Vom Product Manager zum Priester: Felix Hunger
Gepflegter Dreitagebart, leuchtend blaue Augen, federnder Schritt. Klar und direkt kommt der junge Mann einem entgegen und begrüsst mit festem Händedruck. Ausserhalb des Pfarrhauses würde Felix Hunger präzis als das durchgehen, was er einst war: erfolgreicher Product Manager einer Grossfirma. Auf dieser Karriereleiter war der 35-jährige wirtschaftlich gesehen auch unterwegs nach oben. Doch dann hat er sich entschieden, die Ebene zu wechseln und zu verkünden statt zu verkaufen. Er entschied sich, Priester zu werden.
Entscheid zum Priestertum? Reift langsam heran!
Wer mit Felix Hunger ins Gespräch kommt, dem wird klar: der Entscheid zum Priestertum ist über viele Jahre herangereift und gewachsen. Aufgewachsen in einem religiös beheimateten und sozialisierten Umfeld war er zunächst Ministrant. Bereits in den Jugendjahren setzte er sich mit der Frage nach seiner Berufung auseinander: „Das erste Mal wahrgenommen habe ich die Frage nach einem Dienst in der Kirche bereits als 14-jähriger – und behielt es erst einmal für mich“, sinniert er im Gespräch. Motiviert machte er eine Ausbildung zum Drogist und erinnert sich: „Hier konnte ich den Menschen gesamtheitlich betrachten und eine Dienstleistung zum Unterstützen der Gesundheit anbieten.“
Im Engagement als Pfarreirat, in der Jugendarbeit und als Firmbegleiter suchte er zusammen mit anderen nach Antworten auf die grossen Fragen des Lebens, wie Jesus-Nachfolge heute aussehen könnte.
Karriere nach oben: Radiomann, Drogist, Manager
Nach einem kurzen Abstecher zum Radio startete Hunger beruflich so richtig durch und wurde bei einem Pharmamulti Product Manager mit Verantwortung für ein Millionenbudget.
Die Frage der Berufung liess ihn nicht los und führte ihn als damals jüngsten Teilnehmer zum Studiengang Theologie. Mit 28 Jahren stellt er die Weichen zum vollen Theologiestudium an der Universität Luzern und in Rom.
Im kirchlichen Dienst angekommen, sammelte er seelsorgerliche Erfahrungen im weitläufigen Glarnerland. An besonders eindrücklichen Erfahrungen nimmt er die traditionellen Rituale und die tiefe Naturverbundenheit der Glarner mit.
Karriere in die Tiefe
„Warum bist du Priester geworden?“ Wer Felix Hunger diese Frage stellt, spürt in der Antwort seine Sehnsucht nach Leben in Fülle:
„Als Priester möchte ich die Sakramente als Geschenk des Lebens und der Hoffnung den Menschen jeden Alters weitergeben, ihnen nahe sein und sie begleiten.“
Der Entscheid zum Priestertum beinhaltet auch den bewussten Verzicht, eine Partnerschaft zu leben. Darauf wird er oft angesprochen. Mit entwaffnender Offenheit und Klarheit steht Felix Hunger dazu, dass sich in diesem Verzicht auch ein grosse Freiheit eröffnet: Der Freiheit, als Seelsorger verfügbar zu sein, aber auch der Freiheit, sich in die Stille zurückzuziehen. „Zölibat darf kein Selbstzweck sein, damit eine egoistische Lebenshaltung uneingeschränkt ausgelebt werden kann“, vermerkt er kritisch. Vielmehr ist es ihm wichtig, gerade in dieser Lebensform sich selber Sorge zu tragen und ein Beziehungsnetz zu pflegen, das über den beruflichen Horizont hinausreicht. „Ein guter Priester gäbe auch einen guten Familienvater – und umgekehrt.“ Punkt.
Auf der Karte zur Einladung zur Weihe steht ein Abschnitt aus dem Hochgebet „Jesus, unser Weg“:
„Lasst uns die Zeichen der Zeit verstehen und uns mit ganzer Kraft für das Evangelium einsetzen. Mache uns offen für das, was die Menschen bewegt, dass wir ihre Trauer und Angst, ihre Freude und Hoffnung teilen und als treue Zeugen der Frohen Botschaft dir entgegengehen.“
Mit diesem Programm im Herzen macht sich der Neupriester auf den Weg.
Eine Karriere nach unten bei den Löhnen der Zürcher Kantonalkirche, 100%-iger sozialer Absicherung und renoviertem Pfarrhaus? Vielleicht täten wir gut daran, mit solchen Naivitäten auszuräumen.
Sehr geehrte Frau Clemençon
Besten Dank für Ihre kurze und punktgenaue Rückmeldung. Ich freue mich, dass Sie Ihre Meinung öffentlich kundtun, denn das ist ja genau der Sinn eines Blogs, dass ein Dialog stattfinden kann. Da ich den Blogbeitrag verfasst habe, stehe ich auch Red' und Antwort. Sie reagieren auf einen Zwischentitel und ich gestehe: da habe ich bewusst ein ungewöhnliches Wortspiel gewagt, das zwischen den Zeilen unvermittelt die Ebene wechselt und deshalb auch provozieren kann. Genauer: Der Karriere nach oben habe ich die Karriere in die Tiefe (nicht: nach unten!) gegenübergestellt. Karriere nach oben verbinden wir wohl beide mit dem gleichen Gedanken: Aufstieg in den Stufen der betrieblichen Führungsriege, Zunahme der Verantwortung im Bereich Führung und Budget, Rechenschaft gegenüber der Chefetage und schlussendlich gegenüber den Aktionären. Dies alles verbunden mit entsprechender finanzieller Anerkennung. Darf ich davon ausgehen, dass wir uns bis hierher einig sind?
Und dann folgt der zugegebenermassen etwas provokative Wechsel der Ebene: die Karriere in die Tiefe beinhaltet eine andere Dimension. Der Priester (z.B. in seiner Aufgabe und Funktion als Pfarrer) trägt auch grosse Verantwortung. In erster Linie für die Seelsorge. Für die seelsorgerliche Begleitung der Menschen, die ihm anvertraut sind. Rechenschaft hat er jedoch nicht gegenüber Aktionären abzulegen, sondern gegenüber seinem Gewissen, dem Nächsten und Gott. Deshalb ist es eine der ersten priesterlichen Aufgaben, dorthin zu gehen, wo die Menschen sind, wo das Leben stattfindet. Das können Hochzeiten sein. Aber auch Tiefzeiten. In seinem priesterlichen Wirken ist er (hoffentlich) da präsent, wo nicht nur die Feiern, sondern auch die Brüche des Lebens stattfinden. Damit ihm das gelingt, braucht er einen Zugang zu den Quellen in der Tiefe, eine geerdete Spiritualität. Der Verfügbarkeit als Priester steht die Freiheit gegenüber, sich mitten im Alltag in die Stille und zum Gebet zurückzuziehen. Darauf ziele ich ab mit dem Zwischentitel "Karriere in die Tiefe" -- und eben gerade nicht auf die finanzielle Dimension. Trotzdem kann ich Ihnen auch zustimmen: Mit Blick auf die Löhne der Kirche im Kanton Zürich wäre ein Zwischentitel mit "Karriere nach unten" tatsächlich unpassend, denn die Löhne sind den Aufgaben und der Verantwortung entsprechend -- ebenso die der Wohnsituation entsprechenden Mietkosten, die für Pfarrhaus, Parkplatz etc. anfallen und selbstverständlich auch von Pfarrern bezahlt werden müssen.
Arnold Landtwing
Informationsbeauftragter Generalvikariat
Der Kirchentag hat gezeigt, was Kirche heute noch sein kann. Sie muss moderner in der Hinwendung zu den Menschen werden, ob im Gottesdienst, in der Musik oder im Angebot an Begleitung.
@Christenfisch
Wenn ich den Text von Ihnen durchlese, könnte ich glatt meinen Sie seien ein Freimaurer! Es ist auch nicht so, dass ich Sie angreifen möchte, und akzeptiere Ihre Meinung, die ich falsch finde. In dem Sinne ‚modern‘ werden, weshalb? Die Katholische Kirche sollte exakt so bleiben und weiter geführt werden - wie bis heute! Nur weil sie die Wahrheit predigt, und die Ungläubige Christen sie nicht hören möchten.... Nicht alles was Neu bzw. „modern“ ist, ist auch gut! Gewisse Dinge kann und sollte man nicht ändern damit die kath. Kirche so bleiben kann, wie sie ist, sonst wäre sie nicht mehr katholisch! Es git nur eine kath. Kirche auf der Welt! Im Gegenzug zu den andern Christlichen Institute, es gibt über 1000 verschiedenen Sekten, (die sich leider auch Christen nennen dürfen!) warum weil sie auch „alles modern haben wollten“ und sich so der Glaube gespalten hat. Der Gott ist nunmal 3-faltig, Vater, Sohn und der Heiliger Geist. Da kann der Mensch nichts dran ändern! Die Macht dies zutun, steht ihm nicht!
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