Kirche aktuell

Hermann Häring - Jesu Vision als Chance

Hermann Häring - Jesu Vision als Chance
Hermann Häring kritisiert den Stillstand in der Kirche und spricht über Jesu Vision als Chance für Glauben und Ökumene. Foto: zVg
Hermann Häring (80), ein bekannter deutscher Theologe, hat in verschiedenen Artikeln zu Reformation, Ökumene und Kirchenreform Stellung bezogen. Am Montag, den 12. März, wird er in der St. Anna Kapelle in Zürich den «Umbruch im Christentum» und dessen Chance für den Glauben und für die Ökumene skizzieren.
09. März 2018 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Erwin Koller, Präsident der Herbert-Haag-Stiftung, äussert sich zur Diagnose von Häring:

Hermann Häring, Herbert-Haag-Preisträger 2009, kritisiert den Stillstand und findet ihn theologisch unhaltbar. Doch er bohrt tiefer. Hinter den aktuellen Problemen steckt für ihn ganz fundamental eine Engführung der christlichen Theologie auf die Rechtfertigungsfrage. Paulus hat damit begonnen, in der Reformation ist diese Fragestellung nochmals aufgebrochen. Aber die Theologien und die Kirchenführungen haben die konfessionellen Differenzen in Sachen Rechtfertigung im 20. Jahrhundert auch offiziell überwunden.

Warum also beherrschen nach wie vor Blockaden die Szene?

Wir stehen heute unter ganz anderen geistigen Vorzeichen und Herausforderungen. Die Aufklärung und die Säkularisierung haben unsere Gesellschaften erfasst. Theologie und Kirche erstarren davor meist statt darauf einzugehen. Ein wichtiger Weg eröffnet sich, wenn wir hinter die Fragestellungen des Paulus zurückgehen und den ursprünglichen Jesus von Nazaret zum Massstab nehmen. Er geht nicht von einem beleidigten, zürnenden und furchteinflössenden Gott aus, dem man Opfer darbringen, ja gar seinen Sohn selbst abschlachten muss, um ihn zu besänftigen.

Jesu Vision ist das Reich Gottes, das schon unter den Menschen da ist und sich entfaltet, nicht als Kirche oder sonst wie als Institution, sondern als etwas, das wächst wie ein Senfkorn, das Menschen umtreibt wie eine verlorene Münze, das gärt wie neuer Wein; ein gemeinsames Essen, zu dem die Randständigen und Abgeschriebenen eingeladen werden, weil die Zünftigen nicht kommen wollen; ein Selbstverständnis, welches das Fremde, das Jenseitige, das Ganz-Andere, das Absolute Vater und Mutter zu nennen wagt.

Inwiefern Christinnen und Christen diese Vision als Chance erkennen, um einen Neuanfang zu wagen, was sie hinter sich lassen sollen, welche Wandlung (Metamorphose) diese Vision mit sich bringt, und was sie für die Ökumene bedeuten müsste, das ist Thema des St. Anna-Forums.

Hermann Häring: Umbruch im Christentum
Anstösse zur Metamorphose des Glaubens
Vortrag und Gespräch mit Irene Gysel, Präsidentin der Evangelischen Gesellschaft des Kantons Zürich, und Erwin Koller.
St. Anna-Kapelle, St. Annagasse 11, 8001 Zürich, Montag, 12. März 2018, 19 Uhr.

Erwin Koller (77) ist Schweizer Theologe, Seelsorger und Publizist. Zwischen 1979 bis 2002 war er beim Schweizer Fernsehen als Redaktionsleiter verantwortlich für die religiösen Sendungen. 1994 entwickelte er die Sendung ‚Sternstunden‘, die er bis zu seiner Pensionierung Anfang 2003 leitete und oft auch moderierte. Anschliessend war er an den Universitäten Freiburg/CH und Zürich Lehrbeauftragter für Medienethik. 2013 übernahm er das Präsidium bei der Herbert-Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche von Prof. Hans Küng. Der diesjährige Preis der Stiftung geht an Volker Hesse und Andreas Knapp.

Preisverleihung: Sonntag 11. März 2018 um 15.30 Uhr im Hotel Schweizerhof in Luzern.