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10 Jahre Hilfreiches und Gutes - 3 wesentliche Erfahrungen

10 Jahre Hilfreiches und Gutes - 3 wesentliche Erfahrungen
Redaktionsteam
Katholische Kirche im Kanton Zürich
Die Beiträge im Blog geben die Haltung der Autoren wider und müssen nicht in jedem Fall mit der offiziellen Haltung der kirchlichen Körperschaft übereinstimmen.
Katholische Kirche im Kanton Zürich
11. November 2014

Wenn Generalvikar Josef Annen gefragt wird, was die Kirchliche Stelle für Gemeindeberatung und Supervision tut, antwortet er jeweils: „Hilfreiches und Gutes.“ So wurde in einem würdigen Rahmen am 30. Oktober 2014 das 10-jährige Jubiläum der Kirchlichen Stelle für Gemeindeberatung und Supervision gefeiert.

Die Stelle ist in der kirchlichen Landschaft der Schweiz einzigartig, steht sie doch im dualen System sowohl der pastoralen als auch der staatskirchenrechtlichen Seite bei Bedarf zur Verfügung – und dies völlig unabhängig und vertraulich.

Komplexe Situationen ergeben sich immer öfters, beispielsweise wenn es um die Organisation von Pfarreien und Kirchgemeinden geht. Nicht selten hilft Stellenleiter Bernd Kopp als Supervisor oder Mediator, Kompetenzen klar zu regeln oder Konflikte zu bearbeiten.

Rede von Generalvikar Josef Annen

Generalvikar Josef Annen dankbar, dass es die Stelle für Gemeindeberatung und Supervision gibt

Generalvikar Josef Annen dankte den Pionieren, welche mit Weitsicht diese Stelle möglich gemacht haben und dem Synodalrat, der die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellt. „Bernd Kopp sage ich von Herzen danke für seine diskrete Arbeit. Er trägt nebst der Ombudsstelle, nebst der Personalförderung des Synodalrates, nebst der Einrichtung der Mitarbeiter- und Fördergespräche viel zur Berufszufriedenheit unseres Personals bei.“

Seit 10 Jahren leistet die Stelle für Gemeindeberatung und Supervision stille Arbeit unabhängig und diskret im Hintergrund. Stellenleiter Bernd Kopp gewährt in Einem Interview Einblick und sagt, wo 2014 der Schuh drückt.

Wie entsteht ein Stelle wie diejenige für Gemeindeberatung und Supervision: fällt die einfach so vom Himmel?

Weihbischof Peter Henrici war massgeblich daran beteiligt, dass in einem dreijährigen Prozess die Stelle konzipiert werden konnte. Nach seiner Pensionierung führten Weihbischof Paul Vollmar und Franz-Xaver Herger das Projekt zur Realisierung.

Drei Generalvikare

Drei Generalvikare: Josef Annen, Paul Vollmar und Peter Henrici

Welche Früchte lassen sich nach einem Jahrzehnt erkennen?

Die Stelle wirkt eher still im Hintergrund und leistet mit Beratung, Supervision und Mediation unspektakuläre Unterstützung, die im Schaukasten nicht ganz vorne hängt. Statistik und Jahresbericht sind eher wie ein Gerüst, das nur bedingt etwas über den „Erfolg“ aussagt. Wichtig ist, dass  die Stelle bei den Seelsorgenden und Kantonalen Einrichtungen bekannt ist und die Dienstleistungen bei Bedarf abgerufen werden. Seitdem Josef Annen Generalvikar ist, kann eine markante Steigerung des Beratungsumfangs ausgemacht werden. Dies liegt darin begründet, dass er die Verantwortlichen für die Stelle sensibilisiert und in schwierigen Situationen auch mit der Stelle vernetzt.

Hat die Supervision nicht eher eine Feuerwehrfunktion?

Leider wird sie so gesehen. Supervision löscht aber keinen Brand in einer Sitzung. Sie ist durchaus Krisenintervention, aber als Prozess. Vor allem. stellt sie systematisch Räume zur Verfügung, in denen das eigene und das kollegiale berufliche Handeln reflektiert werden. Das ist wichtig für eine lebendige, sich entwickelnde Organisation wie eine Pfarrei. Ich wünschte mir, dass dies den Verantwortlichen immer mehr bewusst wird.

Gibt es Problematiken, die heute stärker zutage treten als vor 10 Jahren?

Ich erlebe häufiger, dass ein Arbeitsumfeld oder eine Aufgabe für eine bestimmte Person ungeeignet ist. Das kostet diese Person viel Energie, um den Alltag zu bewältigen. Kommen dann noch Ärger und Demütigungen dazu, macht die Situation krank. Aufgrund meiner Beobachtung nehme ich wahr, dass es heute mehr chronische Überforderungen, mehr innere Kündigungen und Ausgebranntsein gibt als vor 10 Jahren.

Vortrag

Vortrag von Stellenleiter Bernd Kopp

Gibt es ein Thema, das überdurchschnittlich oft auftaucht?

Das Spitzenthema ist Führung.

Ist Führen Handwerk oder Kunst? Lernbar oder gnadenhafte Veranlagung? Erkennt man gute Führung daran, dass die Pfarrei rund läuft und das Personal nicht klagt? Vieles spielt hier zusammen.

Gerade als Kirche sind wir eine Grossinstitution, die als mütterliche Glaubensorganisation und geschwisterliche Gemeinschaft mit himmelhohen ethischen Ansprüchen da steht. Da muss doch auch überirdisch geleitet werden. Zunehmend spielen in die Führungsthematik auch die Generationenfrage hinein sowie unterschiedliche nationale Mentalitäten. Das zeigt, wie anspruchsvoll Führen ist.

Führen benötigt mehr innere Stärke und Integrität als äussere Stärke. Innerlich stark ist, wer Erfolge nicht privatisiert, sondern teilt, für Fehler geradesteht und bei unangenehmen Entscheiden sein Gesicht zeigen kann

Welches sind die drei wichtigsten Lernerfahrungen der letzten 10 Jahre?

  • Erstens: Jede und jeder hat in der Kirche im Kanton Zürich einen öffentlichen Marktwert, einen Ruf. Auf der anderen Seite gibt es einen Teamwert. Ich bin deutlich skeptischer gegenüber dem Marktwert geworden.
  • Zweitens: Es lohnt sich, in Konflikten miteinander unter Beteiligung eines Mediators zu ringen und sie nicht machtmässig zu entscheiden.
  • Eine dritte Erfahrung , die recht selten zum Einsatz kommt: Bei einem verbissenen Konflikt bin ich dankbar, in dieser Glaubensgemeinschaft zu sein. Wenn irgendwann alle fachlichen Instrumentarien ausgereizt sind, kann es möglich sein, auf das Vergeben hinzuweisen. Wir haben die Möglichkeit, einander zu vergeben und Vergebung uns schenken zu lassen. Das ist in anderen Institutionen im Rahmen von professioneller Mediation kaum möglich.