Kirche aktuell

Advent öffnet Fenster und Türen zur Hoffnung

Advent öffnet Fenster und Türen zur Hoffnung
Josef Annen
Josef Annen
02. Dezember 2013

Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wer bin ich? Diese uralte Menschheitsfrage holt mich immer wieder ein. Im Advent erhalte ich auf diese Frage zwar keine naturwissenschaftliche Gewissheit, aber Perspektive und Hoffnung.

Unsere Welt hat keine Fenster mehr. Wohin wir auch schauen, wir begegnen nur uns selbst und unseren Werken. Franz Kafka beschreibt diese Erfahrung in seinem Roman „Der Prozess“. Einem wird der Prozess gemacht. Er weiss nicht, wer seinen Fall behandelt, wer ihn verurteilt. Er trifft nur auf Angestellte, die sich hinter Akten verbergen. Er irrt durch lange Korridore, niemand gibt Antwort. Niemand ist zuständig. Der Verurteilte ist auf sich allein gestellt. In einer Welt  ohne Fenster. In einer Welt, die Angst macht.

Das Leben ist unverfügbar

Als Mensch bin ich mehr als lediglich eingespannt zwischen Geburt und Tod. Dass ich bin, steht mir nicht zur Verfügung; auch nicht, wie lange ich bin.
In der Unverfügbarkeit meines Lebens öffnet sich mir ein Fenster über Raum und Zeit hinaus. Geburt und Tod, Anfang und Ende meines Lebens werfen Fragen auf, die offen bleiben.
Im Advent greife ich diese Offenheit meiner Existenz auf. Ich vertraue mich dem an, der allem, was ist, Leben gibt, wie es der Beter von Psalm 104 bekennt:
„Herr, wie zahlreich sind deine Werke! Mit Weisheit hast du sie alle gemacht … Nimmst du ihnen den Atem, so schwinden sie hin und kehren zurück zum Staub der Erde. Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen.“

Das Fenster zur Ewigkeit

Jesus aus Nazareth, auf dessen Geburtsfest an Weihnachten wir Christen uns im Advent Jahr für Jahr vorbereiten und einstimmen, ist mir der glaubwürdige Zeuge dieser Lebensperspektive. Er selber ist aus Gott geboren vor aller Zeit. Im Ereignis von Tod und Auferstehung ist er zu Gott heimgekehrt. Über der Krippe von Bethlehem liegt der Glanz der Ewigkeit. An Ostern wird der Tod durchbrochen. Jesus öffnet mir das Fenster zur Ewigkeit.

Ich freue mich auf die vier Wochen Advent zu Beginn des neuen Kirchenjahres. Wieder darf ich mit der christlichen Gemeinde Lieder singen, in denen schon Generationen vor mir Lebensperspektive gefunden haben; Lieder, die Fenster und Türen öffnen; die in uns die Hoffnung wach halten:

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.
Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist.
Dein Heilger Geist uns führ und leit den Weg der ewgen Seligkeit.“

Generalvikar Josef Annen