Kirche aktuell

Das Kreuz mit der Agenda

Das Kreuz mit der Agenda
Arnold Landtwing
Arnold Landtwing
04. Dezember 2013

Meistens nimmt eine Sekretärin im Sommer meine Bestellung für die neue Agenda entgegen und versteht die Welt nicht mehr, wenn ich nicht bis Ende Jahr warten mag, weil mein Jahr früher ausklingt. Nämlich mit dem Christkönigssonntag . Und mein Jahr früher neu beginnt: Mit dem Advent.

Das A und O der Planung

Die griechischen Buchstaben Λ (Alpha) und Ω (Omega), die auf jeder Osterkerze zu finden sind, weisen auf die besondere christliche Festlegung des Jahres hin: Christus ist der Anfang und das Ziel, sowohl des Kirchenjahres als auch unseres Lebens. Also: Warum nicht mehr als die kirchenjährliche Agenda danach ausrichten? Dann wird der Glaube an jesus Christus das A und O jeder Planung während dem ganzen Jahr. Meistens entspannt sich in der Folge mit der Sekretärin ein interessantes Gespräch, über Sinn und Unsinn von Normen und Definitionen. Und meistens ist es dann möglich, dass ich den neuen Kalenderinhalt bereits im Herbst zur Verfügung habe.

Welches ist der erste Tag der Woche?

Überhaupt ist das mit der Agenda so eine Sache. Haben Sie schon einmal eine Agenda gefunden, die nach christlicher Tradition aufgebaut ist – will heissen: der erste Tag der Woche ist der Sonntag, nicht der Montag? Nein? Kein Wunder: die gibt es auch nicht. Der Kalender ist nämlich nach der internationalen ISO 8601 genormt, der den Sonntag als letzten Tag der Woche bestimmt. Daran hält sich die Kalenderindustrie. So wird also der Montag zum ersten Tag der Woche. Die Woche mit dem ersten Donnerstag im Januar gilt dann als die erste Woche im neuen Jahr.

ISO 8601 und anderes nützliches Fachchinesisch

ISO 8601 ist internationaler Standard der ISO, lautet „Data elements and interchances formats –Information interchances – Representation of dates and times“, was zu Deutsch etwa heisst „Datenelemente und Austauschformate; Informationsaustausch; Darstellung von Datum und Uhrzeit“. Diese internationalen Festlegungen von Normen erleichtern die Koordination. Stellen Sie sich vor, was passieren würde, wenn es diese Standardisierung nicht gäbe. Es bräuchte einen Kalender für das Geschäftsjahr, einen für das Kirchenjahr und einen für das Schuljahr. Und für die FIFA wäre eine Fussballagenda notwendig.

Auf was kann ich mich verlassen?

Da stelle ich mir schon die Frage: nach was richten wir uns denn aus? Auf was können wir uns verlassen? Mit der elektronischen Agenda scheint mir oft, dass das Rad der Planung immer noch schneller taktet. Da fehlt nämlich der Leerraum zwischen den Stunden, der Strich in der Agenda, der einfach Raum und Zeit offenhält. In diesem Leerraum erfahre ich den Sonntag als eine Insel des Innehaltens und zwar nicht als Tag, an dem ich mich von der Woche erhole, sondern als Tag, an dem ich frisch gestärkt in die Woche hinein starte. Der Sonntag ist nicht Abschluss, sondern Neubeginn. Im Markus-Evangelium kommen die Frauen am ersten Tag der Woche ans Grab und erfahren dort vom Engel, dass Jesus auferstanden ist. Damit wird das Ende zu einem neuen Anfang.

Auch wenn die grundlegend christliche Optik in der Norm ISO 8601 nicht mehr zu erkennen ist, auf das Kirchenjahr ist wenigstens noch Verlass. Da hat alles seinen Platz und seine Zeit. Und der Kreis schliesst sich.

Elektronische Agenda

Arbeitswoche elektronische Agenda

Und da lobe ich mir dann schlussendlich doch wieder die elektronische Agenda: mit ein paar wenigen Klicks kann ich selber den Wochenanfang festlegen. Und der ist bei mir selbstverständlich der Sonntag. Und damit die Agenda christlich getaktet. Vom Anfang bis zum Ende.