Das Verhältnis Europas mit dem Orient thematisiert
Die Kultur des Orients, verbunden mit dem Islam, fordert Europa heraus, nach seiner eigenen Identität zu fragen. Je nach Epoche hat Europa fasziniert oder misstrauisch nach Osten geblickt. An diesen historischen und kulturellen Hintergründen kommt nicht vorbei, wer die entsprechenden aktuellen Herausforderungen für Europa verstehen will und eine Antwort auf die Frage nach der europäischen Identität und den Werten des sogenannt christlichen Abendlands sucht. Es stellt sich die Frage: Ist Europa ein durch die Aufklärung geprägter Kulturkreis mit verbindlichen Werten? Am Mittwoch, den 24. Januar ab 19.30 Uhr, diskutieren dazu: Amira Hafner-Al Jabaji, muslimische Islamwissenschaftlerin und SRF-Sternstunden-Moderatorin, Pater Christian Rutishauser SJ, Provinzial der Schweizer Jesuiten, und der Philosoph Prof. Francis Cheneval von der Universität Zürich.
Amira Hafner-Al Jabaji formuliert ihre Gedanken zum Verhältnis Europas und dem Orient so:
"Europas Verhältnis zum Orient war stets ambivalent und vielschichtig Es pendelte jeweils zwischen Faszination und Abwertung, zwischen schwülstiger Überhöhung und überheblicher Feindseligkeit zwischen Abgrenzung und Beherrschung, zwischen Rivalität und hegemonialem Anspruch.
Bis heute ist diese Ambivalenz spürbar und anhand vieler Aspekte im Alltag, in der Politik sowie in der Kunst und Architektur sichtbar.
Die gedanklich vorgenommene Trennung in zwei separate Entitäten «islamsicher Orient» und «christliches Europa» entsprach nie der Realität. Dennoch wird gerade heute wieder diese Vorstellung bedient und vermehrt mit unterschiedlichen Wertvorstellungen, (vermeintlichen) Defiziten, Rückständigkeit und Inkompatibilität des «Islam» mit Europa argumentiert. Das hat lange Tradition, kann aber auch auf eine tiefliegende europäische Identitätskrise hindeuten."
Pater Christian Rutishauser (Foto unten) dazu:
«Die zentrale Frage in der Kulturbegegnung von Orient und Europa ist nicht das islamisch-christliche Verhältnis, sondern wie sich Islam und Christentum je zu Aufklärung, Säkularisierung und Globalisierung verhalten. Die Behauptung, das Christentum hätte hier eine Lösung gefunden, der Islam aber noch nicht, verschliesst die Augen vor der Tatsache, dass die traditionellen Kirchen angesichts der Säkularisierung zerfallen. Doch nicht nur Islam und Christentum müssen nochmals je über die Bücher gehen. Die Vertreter von Aufklärung, Säkularisierung und Globalisierung müssen ihr Verhältnis zu Religion und Glaube überdenken, um nicht kulturelle Werte zu verlieren und nicht weiterhin religiösen Fundamentalismus erzeugen.»
Der letzte Abend der Witiker Gespräche am 31. Januar ist dem Zusammenleben von Menschen dieser Kulturen und Religionen gewidmet: Wie funktioniert die Integration? Wie viel Integration kann, soll oder muss sein?
Vorträge und Diskussion
Mittwoch, 24. und 31. Januar 2018, 19.30 - 21.00 Uhr,
Katholisches Pfarreizentrum, Carl Spitteler-Strasse 44
Weitere Informationen hier.
Kommentare anzeigen