeit, Danke zu sagen. Der persönlich ausgesprochene Dank wird dann zu einem neuen Geschenk!

Das grösste Geschenk: Gott wird Mensch

Schenken und Danken zeichnet uns Menschen als Menschen aus! Es ist kein Zufall, dass Weihnachten weit über den engeren christlichen Kulturraum hinaus für die Menschen von Bedeutung ist. Ich bin ein Mensch und darum kann ich Geschenke machen. Vielleicht werde ich noch viel menschlicher, wenn ich danken kann – und so hinter jedem Geschenk den Menschen wertschätze, der mich beschenkt.

… so ganz nebenbei: um das geht es auch in den Gottesdiensten und in den biblischen Texten von Weihnachten. Das Geschenk, dass Gott Mensch wird, hat die Menschen verändert. Im christlichen Glauben feiern wir, dass an Weihnachten Gott Mensch wird. Ich nehme wahr, dass an Weihnachten die Menschen wirklich Menschen werden – Gott sei Dank!